Mythos: Die regeln das unter sich!
Trotz wichtiger Erkenntnisse in der Forschung, die untermauern, wie wichtig die Bindung zwischen Mensch und Hund ist, scheint diese Pauschalaussage immer noch weit verbreitet zu sein.
In folgendem Artikel erklären wir dir, warum es wichtig ist, dass wir uns aktiv in Konfliktsituationen einmischen und Situationen für unseren Hund klären, wenn er unsere Hilfe benötigt.
Wie fühlst du dich, wenn du alleine eine stressvolle Situation meistern musst? Angespannt und alleine gelassen? Überfordert? Unseren Hunden geht es oft ähnlich. Wenn wir unsere Hunde in einer stressigen Situation beobachten, dann sehen wir, dass sie gleich zu Beginn anfangen, die Situation zu deeskalieren. Sie zeigen verschiedene Beschwichtigungssignale und natürliche Stressreaktionen, wie zum Beispiel am Boden zu schnuppern, was eine Übersprungshandlung darstellt. In den häufigsten Fällen finden unsere Hunde von selbst einen Lösungsweg und meistern von alleine unangenehme Situationen. Hin und wieder kommt es jedoch vor, dass der Hund keine Möglichkeit hat und völlig überfordert mit der Situation ist. Tritt solch eine Situation ein, sollten wir als Halter eingreifen und die Hunde diese Situation nicht untereinander regeln lassen. Hunde brauchen die Unterstützung ihres Menschen. Vor allem in Situationen, welche sie überfordern.
Das kannst du aktiv tun, um deinem Hund in stressigen Situationen Sicherheit zu vermitteln:
Spätestens dann, wenn du siehst, dass dein Hund sich nicht mehr zu helfen weiß und nach Hilfe sucht, solltest du als Halter eingreifen. Bei Begegnungen mit anderen Hunden kannst du dich schützend vor deinen Hund stellen. Du kannst Distanz aufbauen, indem du dich mit deinem Hund vom anderen Mensch-Hund-Team entfernst. Du kannst den anderen Hund auch mit deiner Körpersprache abblocken. Dies bitte natürlich nur, wenn du dir das zutraust, du dich in der Situation wohl fühlst und die Situation einschätzen kannst. Strecke dazu deine Hand aus und sage in einem ruhigen, aber bestimmten Ton „Stopp“. Du kannst sowohl deinen Hund anleinen, als auch den anderen Hundehalter bitten, seinen Hund anzuleinen um Distanz zwischen den beiden zu schaffen.
Durch unsere Maßnahmen lernt der Hund, dass er sich auf uns verlassen kann. Wir bieten ihm als Bezugsperson Sicherheit und stärken dadurch gleichzeitig unsere Bindung. Denn macht ein Hund immer wieder die Erfahrung, in einer Konfliktsituation den Kürzeren zu ziehen und für sich selbst einstehen zu müssen, da wir ihm nicht helfen, kann es passieren, dass er auf Dauer versucht, durch eine Abwehrhaltung andere Hunde auf Distanz zu halten. Er macht sich seine Strategie mit Bellen und dem Fletschen der Zähne zu Nutze. Er hofft, somit keine weiteren unangenehmen Erfahrungen zu machen. Der Spaziergang und Hundebegegnungen an sich werden dadurch immer unentspannter. Stehe für deinen Hund ein und sei für ihn wie ein Fels in der Brandung. Zeige ihm, dass er sich an dich wenden kann, wenn er von selbst keine Lösung weiß und helfe ihm, stressvolle Situationen zu deeskalieren.
Mache deinem Hund außerdem verständlich, welches Verhalten erwünscht und welches unerwünscht ist. Einige Hunde müssen erst lernen, dass man sich anderen Hunden ruhig nähert und nicht geradewegs auf sie zu rennt. Wir sehen das vielleicht als normales Verhalten an, doch manchen Hunden müssen wir erst zeigen, wie man sich dem entgegenkommenden Mensch-Hund-Team respektvoll und ruhig annähert.
