Maulkorbtraining: wichtig für Hund und Halter

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Jeder Hundebesitzer sollte so früh wie möglich mit einem Maulkorbtraining beginnen, damit der geliebte Vierbeiner über eine positive Assoziation das Tragen des Maulkorbs als normal empfindet. Leider hat ein Maulkorb einen negativen Ruf, obwohl dieser in vielen Situationen einen wichtigen Zweck erfüllen kann.

Wann ist der Maulkorb ein wichtiges Hilfsmittel?

In verschiedenen Bundesländern gibt es für bestimmte Hunderassen und -größen die Auflage, einen Maulkorb anzulegen. Bei Nichteinhaltung kann es zu empfindlichen Strafen kommen. Zu den Situationen, in denen eine Maulkorbpflicht bestehen kann gehören:

  • Bus- und Bahnfahrten bzw. Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln
  • Generell immer in der Öffentlichkeit, bei bestimmt festgelegten Rassen oder Mischlingen

Erfrage unbedingt vor einer anstehenden Urlaubsreise die Bestimmungen der jeweiligen (Bundes-)Länder. Das gilt auch, wenn du nur durch ein Land durchfährst – dein Hund kann ausgerechnet dort dringend austreten müssen, wo eine Maulkorbpflicht besteht.

Auch Abseits der Maulkorbpflicht, kann es sinnvoll sein, deinem Hund einen Maulkorb anzulegen und diese Situation vorab mit einem Maulkorbtraining zu üben.

  1. Giftköder sind eine alljährlich wiederkehrende Gefahr. Wohnst du in einem Gebiet, in dem diese öfter vorkommen, solltest du generell einen Maulkorb mitnehmen und achtsam sein, dass dein Hund keine Gegenstände aufnimmt. Ein Anti-Giftködertraining könnte ebenfalls hilfreich sein.
  2. Dein Hund wurde operiert. Heilende Wunden jucken und du musst verhindern, dass er die Wunden leckt? Zu Hause kann er einen Trichter gut aushalten, aber auf Spaziergängen nicht? Auch dann ist ein Maulkorb ein guter Plan B.
  3. Auch eigene Verletzungen durch einen Unfall können dir täglich passieren. Ob du nun in einen Verkehrsunfall gerätst oder beim Wandern mit deinem Hund abrutscht. Musst du mit deinem Hund durch Dritte geborgen werden, ist es für Helfer und Retter ein großer Vorteil, wenn dein Hund über einen Maulkorb abgesichert werden kann. Der Stresspegel wird in so einer Situation enorm hoch sein und Schock oder Schmerzen können dazu führen, dass dein Hund, um sich zu schützen, zubeißen würde.
  4. Beim Tierarzt benötigst Du zum Schutz auch den Maulkorb für deinen Hund. Auch hier hat es erst einmal nichts mit Gefährlichkeit zu tun, sondern um Präventivmaßnahmen.
  5. Der ein oder andere Hundehalter hat eine Maulkorbpflicht auferlegt bekommen.

Bei allen aufgeführten Punkten, wäre es ungünstig, dem Hund einen Maulkorb einfach über zu stülpen, denn in allen Fällen besteht Zeitdruck. Viel besser ist es, vorab ein kleinschrittiges Maulkorbtraining durchzuführen und dem Hund die Gelegenheit zu geben den Maulkorb mit einer positiven Erfahrung zu verknüpfen.

Was für ein Maulkorb sollte es sein?

Zunächst beschäftige dich mit den verschiedenen Sorten, die es an Maulkörben gibt und welche Passform für deinen Hund geeignet ist. Eventuell lässt du einen speziell auf deinen Hund zugeschnittenen Maulkorb anfertigen, dann bist du auf der sicheren Seite und dein Hund wird ihn gern tragen. Er benötigt genug Platz, um Hecheln zu können, Wasser aufzunehmen und auch ein Leckerchen sollte durchpassen. Der Maulkorb darf nicht an die Nase stoßen und zu dicht an den unteren Lidern der Augen sitzen. Er sollte fest am Kopf sitzen und nicht beweglich sein, so dass keine Druckstellen entstehen.

