Der Markt an Trainingszubehör für die Ausbildung von Hunden scheint schier unendlich. Alleine die Auswahl an Halsbändern, Leinen und Geschirren kann den normalen Hundehalter schon vor eine Herausforderung stellen. Denn neben rein persönlichen Geschmäckern, was Farbe und Material betrifft, stellt sich oft auch die Frage, was für das geplante Training wirklich wichtig und sinnvoll ist. Denn leider ist nicht zwangsweise alles, was frei verkäuflich ist, auch in der Anwendung für jeden Hund unbedenklich und geeignet. Vielleicht hast du auch schon einmal eine halbe Stunde vor einem Verkaufsregal mit 20 unter-schiedlichen Modellen von Geschirren gestanden und bist dann ohne eins zu kaufen wieder nach Hause gefahren. Damit das nicht wieder passiert, schauen wir uns doch einmal die gängigsten Hilfsmittel an und erläutern, worauf es ankommt.
Halsband oder Geschirr? – eine fast schon philosophische Frage
Viele Hundehalter schwören entweder auf das eine oder das andere als Trainingszubehör – gerade, wenn es um das Training der Leinenführigkeit geht. Tatsache ist, dass Hunde sowohl am Halsband als auch am Geschirr lernen können, leinenführig zu laufen und beides gut und tierschutzkonform angewendet werden kann – oder auch nicht. Solange der Hund noch nicht leinenführig ist und er immer wieder oder länger andauernd zieht oder gar heftig in die Leine springt, kann ein Halsband einige Gefahren bergen. Dünne Halsbänder können zum Beispiel stark einschneiden und so Schmerzen verursachen. Gerade auf Grund dieser Schmerzen und dem Versuch, diesen zu entgehen, ziehen Hunde dann oft noch stärker. Besser sind breite Halsbänder, die nicht einschneiden.
Als Faustregel für die Breite gilt, dass ein Halsband mindestens über zwei Halswirbel gehen sollte. Auch Halsbänder bzw. Leinen, die sich teilweise zuziehen wie sie zum Beispiel oft von Jägern verwendet werden, sind ausschließlich für Hunde geeignet, die schon leinenführig sind. Diese sogenannten Retriever- oder Moxonleinen mit Zugstopp sind speziell für den Arbeitseinsatz der Hunde gemacht. Die Hunde sollen im Gelände schnell an- und abgeleint werden können, um zum Beispiel geschossenes Wild zu apportieren, ohne dass sie sich mit ihrem Halsband oder Geschirr irgendwo verfangen.
Bei Hunden, die noch zum Ziehen an der Leine neigen, könnte es aber besonders bei diesen Leinen und Halsbändern zu einem Sauerstoffmangel im Gehirn kommen. Durch das Zuziehen werden die Atmung und Blutzufuhr zum Kopf beeinträchtigt. Schnell kann der Hund starken Stress bis hin zu Panik bekommen – und dann noch stärker ziehen. Auch hier sollte die Leinenführigkeit also zunächst mit einem festen und breiten Halsband ohne Zuziehfunktion aufgebaut werden, bevor man auf die Retrieverleine wechselt.
Mit einem Geschirr als Trainingszubehör kann man nichts falsch machen, oder!?
Auch Geschirre sind leider nicht per se harmlos und immer geeignet. Ist es für die Statur des Hundes ungünstig geschnitten, die Größe falsch bemessen oder scheuert an empfindlichen Stellen, so kann auch ein Geschirr großen Schaden anrichten. Als für die meisten Hundestaturen am passendsten erwiesen, haben sich sogenannte Y-Geschirre. Diese lassen gerade im Schulterbereich genügend Bewegungsfreiraum. Beim Kauf sollte darauf geachtet werden, dass bei größeren Hunden eine Handbreit Platz zwischen dem Vorderbein und dem Bauchgurt ist - bei kleineren Hunden kann es auch weniger sein. Außerdem sollte der Punkt, wo sich die drei Gurte, die das Y bilden, an der Brust treffen, bei Zug genau auf dem Brustbein des Hundes aufliegen, um Druck auf dem Hals zu vermeiden.
Achtung: Hände weg vor sogenannten Erziehungsgeschirren, die sich unter den Achseln des Hundes zusammenziehen. Diese können starke Schmerzen verursachen und aufgrund empfindlicher Nervenknoten an diesen Stellen sogar Langzeitschäden nach sich ziehen.
