Deine Katze liegt eingekringelt auf ihrem Lieblingsschlafplatz. Sie schläft tief und fest. Plötzlich beginnen ihre Pfötchen, Augen und das Mäulchen unregelmäßig zu zucken. Was ist los? Musst du dir Sorgen machen, wenn deine Katze im Schlaf zuckt? Hier erfährst du alles Wichtige über das Traumland deiner Katze.
Katzen haben mit durchschnittlich 16 Stunden ein großes Schlafbedürfnis. In dieser Zeit laden sie die Akkus ihres kleinen Hochleistungskörpers mit neuer Energie auf und verarbeiten das Erlebte des Tages. Streng genommen dösen sie allerdings die meiste Zeit davon eher als dass sie tief schlafen würden. Ihre Sinne sind weiterhin auf Empfang, sodass sie blitzschnell vom Schlummermodus in höchste Alarmbereitschaft wechseln können.
Abhängig von Alter, Rasse, gesundheitlicher Konstitution und weiteren Faktoren wie der Jahreszeit variiert die Schlafdauer auf bis zu 20 Stunden pro Tag. Als überwiegend dämmerungs- und nachtaktive Tiere passiert es nicht selten, dass unser Plüschpopo große Teile des Tages verschläft, um mit unserer eigenen Schlafenszeit so richtig aufzudrehen. Sie macht sprichwörtlich die Nacht zum Tag und so kann es beispielsweise passieren, dass die Katze nachts miaut.
Warum zuckt meine Katze im Schlaf?
Die Ursachen, warum deine Katze im Schlaf zuckt, sind vielfältig. Zu den häufigsten Gründen zählen:
deine Katze träumt
gesundheitliche Probleme
nicht optimale Schlafbedingungen
Können Katzen träumen?
Michel Jouvet, Professor für experimentelle Medizin, untersuchte Anfang der 1960er den Schlaf bei verschiedenen Säugetieren, worunter auch Katzen zählten. Er beschrieb u.a. die REM-Phase und untersuchte die hieran beteiligten Gehirnareale. So belegte er in seinen Untersuchungen, dass Katzen - wie wir Menschen - in der REM-Phase träumen und ihre Muskeltätigkeit währenddessen nahezu zum Erliegen kommt (sogenannte Atonie).
Jouvet bewies, dass Katzen während der REM-Phase eine niedrige elektrische Gehirnaktivität bei einer weitgehenden Entspannung der Muskulatur aufweisen. Es ist daher naheliegend, dass sie ähnlich träumen (können) wie wir Menschen.
Was passiert, wenn Katzen träumen?
Durch verschiedene Untersuchungen konnte belegt werden, dass Katzen offenbar ähnlich träumen wie wir Menschen und dabei Erlebtes zu verarbeiten scheinen. Ist die Unterdrückung des Muskeltonus inaktiv, zeigen Katzen während der REM-Phase bspw. Jagdverhalten, schleichen umher, fauchen und scheinen Mäuse und andere Beutetiere zu fangen. Ist der Muskeltonus unterdrückt, zeigt sich das Träumen durch zuckende Augenlieder, manchmal klappert das Mäulchen wie beim Erspähen unerreichbarer Beute, oder die Pfoten rudern in der Luft als würde dein Plüschpopo gerade über eine Wiese sprinten.
Interessanterweise ist dies bei jungen Kätzchen ausgeprägter und nimmt mit steigendem Lebensalter ab. Da der REM-Schlaf insbesondere für das Lernen und Gedächtnis wichtig ist, könnte der Grund darin liegen, dass Kitten deutlich mehr träumen als Katzensenioren. Ihr Gehirn verarbeitet täglich zahlreiche neue Lernimpulse, die es entsprechend zu verarbeiten gilt.
Können Katzen Albträume haben?
Einen validen Beweis für Albträume bei Katzen gibt es (noch) nicht. Dennoch ist es naheliegend, dass auch Katzen von negativen Träumen gebeutelt werden können. Manche von ihnen schrecken nach traumatischen Erlebnissen während der REM-Phase hoch, wirken sichtlich verängstigt oder zeigen sich aggressiv. Sie durchlebten offenbar einen Albtraum.
