Mit Hund und Pferd gemeinsam unterwegs

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Ausritt mit Hund

Kaum gibt es eine schönere Beschäftigung als den Tag mit seinen Tieren zu genießen. Allerdings ist das Thema Tier immer sehr intensiv. Je mehr Tiere du hast, desto mehr Zeit investierst du. Daher ist es gar nicht schlecht, wenn sich die Tiere untereinander gut verstehen und die Ausflüge gemeinsam unternommen werden können. Da viele Pferdebesitzer auch Hunde haben, lohnt sich ein Blick auf den gemeinsamen Ausritt, so dass dieser zum Vergnügen aller wird.

Das Trainingsziel

Widmen wir uns gleich dem Ziel: Auf dem Rücken des Pferds durch Wald und Flur reiten und dein eigener Hund läuft friedlich nebenher – genau da wollen wir hin.

Aber zuvor steht wieder ein Training an. Eine Grundvoraussetzung ist natürlich, dass sich dein Hund und dein Pferd kennen und miteinander auskommen. Sollte einer von beiden sich vor dem anderen fürchten, so ist individuell zu prüfen, welches Training im Vorfeld sinnvoll ist, damit eine entspannte Trainingssituation für beide entsteht. Eine deiner Aufgaben ist dabei, dass du die Bedürfnisse deiner beiden Schützlinge kennst und Sorge für diese trägst.

Ort des Geschehens

Trainieren solltest du auf dem Reitplatz oder in der Halle. Sorge für eine reizarme Umgebung. Damit machst du allen das Training leichter. Alle kennen sich hier gut aus und ihr könnt euch besser konzentrieren. Auch ist durch den eingezäunten Bereich die Fluchtmöglichkeit begrenzt. Gib dem Hund Zeit den neuen Platz zu beschnuppern und kennen zu lernen. Nähert sich dein Hund dir und deinem Pferd, sollte er dies langsam tun. Bremse ihn ab, wenn du merkst, dass dein Pferd nervös wird, weil dein Hund zu aktiv ist. Gib euch allen Zeit. Lobe beide, wenn sie ihren Job gut machen.

Pferd und Hund

Los geht`s

Dein Hund sollte folgende Signale kennen – und nicht nur auf dem Spaziergang umsetzen, sondern auch, wenn du auf dem Pferd sitzt. Dazu muss sich dein Pferd noch gar nicht bewegen. Die Position vom Pferd herab die Signale zu geben ist für einen Hund im ersten Schritt schon spannend genug. Schaue nun, wie dein Hund reagiert. Signale, die er sicher umsetzen sollte, wären Sitz, Platz, Hier, Warte, links, rechts, nach hinten, voraus.

Wenn du bis hierhin alles gut gemeistert hast, dann beginne, dein Pferd im Schritt leicht zu führen. Strick und Halfter sollten dabei entspannt gehalten werden, dass dein Pferd keinen Druck verspürt und sich auch nach dem Hund umsehen kann. Bestätige deinen Hund, wenn er stressfrei mitläuft und vorsichtig in der Situation ist.

Hast du zu Beginn die Chance, den Hund freilaufen zu lassen, ist das eine Erleichterung, weil du zum Führstrick nicht noch eine Leine halten musst. Beachte aber, dass sowohl dein Pferd, als auch dein Hund eine Individualdistanz haben und diese nicht überschritten werden sollte. Das bedeutet zum Beispiel ganz praktisch, dass der Hund während des Laufens nicht anspringen und dass Pferd stören sollte.

Wenn du eine Leine nutzen möchtest, kannst du die normale Führleine nehmen oder auch eine Schleppleine. Diese eignet sich später zu Beginn auch vom Pferderücken aus. Die Leine sollte individuell an Hund, Pferd und die situativen Abstände angepasst werden. Dabei sollten zwei Bedingungen erfüllt sein:

  • Die Leine darf nicht zur Stolperfalle werden!
  • Dennoch sollte die Leine so entspannt gehalten werden, dass keine unbewusste Kommunikation darüber stattfindet.

