Hund beißt beim Spielen – Das musst du wissen!

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Hund beißt beim Spielen

Hunde sind bekannt dafür, dass sie treue Begleiter und beste Freunde des Menschen sein können. Viele Vierbeiner genießen es, mit anderen Hunden zu toben oder mit ihren Haltern zu spielen. Gemeinsame Zeit zu verbringen, schafft ganz besondere Momente für den Zwei- und Vierbeiner. Leider kann es in manchen Situationen vorkommen, dass der Hund während des Spielens auch mal etwas fester zubeißt oder schnappt. Das wirkt für den einen oder anderen befremdlich und wird häufig auch emotional negativ bewertet. Doch der Kontext drumherum verschafft meistens Aufklärung darüber, ob es wirklich ein zielgerichteter Biss war oder eher aus dem Spielerischen ein wenig Übermut. Dein Hund beißt beim Spielen? – Dann wollen wir hier einmal ganz genau hinschauen.

Der Hund beißt – ein sensibles Thema

Wenn ein Hund seine Zähne zeigt, wird dies meist direkt mit Aggressivität, einem gefährlichen Hund und großer Gefahr gleichgesetzt. Die Stimmung verhärtet sich meistens in solchen Momenten. Wir alle wissen selbst gut genug, dass in einer aufregenden Situation viele Dinge anders empfunden werden als in Situationen, die wir tiefenentspannt beobachten. Zudem nimmt jeder Hundehalter die Situation aus einem subjektiven Blickwinkel wahr. Dies führt meist dazu, dass in dem Moment nicht alle Stressanzeichen und Drohgesten des Hundes gesehen werden, eben einfach, weil wir nur unseren (subjektiven) Blickwinkel sehen.

Wir könnten hier allerdings eine klare Unterscheidung treffen zwischen unserer emotionalen Verbindung, die mit solchen Situationen einhergeht, und der Sichtweise der Verhaltensbiologie. Denn Aggressionsverhalten gehört zum hündischen Verhalten ganz natürlich dazu. So dient es als kommunikatives Regulativ auch der Selbstverteidigung oder auch um sein Gegenüber auf Abstand zu halten, Grenzen zu stecken und damit eben auch Konflikte möglichst verletzungsarm zu lösen, Ressourcen werden gesichert oder die soziale Gemeinschaft beschützt. Es handelt sich also um ein normales und genetisch fest verankertes Verhalten. Wir zählen dabei zum Aggressionsverhalten mehrere Verhaltensweisen wie das Imponierverhalten, das offensive und defensive Drohverhalten und das gehemmte und ungehemmte Angriffsverhalten. Aggressionen werden dabei immer nur in so einer Intensität gezeigt, wie es in der jeweiligen Situation notwendig ist, um das Ziel zu erreichen. Das bietet dem Hund natürlich eine große Bandbreite an Kommunikationsmöglichkeiten durch sein Ausdrucksverhalten. Das bedeutet, es gibt unheimlich viele kleine Nuancen des kommunizierenden Körpers, die schnell übersehen werden können.

Defensives Drohverhalten

Beim defensiven Drohverhalten kann es so unter anderem zum Abwehrschnappen kommen. Dabei macht der Hund auch mal mehrere Bisse in die Luft in Richtung seines Gegenübers. Seine Körperhaltung ist nach hinten verlagert, seine Ohren angelegt, seine Zähne sind gebleckt. Der Hund zeigt soziale Unsicherheit. Fühlt ein Hund sich bedrängt, kann er durchaus solch ein Abwehrschnappen zeigen. Dies kann schnell fehlinterpretiert werden und als Beißversuch wahrgenommen werden.

Gehemmtes und ungehemmtes Angriffsverhalten

Beißt ein Hund hingegen wirklich zu, kann das gehemmt, also nicht mit voller Beißkraft, oder auch ungehemmt, dann mit voller Beißkraft gezeigt werden. Anhand der Verletzungen sowie der Tiefe des Bisses kann erkannt werden, um welche Art Biss es sich handelt. Zu erkennen ist aber auch eine Angespanntheit des Hundekörpers. Entsteht ein Biss in einem solchen Kontext, sollte dies näher durch einen gut ausgebildeten Hundetrainer analysiert werden. Im Spielverhalten sieht es oft anders aus.

Hund beißt beim Spielen

Spiel ist wichtig – aber bitte nur entspannt

Da beim Spiel aus allen Funktionskreisen Verhaltensweisen gezeigt werden, kommen eben auch Elemente aus dem Aggressionsverhalten in der Interaktion vor. Hier ist es wichtig zu wissen, welche Kriterien zum Spielen dazu gehören, um sie vom echten Aggressionsverhalten unterscheiden zu können.

