Zeckenschutz: Hausmittel oder Pharma-Produkte?

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Zeckenschutz

Neben einer vielfältigen Auswahl an pharmazeutischen Präparaten werden online diverse Hausmittel und alternative Möglichkeiten besprochen oder gar empfohlen, die die kleinen Blutsauger mehr oder minder von Hund und Katze fernhalten sollen. Im Folgenden erfährst Du welche Alternativen es zum Zeckenschutz gibt und wie sie wirken.

Kokosöl

Die in Kokosöl enthaltene Laurinsäure mögen Zecken nicht. Tests mit eingeölter Menschenhaut zeigen, dass Zecken diesen Bereich meiden. Die Wirkdauer liegt zwar bei ca. 6 Stunden nach Auftragen, aber einen Hund vorm Spaziergang oder gar eine Freigängerkatze 2-3x täglich komplett einölen? Oral verabreicht wirkt sie in kleiner Dosierung nicht zeckenabwehrend. In hohen Dosen hingegen führt sie im Darm zu anhaltenden Durchfällen und kann im äußersten Fall eine Bauchspeicheldrüsenentzündung auslösen.

Schwarzkümmelöl

In einem ‚Jugend forscht‘-Versuch mit einem labyrinthartigem Aufbau aus dem Jahr 2014 wurde gezeigt, dass die hohe Konzentration an ätherischen Ölen abstoßend auf Zecken wirkt. Welcher Stoff jedoch ausschlaggebend für diese Wirkung ist, wurde noch nicht ausreichend untersucht.
Auch welche Auswirkungen diese Stoffe über einen längeren Zeitraum auf Hunde und Katzen haben können, ist ebenfalls kaum erforscht. Die Tierversuche wurden nämlich meist an Ratten und Mäusen durchgeführt.

Sicher ist jedoch, dass sich Schwarzkümmelöl bei Katzen in der Leber anreichert und dort bei entsprechender Konzentration zum Leberversagen führen kann. Sozusagen ein potenter Stoff mit großer Nebenwirkung.

Knoblauch

Es wird sich langsam rumgesprochen haben, dass Zwiebeln und andere Lauchgewächse für Hunde in hoher Dosis giftig sind da die enthaltenen Schwefelverbindungen eine Zerstörung der roten Blutkörperchen verursachen können. Auch wenn in der Regel keine so hohen Konzentrationen in verkäuflichen Pellets oder Pulver erreicht werden, existiert lediglich eine einzige Studie, die eine gewisse Zeckenabwehr bei einem Säugetier belegt – und zwar beim Menschen. Bei 100 Soldaten in Schweden wurde lediglich gezeigt, dass die ‚Knoblauch-Crew‘ in etwa ein Drittel weniger Zeckenbisse hatte.

Bernsteinkette

Die Schutzwirkung soll bei diesem gelben Schmuckstein auf elektrostatischer Aufladung und einem harzigen Geruch beruhen – zu beiden Mechanismen existiert jedoch keine belastbare Studie.
Selbst unter getragenen Bernsteinhalsketten habe ich persönlich schon Zecken entfernen müssen, die eigentlich schon durch die mechanische Reibung hätten loslassen müssen. Da die Parasiten jedoch extrem widerstandsfähig sind, konnte sie selbst diese anhaltende ‚Störung‘ nicht von ihrer Mahlzeit abhalten.

Homöopathische Prophylaxe

Man findet öfters den Hinweis Ledum Globuli mit einer bestimmten Potenz in verschiedenen zeitlichen Abständen zur Prophylaxe gegen Zecken zu geben – dies entbehrt jeder Grundlage eines seriös arbeitenden Homöopathen nach Samuel Hahnemann. Selbst der Verband Deutscher Tierheilpraktiker e.V. distanziert sich ganz klar von dieser sogenannten ‚Ledum-Lüge‘.

Die rezeptpflichtigen Produkte beim Haustierarzt

Die Pharmaindustrie hält, wie schon eingangs erwähnt, eine Vielzahl an Präparaten zum Zeckenschutz bereit. Man entscheidet zwischen repellierend (der Parasit beißt erst gar nicht zu) und nicht repellierend (die Zecke beißt zu und stirbt dann rasch nach Hautkontakt ab).

Die Produkte werden dabei in drei Darreichungsformen angeboten:

  1. Spot-Ons (Tropfen auf die Haut im Nacken) existieren schon seit Jahrzehnten auf dem Markt, beispielsweise der Wirkstoff ‚Fipronil‘ seit 1993.
  2. In Form von Halsbändern ist die Zeckenprophylaxe eher ein Nischenprodukt und wird seltener genutzt, dabei halten sie mitunter bis zu 6 Monate zeckenfrei.
  3. Die neueste Generation bilden die oralen Ektoparasitika – sozusagen Tabletten, die oral mit einer Hauptmahlzeit eingenommen, einen Schutz zwischen 4 und 12 Wochen bieten.