Schleppleinen, man liebt sie oder hasst sie – doch nützlich sind sie
Schleppleinen können ein sehr nützliches Trainingszubehör sein, wenn es um das Training von Signalen auf Distanz geht. Der Hund kann also quasi im gesicherten Modus auf den späteren Freilauf vorbereitet werden. Damit das klappt und weder Mensch noch Hund zu Schaden kommen, sollten jedoch einige Dinge beachtet werden. So sollte eine Schleppleine ausschließlich an einem gutsitzenden Geschirr befestigt werden. Die Verletzungsgefahr, sollte der Hund doch einmal in einem unbedachten Augenblick in die Leine rennen, wäre am Halsband andernfalls viel zu groß.
Und hier sind wir auch schon beim zweiten Punkt: Der Hund sollte möglichst gar nicht unkontrolliert in die Leine rennen können. Um dies soweit es geht schon im Vorfeld zu verhindern, wird eine Schleppleine in der Regel nicht einfach nur am Ende festgehalten. Der Hund bekommt also nicht 10 oder 20 Meter zur Verfügung gestellt, indem der Mensch die Leine am Ende fixiert. Vielmehr wird die Leinenlänge immer wieder variiert. Die Leine wird entweder nachgegeben oder aufgenommen, je nachdem wie nah oder wie weit weg der Hund ist. Zwischen Hund und Halter sollte die Schleppleine immer ein seichtes U bilden, sich aber nie in Schlaufen auf dem Boden sammeln. Auf diese Weise kann der Hund notfalls ohne Verletzungsgefahr für Mensch und Hund schnell gestoppt werden. Möchtest du mit einer Schleppleine trainieren, lasse dich dabei am besten von einem Hundetrainer unterstützen.
Clicker – noch positiver geht es kaum
Der Clicker gilt oft als DAS Trainingszubehör schlechthin beim Training über positive Verstärkung. Hat der Hund einmal verstanden, dass es nach dem Clickgeräusch eine tolle Belohnung gibt, lässt sich der Clicker auf vielfältige Weise im Hundetraining einsetzen. Ob in der Grunderziehung, dem Erlernen von Tricks oder bei der Behandlung von Problemen - überall kann es Click machen! Klingt erstmal toll – und das ist es auch.
Aber Achtung: Auch hier kann es zu ungewollten Effekten kommen. Wenn du mit dem Clicker als Verstärker arbeitest, bedenke, dass der Click das Versprechen auf eine anschließende Belohnung ist, meist in Form von Futter. Dein Hund wird diese Belohnung nach dem Click also erwarten. Beschließt du nun aber, deinem Hund das Futter nach dem Click vorzuenthalten, weil du dich zum Beispiel verclickt hast, wird die Erwartung deines Hundes nicht erfüllt. Wie bei uns Menschen auch, wenn der versprochene Geburtstagskuchen ausbleibt, löst dies Frust aus. Aus Frust kann Stress werden und schon ist dein positives Training gekippt und du bist ungewollt in den Strafbereich gerutscht: Denn auch nicht erfüllte Erwartungen sind eine Strafe für den Hund. Sei beim Click also zuverlässig, damit du und dein Hund lange etwas davon habt.
Kristina Ziemer-Falke ist zertifizierte Hundetrainerin und Verhaltensberaterin durch die Tierärztekammer Schleswig-Holstein und das Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Darüber hinaus verfügt sie über viele Zusatzausbildungen und Schwerpunkte und ist im Prüfungsausschuss der Tierärztekammer Niedersachsen für die Hundetrainerzertifizierungen.
Mit ihrem Mann Jörg Ziemer gründete sie das Schulungszentrum Ziemer & Falke, in dem sie seit vielen Jahren mit viel Herz, Leidenschaft und Kompetenz Hundetrainer in ganz Deutschland ausbilden und viele Weiterbildungsangebote anbieten. Viele kennen Kristina außerdem als erfolgreiche Autorin von Fachbüchern für Hundetrainer und Hundehalter sowie aus Artikeln beliebter Hundezeitschriften. Als Dozentin ist Kristina Ziemer-Falke sehr gefragt und deutschlandweit auf Seminaren und Vorträgen zu Themen rund um den Hund anzutreffen.
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