Der Katze Tabletten geben: so klappt´s!

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Katze Tablette geben

Stehen dir schon bei dem Gedanken, deiner Katze eine Tablette zu geben, die Schweißperlen auf der Stirn, weil du mit einem größeren Kampf rechnen musst? Damit bist du weder allein noch hilflos. Wie immer gilt es vor allem, deine Katze frühzeitig auf eine mögliche Tablettengabe vorzubereiten und einen, für euch praktikablen und stressfreien Weg zu üben. Je besser du die Vorlieben und Verhaltensweisen deiner Katze kennst, desto individueller kannst du mit ihr üben und irgendwann stressfrei deiner Katze eine Tablette geben.

Worauf muss ich achten, wenn ich meiner Katze eine Tablette geben muss?

Es gibt verschiedene Methoden, deiner Katze eine Tablette zu geben. Vom Untermischen, Tarnen, der Katze die Tablette direkt ins Maul geben bis hin zum gezielten Einüben, dass der feline Patient auf dein Signal hin die Tablette eigenständig schluckt, gibt es verschiedene Varianten, Medikamente zu verabreichen. In den meisten Fällen ist es hilfreich, die Tablette zu zerkleinern oder zu mörsern, um sie besser verpacken oder einfach schlucken zu können.

WICHTIG: Bevor du das Medikament teilst, erkundige dich, ob das bei dem verordneten Präparat erlaubt ist. Manche Tabletten sind mit einem magensaftresistenten Film überzogen, um den Wirkstoff später im Körper freizusetzen. Diese Tabletten müssen im Ganzen geschluckt werden.

Andere Medikamente dürfen nicht mit bestimmten Nahrungsmitteln oder Futter überhaupt gemischt werden. Es ist wichtig, dich an die Anweisungen des Tierarztes bzw. der Tierärztin zu halten. Erkundige dich also vorab, was du in eurem Anwendungsfall beachten musst.

Ideal ist es, wenn du zusätzlich erfährst, ob die Tablette geschmacksneutral oder ein widerwärtiger Geschmack zu erwarten ist. Diese Information kann dir zeigen, wie sorgfältig du bei der Verabreichung vorgehen solltest und welche Methode überhaupt in Frage kommt.

Mögliche Vorgehensweisen beim Tablette geben

Zu den gängigsten Methoden der Tabletteneingabe gehören:

  • Untermischen
    Das Medikament wird meist zerkleinert oder gemörsert im Futter oder Wasser der Katze untergemischt und “mitgegessen”.
  • Tarnen
    Die Tablette wird – meist auch vorher zerkleinert bzw. gemörsert – idealerweise in eine Leerkapsel gegeben, in ein schmackhaftes Leckerchen gedrückt und der Katze darüber untergemogelt
  • Tablettengeber
    Die Tablette wird mit Hilfe eines Tablettengebers direkt im Rachen der Katze platziert und von ihr geschluckt
  • Direkteingabe ins Maul
    Ohne weitere Hilfsmittel wird die Tablette im hinteren Rachenbereich platziert und von der Katze geschluckt

WICHTIG: Solltest du dich dazu entscheiden, eine Tablette mittels Tablettengeber oder direkt ins Mäulchen zu verabreichen, lass dir diese Vorgehensweise unbedingt von einer medizinischen Fachkraft zeigen und übe sie vor dem Ernstfall über Medical Training. Für eine ungeübte Person – und Katze – kann die Tablettengabe andernfalls zu einem gefährlichen und traumatischen Erlebnis werden, das du unbedingt vermeiden solltest.

Der Katze Tabletten untermogeln: Vor- und Nachteile

Der Gedanke, ein Medikament zu mörsern und deiner Katze unter das Futter zu mischen, mag für dich verlockend scheinen. Er ist mit minimalem Aufwand verbunden und wirkt auf den ersten Blick unkompliziert. Dennoch möchte ich dir von dieser Methode abraten. Schmeckt die Tablette widerlich, verschmäht deine Katze möglicherweise nicht nur die angebotene Futterportion, sondern wird mit jedem weiteren Versuch der Überlistung vorsichtiger und wählerischer bei der Nahrungsaufnahme.

Nicht selten führt diese Methode auf kurz oder lang zu den bei Katzen so oft vertretenen Futtermäklern und im schlimmsten Fall dazu, dass deine Katze nicht frisst. Kein Wunder, wenn dein Minitiger die Erfahrung machen musste, dass selbst das Lieblingsfutter plötzlich ungenießbar wird. Ein ähnlicher Effekt kann bei geschmacksneutralen Medikamenten auftreten, wenn unmittelbar nach deren Einnahme eine unangenehme Nebenwirkung auftritt. Das Tier verbindet dann das Unwohlsein mit der aufgenommenen Futterportion – und meidet sie für eine gewisse Zeit oder für immer. Dieses Risiko euch noch zusätzlichen Stress bei der Fütterung einzuhandeln solltest du nicht eingehen, sondern eine andere Variante der Verabreichung wählen.