Vorausschauend handeln
Noch besser ist es natürlich, dass wir als Halter vorausschauend handeln und es, wenn möglich, gar nicht erst zu Konflikten kommen lassen. Natürlich kann man nicht jede stressige Situation verhindern. Das sollten wir auch nicht, denn unsere Hunde lernen aus Konflikten und unangenehmen Situationen und entwickeln für sich neue Lösungsstrategien, welche sie zu anderen Zeitpunkten anwenden können.
Dennoch kann man schon vorbeugend darauf achten, dass Hunde, wenn sie sich auf dem Spaziergang nähern, mit ausreichend Abstand zueinander umgangen werden, bevor eine ernsthafte Auseinandersetzung entsteht. Du kannst dich also beim nächsten Spaziergang dem entgegenkommenden Mensch-Hund-Team in einem kleinen Bogen annähern. Wenn du schonmal eine entspannte Begegnung unter Hunden beobachtet hast, ist dir vielleicht aufgefallen, dass die Hunde immer erst umeinander herumlaufen, sich also in einem Bogen annähern. Frontales Aufeinanderzulaufen könnte vom anderen Hund missverstanden und als Bedrohung empfunden werden. Achte also schon zu Beginn der Annäherung auf kleine Anzeichen, wie Beschwichtigungssignale – über die Nase lecken oder am Boden schnuppern. Durch das richtige Timing können wir als Halter frühzeitig eingreifen und Konfliktsituationen entschärfen oder sogar verhindern.
Aber regeln Hunde den Konflikt nun unter sich oder nicht?
Natürlich regeln Hunde Konflikte auf ihre eigene Art und Weise. Aber möchten wir das denn? Und die noch wichtigere Frage: Möchte das unser Hund? Vermutlich nicht. Bieten wir unserem Hund von Beginn an Schutz, wenn er diesen benötigt, merkt er sich das und sucht auch in anderen Situationen, die für ihn stressvoll sind, unsere Hilfe, statt selbstständig auszuprobieren und nach einer Lösungsstrategie zu suchen.
Nichtsdestotrotz ist es wichtig, dass Hunde selbst Erfahrungen sammeln, um ihre Grenzen kennen zu lernen. Ein gutes Beispiel für das Kennenlernen der eigenen Grenzen ist die Beißhemmung, die Hunde im Welpenalter erlernen. Welpen können zwar von Anfang an ihre Zähne einsetzen und zubeißen. Die richtige Intensität des Beißens müssen sie sich aber erst aneignen. Fühlen sie sich jedoch überfordert und können sich nicht mehr selbst helfen, kann es durchaus vorkommen, dass der Hund um sich beißt, um aus der Situation herauszukommen. Hat er damit Erfolg, lässt er dieses Verhalten zu seiner Strategie werden und zeigt es daher zukünftig immer häufiger. In unseren Augen ist dies ein unerwünschtes Verhalten. Machen wir unserem Hund nicht verständlich, welches Verhalten wir als erwünscht und welches als unerwünscht erachten, kann der Hund nicht wissen, wie er sich verhalten soll und wird nach eigenem Ermessen reagieren und die Situation lösen.
Lisa Gunzenheimer und Kirsten Mahne (Lisa und Kiki) haben ihre Vision von einer eigenen Online-Hundeschule „Pawsitive Life Coaching“ im Jahr 2017 in die Tat umgesetzt.
Als ausgebildete Hundetrainer und Hundepsychologen haben sie es sich zur Aufgabe gemacht, Mensch-Hund-Teams professionell darin zu unterstützen, eine gesunde und harmonische Bindung zueinander aufzubauen und das Leben mit Hund – weit weg von allen gesellschaftlichen Zwängen – zu genießen.
Dabei ist es ihnen besonders wichtig, ganzheitlich zu arbeiten und sowohl Hund als auch Mensch in unterschiedlichen Lebensbereichen zu coachen.