Gewaltfreies Hundetraining
Hund ist in. Jeder, der einen hat, kann das bestätigen. Sie sind Familienmitglieder und nehmen verschiedene wichtige Rollen in unserem Alltag ein. Daher sollten wir gut mit ihnen umgehen, nicht nur im Bereich Fütterung und Pflege, sondern auch im Umgang des Hundetrainings. Wenn du eine Hundeschule oder einen Hundetrainer suchst, achte auf folgende Kriterien:
- Der Hundetrainer/ die Hundeschule sollte über eine Sachkunde zum gewerblichen Training mit Hunden verfügen. Er musste dem Veterinäramt somit einen Nachweis bringen, dass er nach modernen Methoden arbeitet und diese tierschutzkonform sind. Meist steht das auf der Homepage der jeweiligen Trainer oder Hundeschulen.
- Der Hundetrainer sollte nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen im Bereich des Lernverhaltens von Hunden trainieren. Das setzt auf jeden Fall ein gewaltfreies Hundetraining voraus. Hunde lernen, wie Menschen auch, am besten, wenn sie in einem entspannten Umfeld sind. Angst blockiert Lernen und der Hund wird unter Druck keine bessere, sondern eher schlechtere Leistung erbringen. Zudem wünscht du dir sicherlich, dass dein Hund etwas Gefordertes gerne und freiwillig umsetzt und nicht, weil er Angst vor möglicher Strafe bei Nicht-Beachtung hat.
- Dein Hundetrainer sollte dir und deinem Hund sympathisch sein, auch das zählt zu gewaltfreiem Training. Sicher hast du schon festgestellt, dass ein Hundetrainer mehr ist, als nur ein Lehrer. Er sollte dich und deinen Hund in den Mittelpunkt seiner Beratung stellen. Auch gehört dazu, dass er Bereiche deines Lebens kennenlernt, die du vielleicht nicht unmittelbar mit dem Hundetraining in Verbindung gebracht hättest. Es wird also persönlich – wenn dann keine Sympathien vorliegen, wirst du dich nicht öffnen.
- Achte darauf, dass Dein Hundetrainer Deine Wünsche respektiert und dich und deinen Hund wertschätzt. Passt eine vorgeschlagene Übung nicht in deinen Alltag, wünscht du dir eine andere Technik, sag ihm das. Ein guter Trainer hat zig andere positive Methoden, die er individuell auf eure Bedürfnisse anpassen kann.
Warum ist gewaltfrei so wichtig?!
Hunde sollen unseren Alltag bereichern. Sie sind Familienmitglieder. Die Zeiten harter Worte und Zwangsmaßnahmen werden Gott sei Dank immer weniger und der Trend geht zum guten Umgang mit dem eigenen Hund. Wie oben schon angesprochen, lernt dein Hund entspannter, wenn er keine Angst vor dir haben muss. Er kann sich ausprobieren und kann auch Fehler machen. Auch aus diesen lernt er. Aber er lernt gleichzeitig auch, dass er kreativ sein darf! Er kann sich bei den Übungen ausprobieren. Zeigt er ein gewünschtes Verhalten, so wird das belohnt. Zeigt er ein ungewünschtes Verhalten, so wird es ignoriert und einfach nur nicht bestätigt. Hunde sind ganz schnell darin zu verstehen, wann sich ein Verhalten lohnt.
Wir stellen Dir hier zwei – von mehreren – tolle Möglichkeiten vor, wie du mit deinem Hund gewaltfrei trainieren kannst:
Locken
Möchtest du deinem Hund etwas Neues beibringen, müssen wir eine Übung in zwei Schritte aufteilen. Der Hund versteht unseren inneren Wortlaut nicht und weiß nicht zwangsläufig, was du mit „Sitz“ meinst. Somit kannst du dir überlegen, wie du dennoch die gewünschte Handlung, in unserem Beispiel das Hinsetzen, erzeugst. Du könntest den Hund mit einem Leckerchen in die gewünschte Position locken. Das ist recht simpel, der Hund muss weder angefasst, geformt oder gedrückt werden, sondern er folgt stressfrei dem Leckerchen in deiner Hand, was du langsam hinter seinem Kopf Richtung Nacken ziehst. Der Hund wird sich setzen. Nach ein paar Wiederholungen wird er schnell wissen, was du dir wünschst und sich schnell setzen, um, wenn der Po auf dem Boden ist, das Leckerchen zu bekommen. Stressfrei für dich und deinen Hund! Sitzt der Ablauf der Handlung wird später das Signal eingeführt.
Freies Formen
Oben bei der Übung hast du deinem Hund durch Locken gezeigt, was du dir wünschst. Möchtest du aber, dass dein Hund bei der Übung kognitiv mehr ausgelastet wird, so könntest du über das freie Formen trainieren. Vielleicht hast du schon mal vom Clickertraining gehört. Dabei bietest nicht du dem Hund ein gewünschtes Verhalten an, sondern der Hund dir. Ohne Locken und ohne Hilfestellung. Du bestätigst deinen Hund in dem Augenblick durch ein Lob, ein Markerwort oder einen Clicker, dass er genau in diesem Augenblick etwas richtig gemacht hat. Dafür wird er anschließend belohnt. Hunde haben viel Spaß an diesem „Rätsel“ herauszufinden, was du dir ausgedacht hast, was er zeigen soll. Beachte jedoch, dass ein Clicker nicht einfach benutzt werden kann, sondern antrainiert werden muss, nach einem speziellen Aufbau. Lass dich hier von einem Profi beraten. Danach steht eurem gewaltfreiem Training nichts mehr im Wege.
Gewaltfreies Hundetraining stärkt die Bindung zwischen dir und deinem Hund. Er kann dir vertrauen und weiß, dass von dir keine Gefahr ausgeht. Das hat zur Folge, dass er auch eher bereit ist, sich in schwierigen Situationen auf dich zu verlassen und sich an dir zu orientieren. Sicherheit wird durch Fairness und Respekt vermittelt. Das ist dem Hund sehr wichtig in seinem täglichen Umgang mit Menschen.
Kristina Ziemer-Falke ist zertifizierte Hundetrainerin und Verhaltensberaterin durch die Tierärztekammer Schleswig-Holstein und das Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Darüber hinaus verfügt sie über viele Zusatzausbildungen und Schwerpunkte und ist im Prüfungsausschuss der Tierärztekammer Niedersachsen für die Hundetrainerzertifizierungen.
Mit ihrem Mann Jörg Ziemer gründete sie das Schulungszentrum Ziemer & Falke, in dem sie seit vielen Jahren mit viel Herz, Leidenschaft und Kompetenz Hundetrainer in ganz Deutschland ausbilden und viele Weiterbildungsangebote anbieten.