Infografik Zecken Risikogebiete

Fazit

Aufgrund der schlechten oder teilweise rudimentären Studienlage zu Alternativen bei der Zeckenabwehr rate ich persönlich von Hausmitteln ab. Es geht darum möglichst alle Blutsauger in sämtlichen Größen und Entwicklungsstadien abzuwehren, da jede Einzelne einen potentiellen Überträger von gefährlichen Krankheitserregern darstellt. Da hilft es nichts, wenn man gefühlt ein paar weniger vollgesogen und satt am geliebten Haustier findet.

Was mich persönlich an den Empfehlungen für so manches Hausmittel ärgert: regelmäßig habe ich Patienten in meiner Sprechstunde, deren Tierhalter sich aufgrund des anhaltenden Pharma-Bashings auf diversen sozialen Plattformen für den vermeintlich ’sanften Weg‘ entschieden haben.
In der Praxis sind sie aber oftmals wegen multipler Symptome, die leider nicht selten von einer Anaplasmose oder gar Babesiose herrühren – Krankheiten, die beim Biss von infizierten Zecken übertragen wurden.

An dieser Stelle muss klargestellt werden: Als Tierarzt verdiene ich selbstverständlich am Rezept fürs Pharma-Produkt, an der Behandlung eines kranken Tieres durch zeckenübertragene Erkrankungen jedoch um ein vielfaches mehr.

Rezeptpflichtige Präparate sind keine Smarties. Sie wirken und sind keine Lifestyle-Drogen, die in der Hundeschule gedealt werden. Wenn Du mit Deinem Tier in einem Zecken-Risikogebiet wohnst, schütze es bitte vor jedem Zeckenbiss und nicht vor vielleicht jedem Dritten!

Pass auf Dich und Deinen Liebling auf!


Sebastian Goßmann-JonigkeitTierarzt Sebastian Goßmann-Jonigkeit ist seit 2012 praktizierender Tierarzt für Kleintiere in Engelskirchen bei Köln. Dort leitet er die Praxis gemeinsam mit seiner Frau. Sein Faible gilt der Zahnmedizin für Hunde und Katzen – daher fühlt er sich zwischen Dentalröntgen und Zahn-OP auch besonders wohl. In seiner Freizeit bloggt er auf Facebook und Instagram.


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Kommentare, Fragen und Antworten
  1. Karl-Peter Schmidt sagt:

    Ich habe eine Norfolk Hündin. Nach der Applikation von Bravecto ging es ihr sehr schlecht. (Steht auf der Liste mit den meisten Todesfällen) . Vor drei Jahren habe ich ihr ein Halsband mit EM-Keramik Pipes umgelegt. Da wir zu 99% ohne Leine Gassi gehen, kann sie alle „Ecken“ die sie interessieren erkunden. Sie hatte seitdem nicht eine einzige Zecke. Einmal zwei Flöhe, die waren schon so inaktiv, dass ich sie ohne Probleme von der Nasenspitze abnehmen konnte. Das sind zu diesem Problem meine Erfahrungen. Ich habe seit 50 Jahren Hunde und mit Chemie nur negative Erfahrungen gemacht.

  2. Claudia Kouril-Zyzik sagt:

    Sehr geehrter Herr Goßmann-Jonigkeit,

    ich bin auf der Suche nach einem Zecken bzw. Parasitenschutz für unsere fast 2Jährige Labradorretrieverhündin auf Ihren Bericht gestoßen.

    Was genau würden Sie denn nun empfehlen?
    Ich bin wirklich hin und her gerissen. Gerade hatten wir das Seresto Halsband für ca. 2 Wochen dran. Keine Zecke aber dafür heftiger Durchfall.

    Könnte natürlich auch ein Magen Darminfekt gewesen sein oder etwas was sie aufgenommen hat.

    Mach ich das Halsband wieder dran und sie bekommt nach 2 Wochen wieder Durchfall bin ich dann auch nicht schlauer. Könnte dann auch wieder ein Magen Darmvirus sein. Es ist echt schwierig, man will seinen Hund und natürlich auch die Familie, inkl. Kleinkinder, schützen aber alle auch nicht ständig einer Chemiekeule aussetzen.

    Ich würde mich freuen einen richtig guten Tip zu bekommen.

    Vielen Dank schon mal im voraus.

    Mit freundlichen Grüßen

    Claudia Kouril-Zyzik

  3. Andrea sagt:

    Bei den Hausmitteln werden die negativen Eigenschaften angegeben aber der gute Tierarzt hat wohl dies bei den Chemiekeulen vergessen. Denn diese verursachen leider Krebs und schaden den Hunden teilweise sehr. In risikoarmen Gebieten würde ich immer die Hausmittel nutzen, denn nicht jede Zecke überträgt Borreliose.

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