  • Die Stimmung ist während des Spiels entspannt, denn Hunde können nur dann auch spielen, wenn die Atmosphäre locker und entspannt ist. Stress hindert und blockiert das Spiel. Zudem darf kein Hund Angst haben, d. h. auch beim Interagieren mit dir darf dein Hund keine Angst vor dir haben oder sich durch deine Körpersprache bedroht fühlen. Dies bedeutet aber auch zeitgleich, dass echtes Spiel nicht Zustand kommt, wenn der Hund angespannt ist. Somit würde es eine echte Beißmotivation ausschließen, da es sich nicht mit echtem Spielverhalten vereinbaren lässt.
  • Im Spiel unter Hunden wechseln die Verhaltenselemente immer schnell. Ebenso wechseln die Positionen regelmäßig. Jeder der Hunde ist mal der Gewinner und eben auch mal der Verlierer.
  • Ebenso kann es manchmal unter Hunden beim Spielen sehr wild zugehen. Da kann es Zerr- und Beißspiele geben und zu gegenseitigen Balgereien kommen. Die Hunde nutzen ihre Zähne, um andere Hunde zu fangen und zu halten. Ist es für einen Hund zu fest, wird aufgejault und sein Gegenüber lässt los. Danach kann das Spiel weitergehen.
  • Die Gestik und Mimik werden übertrieben dargestellt und es sind Signale wie Vorderkörpertiefstellung oder Spielgesicht erkennbar.
  • Der ganze Körper wirkt weich und sanft, im Gegensatz zu einem Hund, der Aggressionsverhalten zeigt.
  • Spiel ist Spiel – d. h. in der Interaktion mit dir sollte auch kein Training stattfinden. Abbruchsignale oder andere Signale haben daher nichts im Spiel verloren.
  • Auch deine Stimmung ist entscheidend. Es soll schließlich Spaß machen für beide Seiten. Von daher ist Spiellaune angesagt.
  • Hunde zeigen auch Talente während des Spiels nicht so stark, so dass der Spielpartner, der dieselbe Fähigkeit vielleicht nicht so ausgeprägt zeigt, dennoch Spaß hat, weiterzuspielen.
  • Es ist wichtig die Körpersprache deines Hundes zu lesen und auftretende Stressanzeichen frühzeitig zu erkennen. Jeder Hund hat seine eigene Individualdistanz, bis wohin er Nähe akzeptiert. Seine Grenzen zu respektieren ist dabei wichtig, um ihn nicht zu bedrängen. Spiel kippt gewöhnlich bei ansteigendem Stress und ist dann nicht mehr als Spiel zu werten.

Kleiner Exkurs:
Für Hunde bedeutet eine Konfliktsituation Stress, wodurch sie ganz unterschiedlich darauf reagieren können. Hier sind die 4 F’s (Flucht, Erstarren, Übersprungshandlung/ Deeskalation und Angriff) zu nennen. Beim Angriff befinden wir uns also im Aggressionsverhalten, wo der Hund defensiv oder auch offensiv agieren kann. Das ist aber kein Spielverhalten mehr. Die Intensität wird dadurch beeinflusst, wie unsicher ein Hund sich in der jeweiligen Situation fühlt oder wie gefährlich dieser Moment für ihn erscheint.

In unserem Artikel Stress beim Hund, erfährst du mehr über die 4 F’s.

Fazit

Insgesamt ist es wichtig, das Verhalten des Hundes während des Spielens mit dir gut zu beobachten und darauf zu achten, dass es entspannt bleibt. Ist dies der Fall sind auch kleine Ratscher die durch die Zähne des Hundes entstehen eher als „Missgeschicke aus dem Spiel heraus“ zu deuten. Nicht schlimm, das Spiel kurz beenden und neu starten, vielleicht etwas sanfter als zuvor.
Mit der richtigen Aufmerksamkeit und dem Blick für mögliche Stressanzeichen und Drohgesten kannst du also sicherstellen, dass das Spielen mit deinem Hund eine angenehme Erfahrung für euch beide bleibt. Es ist lohnend, sich über das Ausdrucksverhalten des Hundes zu informieren, um einen besseren Blick dafür zu bekommen. Denn Übung macht bekanntlich den Meister.

Beim Spielen von Hunden untereinander kann es immer etwas wilder verlaufen. Erkennst du die wichtigen Spielelemente nicht mehr bei deinem Hund und den Spielpartnern, gönne deiner Fellnase eine kleine Auszeit.

Folglich ist das Erlernen der Beißhemmung ein besonders wichtiger Faktor und sollte bereits im Welpenalter trainiert werden. Denn wenn der Hund nicht lernt, gehemmt zu beißen, kann es zu Verletzungen kommen – egal ob beim Spiel unter Hunden oder beim Spielen mit dir.


KristinaKristina Ziemer-Falke ist zertifizierte Hundetrainerin und Verhaltensberaterin durch die Tierärztekammer Schleswig-Holstein und das Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Darüber hinaus verfügt sie über viele Zusatzausbildungen und Schwerpunkte und ist im Prüfungsausschuss der Tierärztekammer Niedersachsen für die Hundetrainerzertifizierungen.
Mit ihrem Mann Jörg Ziemer gründete sie das Schulungszentrum Ziemer & Falke, in dem sie seit vielen Jahren mit viel Herz, Leidenschaft und Kompetenz Hundetrainer in ganz Deutschland ausbilden und viele Weiterbildungsangebote anbieten. Viele kennen Kristina außerdem als erfolgreiche Autorin von Fachbüchern für Hundetrainer und Hundehalter sowie aus Artikeln beliebter Hundezeitschriften.


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