Fühlst du dich damit noch überfordert, bitte eine Hilfsperson dich zu begleiten. Somit kannst du dich in Ruhe in deine neue Rolle, als Dolmetscher, einfinden. Bitte sie, das Pferd oder den Hund zu halten. Somit kannst du dich auf ein Tier konzentrieren.

Bleibe selbst ruhig und gelassen. Du bist der Dreh- und Angelpunkt für deine Tiere. Bist du entspannt, so sind es deine Tiere auch. Daher sollte ein Training auch komplett straffrei stattfinden und nur über ruhige Handlungen und positive Verstärkung. Merkst du nun, dass das Training klappt und beide stressfrei miteinander interagieren, kann es weitergehen.

Vor dem Ausritt

Bevor es ins Gelände geht, solltest du allerdings noch die verschiedenen Tempi trainieren. Gerade bei den schnelleren Gangarten sollte der Hund wissen, dass er weder das Pferd hüten sollte, noch dass es vor ihm wegläuft und er daraufhin selbst unkontrolliert schnell wird. Es empfiehlt sich hier ein konsequentes Training über mehrere Wochen. Lieber etwas länger auf sicherem Terrain aufhalten, so dass du weißt, wie Hund und Pferd reagieren und der Hund auch seinen Körper trainieren konnte. Unterschätze den letzten Punkt nicht, da dein Hund eine andere Kondition hat als dein Pferd. Im schlimmsten Fall kämpft dein Hund mit Problemen im Bewegungsapparat und Muskelkater. Welpen sollten auf keinen Fall mit auf den Ausflug. Warte, bis dein Hund ausgewachsen ist. Auch gilt diese Überlegung bei Zwergrassen.

Im Gelände

Während deines Ausflugs im Gelände solltest du Hund und Pferd deine Konzentration schenken und Sie jederzeit lenken können. Dabei beachte auch, dass dein Hund, sollte er ein passionierter Jäger sein, nicht wildert und unkontrolliert jagen geht. Auch hier ist das Thema Leine wichtig. Diese benötigst du, wenn du deinen Hund sonst nicht führen kannst. Befestige die Leine niemals am Pferd oder am Sattel. Die Verletzungsgefahr ist enorm groß. Halte sie besser locker in deinen Händen – nicht umwickeln! In einem Notfall kannst du sie loslassen und euch schützen.

Prüfe zwischendurch immer die Ansprechbarkeit von Hund und Pferd. Fordere zwischendurch zum Beispiel ein „Steh“ von beiden. Daran erkennst du, wie aufmerksam beide sind und wie schnell sie deine Signale unter Ablenkung umsetzen. Lobe sie für richtiges Verhalten. Lege den Schwerpunkt dabei immer auf den Spaß – wähle also leichte Übungen -, das stärkt euer Wir-Gefühl.

Wichtig: Wenn du euch jetzt noch sicher einkleidest, kann es eigentlich auch schon losgehen. Neben eurem normalen Equipment, solltest du Pferd, Hund und dich mit Reflektoren ausstatten, die euch über längere Strecken erkennbar machen. Tipp: nimm auch eine Leine, die Reflektoren besitzt.


KristinaKristina Ziemer-Falke ist zertifizierte Hundetrainerin und Verhaltensberaterin durch die Tierärztekammer Schleswig-Holstein und das Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Darüber hinaus verfügt sie über viele Zusatzausbildungen und Schwerpunkte und ist im Prüfungsausschuss der Tierärztekammer Niedersachsen für die Hundetrainerzertifizierungen.
Mit ihrem Mann Jörg Ziemer gründete sie das Schulungszentrum Ziemer & Falke, in dem sie seit vielen Jahren mit viel Herz, Leidenschaft und Kompetenz Hundetrainer in ganz Deutschland ausbilden und viele Weiterbildungsangebote anbieten.


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