In manchen Situationen ist ein Abbruchsignal wichtig, um das Verhalten des Hundes beenden zu können. Beispielhaft hierfür sind das Aufnehmen von Lebensmitteln am Straßenrand oder auch das Bellen am Gartenzaun. Es gibt also Situationen, in denen du als Hundehalter ein problematisches oder ein sogar für deinen Hund gefährliches Verhalten abbrechen können solltest. Grundsätzlich gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, um ein unerwünschtes Verhalten des Hundes abzubrechen. Schauen wir uns das etwas genauer an.
Abbruchsignal in verschiedenen Varianten
Variante 1
Zeigt dein Hund ein ungewünschtes Verhalten, ist die elegantestes und für den Hund sehr gut verständliche Variante, dieses zu beenden. Du sagst ihm einfach direkt, was er stattdessen tun soll. Will dein Hund z. B. gerade in eine schlammige Pfütze springen, könntest du ihn auffordern, zu dir zu kommen. Dein Rückruf-Signal bzw. Abbruchsignal bricht also das In-die-Pfütze-Springen ab. Will er gerade deinen Besuch anspringen, könntest du ihn auffordern, Sitz zu machen usw. Auf diese Weise bleibst du sehr positiv im Umgang mit deinem Hund und dieser bekommt für das Alternativverhalten im Idealfall sogar noch eine Belohnung.
Variante 2
Eine weitere Variante besteht darin, deinem Hund auf der Beziehungsebene zu begegnen und ihm zu verstehen zu geben, dass er „Ärger“ mit dir bekommt, wenn er das Verhalten weiter zeigt. Sehr häufig wird hier das streng gesprochene „Nein“ oder ein härteres „Ey“ als Signal verwendet.
Achtung! Lerntheoretisch befinden wir uns hier im strafenden Bereich, weil wir mit einer für unseren Hund unangenehmen sozialen Drohung arbeiten. Damit dies überhaupt fair ist, muss dein Hund unbedingt wissen, was er tun kann, um diesen Konflikt zu lösen. Er braucht also auch an dieser Stelle von dir den Hinweis, was er stattdessen tun soll. Deswegen sollte auch hier ein Signal für ein alternatives Verhalten folgen! Du könntest also auch direkt mit Variante eins starten.
Variante 3
Eine dritte Möglichkeit besteht darin, deinem Hund durch ein Signal verstehen zu geben, dass das gezeigte Verhalten nicht richtig ist und es sich für ihn nicht lohnt, damit fortzufahren. Wenn er ein anderes, ein besseres Verhalten zeigt, kann er auch wieder eine Belohnung erarbeiten. Hier wird ihm also weder Ärger angedroht, noch eine Alternative vorgegeben. Er soll sich quasi selber korrigieren, weswegen man dieses Signal oft auch „Korrektursignal“ nennt.
Wie sieht das Training des Korrektursignals aus?
Das Training wird positiv und ohne Druck aufgebaut. Damit du auch gedanklich die richtige Einstellung für das Korrektursignal mitbringst, solltest du ein Wort wählen, das zur Bedeutung passt. Denk daran: hier soll keine Hemmung entstehen, sondern die Motivation für eine Verhaltensänderung. Als Signalwort eignen sich z. B. „Besser“, „Anders“ oder „Nönö“. Sprich das Signal weich und freundlich aus und achte auch darauf, keinen körpersprachlichen Druck mit reinzubringen.
Schritt 1
Setze dich zu deinem Hund auf den Boden, lege einige Leckerlis bereit und beginne mit dieser Übung: Du nimmst ein Leckerli in deine Hand, hältst sie deinem Hund hin und sagst „Nimm“. Er darf es nehmen, ohne dass sonst etwas gefordert wird. Das wiederholst du drei- bis viermal.
Schritt 2
Nun nimmst du das Leckerli, hältst es deinem Hund hin, sagst nichts und wartest ab. Möchte dein Hund es nehmen, sagst du zuerst dein Korrekturwort (z. B. „Nönö“) und schließt danach die Hand, bevor dein Hund es sich nehmen kann. Deine Hand bleibt aber auf gleicher Höhe. Nun wartest du, bis dein Hund irgendein anderes Verhalten zeigt als den Versuch, an das Futter in deiner Hand zu kommen. Es könnte sein, dass er sich abwendet, dich anschaut, einen Schritt zurück geht, am Boden schnüffelt, sich hinsetzt etc. Egal welches andere Verhalten dein Hund zeigt, dieses wird sofort von dir belohnt, indem du deinem Hund ein Futterstück aus deiner anderen Hand gibst! Auf diese Weise lernt dein Hund das „Nönö“ auf spielerische Art und Weise. Es wird in viele positive Wiederholungen eingebettet und für deinen Hund ganz und gar nicht negativ verknüpft.
Schritt 3
Um das Training möglichst positiv zu gestalten, empfiehlt es sich, die „Nönös“ zwischen die Nimm-Übungen einzubauen. Am besten startest du mit mindestens zwei Wiederholungen, bei denen du das Leckerli direkt freigibst, es also hinhältst und „Nimm“ sagst. Danach kommt die Sequenz, bei der du „Nönö“ sagst. Zeigt dein Hund ein anderes Verhalten, folgt wieder die Belohnung aus der anderen Hand. Anschließend beendest du das Training mit der einfachen „Nimm“-Übung. So wird dein Vierbeiner großen Spaß auch am „Nönö“ finden und dieses Signal bei ihm keine Angst auslösen – im Gegenteil, es dient lediglich als Kommunikationsmittel. Er wird motiviert sein, ein anderes, besseres Verhalten zu zeigen, um wieder eine Belohnung zu bekommen.
Bei der „Nönö“-Übung solltest du gerade zu Beginn nur kurz warten, bis du deinen Hund auflöst und er die Belohnung erhält, damit seine Frustration nicht zu groß wird – er soll ja auch Spaß daran behalten. Achte also auf kleinste Verhaltensänderungen, die du belohnen kannst. Übst du regelmäßig und ist deinem Hund das Signal nicht neu, kannst du auch mal länger abwarten.
Im Alltag
In Alltagssituationen kannst du das Abbruchsignal „Nönö“ verwenden, sobald dein Hund das Prinzip verstanden hat. Achte darauf, dass du das normale Training zwischendurch mal einbaust, damit das Signal nicht an Bedeutung verliert.
Damit das Abbruchsignal auch auf lange Sicht positiv bleibt, solltest du deinen Hund überschwänglich loben, sobald er das unerwünschte Verhalten abgebrochen und ein anderes Verhalten gezeigt hat. So verinnerlicht er, dass sich der Abbruch bzw. die Verhaltensänderung für ihn definitiv lohnt.
Kristina Ziemer-Falke ist zertifizierte Hundetrainerin und Verhaltensberaterin durch die Tierärztekammer Schleswig-Holstein und das Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Darüber hinaus verfügt sie über viele Zusatzausbildungen und Schwerpunkte und ist im Prüfungsausschuss der Tierärztekammer Niedersachsen für die Hundetrainerzertifizierungen.
Mit ihrem Mann Jörg Ziemer gründete sie das Schulungszentrum Ziemer & Falke, in dem sie seit vielen Jahren mit viel Herz, Leidenschaft und Kompetenz Hundetrainer in ganz Deutschland ausbilden und viele Weiterbildungsangebote anbieten. Viele kennen Kristina außerdem als erfolgreiche Autorin von Fachbüchern für Hundetrainer und Hundehalter sowie aus Artikeln beliebter Hundezeitschriften.
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