Maulkorbtraining in der Praxis

Schaffe die richtigen Voraussetzungen für dein Training:

  • Plane dir genügend Zeit für dein Maulkorbtraining ein
  • Es sollte ohne Störungen und in deinem Zuhause stattfinden
  • Achte auf deine Stimmung! Sei positiv motiviert und mit Freude dabei. An schlechteren Tagen lasse den Maulkorb lieber im Schrank
  • Habe eine besondere Belohnung für deinen Hund parat, so freut er sich auf das Training

Schritt 1

Zunächst nimm den Maulkorb in die Hand und lege ein tolles Leckerchen hinein. Motiviere deinen Hund zu dir zu kommen und locke ihn so, dass er seine Schnauze in den Maulkorb steckt, um an das Leckerchen zu kommen. Bestätige ihn währenddessen ruhig mit Worten. Nimm den Maulkorb nach einigen Sekunden wieder weg und halte ihn so, dass dein Hund ihn nicht mehr sehen kann. Löse die Trainingssituation auf und wiederhole die Übung nach ein paar Minuten. Dein Hund soll verknüpfen: immer, wenn der Maulkorb zum Vorschein kommt, finde ich ein Leckerchen darin und Frauchen freut sich – der Maulkorb löst also ein gutes Gefühl aus. Achte darauf, in Schritt 1 noch nicht den Riemen am Hinterkopf zu verschließen.

Schritt 2

Steckt dein Hund seinen Kopf gerne in den Maulkorb, wird der Zeitraum in minimalen Schritten verlängert. Das erreichst du, indem du die Leckerchen etwas verkantest und dein Hund nicht sofort darankommt. Es darf keine Frustration aufkommen und der Riemen wird immer noch nicht geschlossen.

Schritt 3

Dein Hund steckt bereitwillig und mit Freude seine Schnauze in den Maulkorb und kann es schon gut aushalten? Dann nimm jetzt die beiden Riemen vorsichtig und lege sie ihm über den Hinterkopf. Fixiere sie mit zwei Fingern – natürlich nicht zu stramm. Warte einen kurzen Moment ab und kehre zur Ausgangsposition zurück. Auch diese Übung trainierst du solange, bis dein Hund für einige Zeit bereitwillig und entspannt bleibt.

Schritt 4

Jetzt veränderst du die Übung. Wenn dein Hund den Maulkorb trägt und du die beiden Enden der Riemen mit zwei Fingern fixierst, setzt du dich mit ein, zwei Schritten in Bewegung. Das ist eine neue Herausforderung für deinen Hund und verändert das bisherige Training.

Schritt 5

Während du bisher den Maulkorb noch mit der einen Hand unterhalb der Schnauze gehalten hast, beginnst du jetzt in kleinen Intervallen, die Hand wegzunehmen, während du mit zwei Fingern die Riemen am Hinterkopf hältst. So lernt dein Hund, den Maulkorb mit der Schnauze zu tragen. Auch das wiederhole so lange, bis sich dein Hund daran gewöhnt hat.

Schritt 6

Jetzt ist der Moment gekommen, den Verschluss der Riemen zu schließen. Wie bei den bisherigen Schritten – natürlich für kurze Momente. Dann geht es in die entscheidende Phase. Immer noch zu Hause, legst du den Maulkorb für kurze Zeiten an und erledigst beiläufig ein paar Hausarbeiten. Nehme grundsätzlich den Maulkorb ab, wenn du das Gefühl hast, dein Hund fühlt sich wohl. Es darf zu keinen Versuchen kommen, dass dein Hund den Maulkorb abstreichen möchte. Das zeigt, dass in einem der Schritte zu schnell fortgefahren wurde. Beginne dann wieder bei Schritt 3.

 


KristinaKristina Ziemer-Falke ist zertifizierte Hundetrainerin und Verhaltensberaterin durch die Tierärztekammer Schleswig-Holstein und das Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Darüber hinaus verfügt sie über viele Zusatzausbildungen und Schwerpunkte und ist im Prüfungsausschuss der Tierärztekammer Niedersachsen für die Hundetrainerzertifizierungen.
Mit ihrem Mann Jörg Ziemer gründete sie das Schulungszentrum Ziemer & Falke, in dem sie seit vielen Jahren mit viel Herz, Leidenschaft und Kompetenz Hundetrainer in ganz Deutschland ausbilden und viele Weiterbildungsangebote anbieten. Viele kennen Kristina außerdem als erfolgreiche Autorin von Fachbüchern für Hundetrainer und Hundehalter sowie aus Artikeln beliebter Hundezeitschriften.


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