Tipps & Tricks um der Katze Tabletten zu geben

Mein persönlicher Favorit bei der Tablettengabe: Besorge dir in der Apotheke oder im Onlinehandel Leerkapseln. Du erhältst sie in verschiedenen Größen und teilweise mit unterschiedlichen Geschmacksrichtungen wie Huhn oder Lachs. Wähle eine möglichst kleine Kapsel (Größe 5 ist die kleinstmögliche) und verteile das Medikament besser in mehrere kleine Kapseln als in eine große.

Je kleiner die Kapsel ist, desto besser lässt sie sich im nächsten Schritt in einem leckeren Snack oder eine Schleckpaste verpacken und – geschmacks- und geruchsneutral – in einem Happs runterschlucken. Ist die Kapsel größer, besteht die Gefahr, dass sie sich beim Kauen deiner Katze öffnet und der vielleicht widerliche Geschmack des Medikaments spürbar wird. Verwende eine möglichst kleine Menge der Leckerei zum schnellen Abschlucken und variiere zwischen den einzelnen Leckerchensorten.

Musst du der Katze noch nicht akut ein Medikament verabreichen, übe diese Tablettengabe idealerweise in einer Trickübung ohne Medikament. Dafür präparierst du zunächst ein paar Leerkapseln und rufst deine Katze in einer entspannten Situation zu dir. Nun gibst du ihr das Signal „Treat“ (oder ein anderes, kurzes Wort, das für sie noch keine Bedeutung hat) und sofort ein Leckerchen.

Wiederhole den Vorgang zwei bis drei Mal. Als Nächstes folgt auf ein neues Signal „Pill“ und sofort die (verpackte) Leerkapsel. Schluckt deine Katze auch dies, kommt als Nächstes wieder „Treat“ gefolgt von einer besonders beliebten Belohnung und deine Katze wird dafür gefeiert, dass sie eigentlich nur ein Leckerchen geknuspert hat. Wiederhole diese Übung täglich und variiere die Anzahl der gegebenen Leerkaspeln, damit du bei Bedarf mehrere Kapseln in einem Durchgang verabreichen kann.

Diese Methode funktioniert auch ohne Leerkapsel bei geschmacksneutralen Medikamenten oder solchen, die „noch ok“ schmecken. Ist der Geschmack widerlich, verwende in jedem Fall Leerkapseln, um den Geschmack zu vermeiden.

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Sonderfall: Flüssigkeiten verabreichen

Grundsätzlich lassen sich flüssige Medikamente ebenfalls über diese Methode verabreichen. Hier kannst du das „Sandwich“ (Leckerei – Medikament – Leckerei) über eine Einwegspritze ohne Nadel zusammenbauen. Du ziehst eine kleine Menge leckerer Schleckpaste oder ähnliches auf, gefolgt von dem Medikament und abschließend wieder die Leckerei. Deine Katze darf dann zunächst etwas von der Leckerei aus der Spritze schlecken, erhält schließlich das flüssige Medikament gefolgt von einer weiteren Leckerei und großem Hurra und Trara von dir.

Was kann ich tun, wenn meine Katze sich wehrt?

Erfolg und Misserfolg bei der Tablettengabe sind im Wesentlichen von zwei Komponenten abhängig: Deiner persönlichen Einstellung zur Eingabe und eurer gemeinsamen Übung! Du kannst nicht zu früh beginnen, dich und deine Katze auf eine Tabletteneinnahme vorzubereiten. Neben der beschriebenen Vorgehensweise gibt es Fachkräfte, die dich in einem wertschätzenden und artgerechten Medical Training unterstützen und mit dir zusammen eine für euch alle stressfreie Methode unterstützen kann. Es liegt in deiner Verantwortung, nicht darauf zu warten bis der Ernstfall eintritt und dann unter Erfolgsdruck vorgehen zu müssen.

Musst du deiner Katze akut ein Medikament geben und du stößt an eure Grenzen, sprich frühzeitig mit deinem Tierarzt bzw. deiner Tierärztin oder ziehe eine Verhaltensberatung zur Hilfe. Vielleicht gibt es eine alternative Behandlungsmöglichkeit, ein Medikament mit höherer Akzeptanz oder du erhältst ein unterstützendes Training an die Hand, dass dir und deiner Patientin hilft, die Medikation entspannt einzugeben. In keinem Fall solltest du täglich mit deiner Katze darum kämpfen, die Tablette einzunehmen, da auch das euer Verhältnis nachhaltig stören kann.


Carmen Schell, Inhaberin von Cattalk®, ist als ausgebildete Tierpsychologin (ATN) mit dem Fachgebiet Katze im Rhein-Main-Gebiet, überwiegend rund um Darmstadt und Frankfurt sowie im Online-Coaching tätig. Sie bietet professionelle Unterstützung bei allen Fragen zu der Haltung und Problemverhalten von Samtpfoten. Neben der persönlichen Beratung gibt sie regelmäßig Vorträge und bundesweite Seminare für interessierte Laien und Profis. Ihr Herz hat die Autorin besonders an Katzen aus dem Tierschutz verloren und engagiert sich ehrenamtlich im regionalen Tierschutz.


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