Coronakrise für Katzen: genervte Mitbewohner

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Coronakrise für Katzen

Seit mittlerweile vielen Wochen steht unser aller Leben Kopf: die einen sind berufsbedingt am Limit ihres täglichen Arbeitseinsatzes und dabei viel außer Haus. Die anderen sind nahezu ständig zuhause – im Homeoffice oder mit einer überwiegend unfreiwilligen Freizeit beschert. Die „Zuhause-Bleiber“ schenken ihren Katzen eine ungewohnte, fast permanente Anwesenheit, worüber sich viele Samtpfoten sichtlich freuen. Die Coronakrise bedeutet für die meisten Katzen 24 Stunden Roomservice – wer hätte das nicht gern?!

Viel Zeit für die Katze – Fluch oder Segen?

Allerdings gibt es sie tatsächlich, die Tiere, denen wir mit unserer Daueranwesenheit ganz gehörig auf die Nerven gehen. Katzen schätzen als Gewohnheitstiere ihre Routinen. Morgens vielleicht ein wenig Action mit Frauchen, danach eine Runde durchs Revier nach dem Rechten schauen und dann wird ausgiebig gedöst. In der Zeit, in der wir normalerweise arbeiten gehen, schätzt sie vor allem eins – ihre Ruhe! Kein Kindergewusel, kein staubsaugendes oder telefonierende Frauchen und sonst auch niemand, der zu den unmöglichsten Zeit Lärm um sie herum verbreitet oder gar eine Interaktion von ihr fordert. Tja und jetzt herrscht seit Wochen Dauerbeschallung in des Kätzchens Ruhereich. Insbesondere Wohnungskatzen haben nur wenig Ausweichmöglichkeiten, wo sie wieder ihrem ungestörten Nichtstun frönen können. Während es manche unter ihnen bei einem hingebungsvollen Seufzen belassen, reagieren andere mit Gereiztheit oder gar Verhaltensproblemen. Sie kommen mit dem Stress, der mit dem „zu viel an Mensch“ verbunden ist, nicht gut zurecht. Was tun?

Struktur, Verständnis und eine Portion Ruhe

Katzen sind opportunistische Gewohnheitstiere. Sie lieben Routinen, strukturierte Abläufe und picken sich möglichst die angenehmsten Aspekte heraus. Deine Katze hat sich zumeist über einen langen Zeitraum daran gewöhnt, dass du morgens das Haus verlässt und erst nach vielen Stunden zurückkehrst. Hast du einmal früher Feierabend, ist es nicht ungewöhnlich, wenn dich sie dich erst einmal ignoriert oder eher verschlafen anschaut. Es ist nicht „deine Zeit“. Ändern sich nun deine Ab- und Anwesenheiten grundlegend – sowohl in der aktuellen Krise, aber auch bei einem Schichtdienstwechsel, einer neuen Homeoffice- oder Bürotätigkeit, Rente oder anderen, zeitlich einschneidenden Veränderungen, ist für deine Katze der Aufbau einer neuen Struktur essenziell. Sie sollte sich möglichst auch weiterhin auf die gewohnten Eckpfeiler eures Zusammenlebens verlassen können. Füttere die Katze möglichst zu den gleichen Zeiten, Beschäftigung und Qualitätszeiten sollten möglichst in etwa gleich bleiben und in Maßen durch zusätzliche Angebote ergänzt werden.

Im Land der Träume

Achte insbesondere auf Ruhe- und Schlafzeiten deiner Katze und störe sie in diesen Phasen nicht. Selbst der im Hintergrund laufende Fernseher oder das Radio sind eine zusätzlich (Lärm)-Belastung für die sensiblen Samtpfoten und sollten auch auf ihre Bedürfnisse abgestimmt werden. Sollte dein Minitiger sein Mittagsschläfchen bisher im Wohnzimmer verbracht haben und ist dieses durch deine oder die Anwesenheit deiner Familie nun zum Bahnhofsvorplatz geworden, richte eine kuschelige Alternative in einem weniger frequentierten Raum ein. Idealerweise mochte deine Katze diesen Raum vor der Umstellung bereits und tut sich mit einer zusätzlichen Leckerei und damit verbundenen freundlichen Einladung von dir leicht, das neue Quartier anzunehmen. Ein von dir benutztes Kleidungsstück oder eine Decke an ihrem neuen Schlafplatz vermitteln ihr zusätzliche Sicherheit durch deinen Geruch. Lehne die Zimmertür ein wenig an, sichere sie aber gleichzeitig gegen ungewolltes Zufallen. Stelle auch sicher, dass deine Katze möglichst alle wichtigen Ressourcen erreichen kann, ohne allzu sehr mit deinem Trubel in Kontakt zu kommen. Eine zusätzlich platzierte Katzentoilette und ein Futterschälchen sollten gut und schnell erreichbar sein.

Hat sich deine Katze zurückgezogen, respektiere unbedingt ihr Ruhebedürfnis und widerstehe deinem Drang, immer wieder nach ihr zu sehen und sie vielleicht aus einer Tiefschlafphase zu reißen. Möchtest du deine Katze von deiner aktuell vermehrten Anwesenheit profitieren lassen, nutze die Zeit vielmehr für Ideen, die du auch nach dieser Zeit anbieten kannst. Das können beispielsweise solitäre Spielangebote sein wie Fummelbretter und Intelligenzspielzeuge, die du aktuell selbst basteln und mit deiner Katze gemeinsam erkunden und testen kannst. Biete ihr diese neue Beschäftigung zu Zeiten an, in denen du üblicherweise die Wohnung verlässt. Tut sich deine Katze schwer, das neue Angebot zu verstehen, kannst du ihr jetzt helfen, wie sie die Aufgabe bewältigen kann – und ist später eigenständig dazu in der Lage, die Leckerei zu erarbeiten. Ihr verbringt also jetzt Zeit miteinander, die deine Katze nicht überfordert und gleichzeitig für die spätere Zeit vorbereitet.

Zu guter Letzt

Selbstverständlich spricht nichts dagegen, wenn deine Spiel- und Kuschelzeiten aktuell etwas länger ausfallen und du auf deine Katze eingehst, wenn sie zwischendurch den Kontakt zu dir sucht. Kleine Anpassungen in eurer Lebensweise können eine Bereicherung für beide Seiten sein. Bedenke dabei immer, dass jede größere Veränderung – egal in welche Richtung – dein gewohnheitsliebendes Tier überfordern kann. Struktur, Gleichmäßigkeit und eine gesunde Mischung aus Beschäftigung und Ruhe sind ideal.


Carmen Schell, Inhaberin von Cattalk®, ist als ausgebildete Tierpsychologin (ATN) mit dem Fachgebiet Katze im Rhein-Main-Gebiet, überwiegend rund um Darmstadt und Frankfurt sowie im Online-Coaching tätig. Sie bietet professionelle Unterstützung bei allen Fragen zu der Haltung und Problemverhalten von Samtpfoten. Neben der persönlichen Beratung gibt sie regelmäßig Vorträge und bundesweite Seminare für interessierte Laien und Profis. Ihr Herz hat die Autorin besonders an Katzen aus dem Tierschutz verloren und engagiert sich ehrenamtlich im regionalen Tierschutz.


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