Wecken solltest du deine wild träumende Katze dennoch nicht, da sie dich im ersten Moment nicht als ihren geliebten Menschen erkennen könnte und aggressiv oder sehr verängstigt auf dich reagieren könnte. Generell gilt: eine schlafende Katze sollte - Albtraum oder nicht - in Ruhe schlafen und regenerieren dürfen.
Biete ihr hierzu unterschiedlich ausgestattete Schlafmöglichkeiten an, damit sie jederzeit wählen kann, ob sie es besonders kuschelig oder doch etwas fester, kühler oder muckelig warm haben möchte und sich dabei eng einkringeln oder lang ausstrecken kann. Bitte berücksichtige, dass sich die individuellen Vorlieben deiner Katze nicht nur saisonal, sondern im Laufe ihres Lebens ändern können. Diesen natürlichen Veränderungen wirst du gerecht, indem du immer verschiedene Optionen für deine Katze bereithältst – auch wenn manche von ihnen eine ganze Zeitlang scheinbar ignoriert werden.
Kann es ein gesundheitliches Problem sein, wenn meine Katze im Schlaf zuckt?
In den meisten Fällen ist das Zucken deiner Katze im Schlaf unbedenklich. Sie verarbeitet lediglich die spannenden Dinge des Tages und träumt ähnlich wie du selbst mal intensiver oder weniger aufregend. Legt sich deine Katze für ihr nächstes Nickerchen ab und beginnt schließlich mit Pfoten, Augenliedern oder Mäulchen zu zucken, ist sie wahrscheinlich ins Land der Träume getapst.
Beobachtest du die beschriebenen Zuckungen wie aus dem Nichts während deine Katze eben noch hellwach war, könnte sie an einer Erkrankung leiden wie bspw. einer Epilepsie, bei welcher das Tier neurologische Krampfanfälle erleidet. Diese treten jedoch (auch) unabhängig eines Schlafs auf und sollten in jedem Fall tierärztlich abgeklärt und bei Bedarf behandelt werden.
In seltenen Fällen können neben den beschriebenen Zuckungen weitere Verhaltensauffälligkeiten während des Schlafens deiner Katze auftreten, die ebenfalls tierärztlich untersucht werden sollten. So kann es vorkommen, dass sie während des Schlafens unbewusst Urin absetzt. Manchmal scheint sie selbst davon wach zu werden und ist in den ersten Sekunden vielleicht desorientiert. Beobachtest du ein ähnliches Verhalten bei deiner Katze, gehe unbedingt zu deinem Tierarzt bzw. deiner Tierärztin und lass das Tier gründlich untersuchen.
Wann sollte ich mir Hilfe von einer Verhaltensberaterin holen?
Im Regelfall ist gelegentliches Zucken im Schlaf deiner Katze unbedenklich, und selbst ein Traum, aus dem das Tier plötzlich aufschreckt und sichtlich durcheinander ist, kann vereinzelt auftreten. Schreckt deine Katze jedoch häufiger plötzlich aus dem Schlaf auf, ist sie insgesamt ängstlich und schreckhaft, kann es sein, dass dein Plüschpopo mit einem nicht verarbeiteten Trauma kämpft oder sein Stresslevel insgesamt hoch ist.
Bist du dir unsicher, suche Rat bei einer Verhaltensberatung, um gemeinsam mit der Expertin bzw. dem Experten zu schauen, wie ihr deine Katze wieder in eine positive Stimmung und schöne Träume bringt.
Bitte beachte, dass diese Information keine konkrete Empfehlung darstellt und den Besuch beim Tierarzt nicht ersetzt. Bitte kläre daher alle auffälligen Symptome immer tierärztlich ab.
Carmen Schell, Inhaberin von Cattalk®, ist als ausgebildete Tierpsychologin (ATN) mit dem Fachgebiet Katze im Rhein-Main-Gebiet, überwiegend rund um Darmstadt und Frankfurt sowie im Online-Coaching tätig. Sie bietet professionelle Unterstützung bei allen Fragen zu der Haltung und Problemverhalten von Samtpfoten. Neben der persönlichen Beratung gibt sie regelmäßig Vorträge und bundesweite Seminare für interessierte Laien und Profis. Ihr Herz hat die Autorin besonders an Katzen aus dem Tierschutz verloren und engagiert sich ehrenamtlich im regionalen Tierschutz.
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