Interview: So bedrohlich ist Corona für Obdachlose
Wer in Deutschland auf der Straße lebt, hat es in Zeiten von Corona besonders schwer. Rund 50.000 Menschen sind in Deutschland obdachlos – viele von ihnen haben Hunde. Aufgrund der derzeitigen Lage bleiben die meisten Menschen Zuhause und gehen sie doch raus, haben sie kaum Kleingeld für die Bedürftigen auf der Straße übrig. Die Tafeln sind geschlossen, Supermärkte und Restaurants können keine Reste mehr verteilen. Für die Obdachlosen und vor allem für ihre Hunde ist die Situation lebensbedrohlich. Ulla Fenger und Hans-Joachim Fandel aus Bonn haben die Initiative Zosamme stonn – vun Hätze gegründet, um den Menschen und Tieren zu helfen, die Hilfe derzeit am nötigsten haben. Wir haben die beiden gefragt, was sie derzeit bewegt und wie Obdachlose und vor allem ihre Tiere unter der Krise leiden.
Wie seid ihr darauf gekommen eure Initiative zu gründen?
Fenger & Fandel: Da wir schon im vergangenen November mit unserem Karnevalsverein „kleiner Senat Bonn“ ein Gänseessen für Bedürftige unter dem Motto „Mantel teilen“ organisiert haben, ist die Situation der Obdachlosen immer wieder ein Thema bei uns. Diese Aktion hat den Blick für die Lage anderer doch sehr geschärft und in einem Telefonat vor ca. 10 Tagen kamen wir wieder mal darauf, dass wir zwar selber als Gastronomen in der Krise stecken, aber dass es anderen doch wesentlich schlechter geht.
Weil wir beide eher die Machen- als die Wollen- oder Müssten-Typen sind, haben wir Tags darauf direkt gehandelt und einfach mal mit der Aktion angefangen.
Wie seid ihr in der Krise organisiert?
Fenger & Fandel: Wir sind nur 2 Personen, die das gerade aktiv organisieren. Vieles geht telefonisch oder per Mail. Wir sprechen mit den Spendern ab, ob sie die Spenden vorbei bringen möchten oder ob wir abholen sollen. Es wird in Kisten oder Taschen verpackt und dann mit dem nötigen Sicherheitsabstand übergeben. Handhygiene ist da für uns sehr wichtig.
Bei der Übergabe in den Obdachlosen-Kontaktstellen haben wir möglichst immer denselben Ansprechpartner, damit Risiken gemindert werden. Auch hier wird der Abstand eingehalten. Schutzmasken stehen ja nur den sytemrelevanten Bereichen zu, dazu gehört die Obdachlosenversorgung leider nicht.
Welche Probleme habt ihr gerade bei eurer Arbeit?
Fenger & Fandel: Wenn wir größere Einkäufe tätigen wollen, wird das schon mal schwierig, weil man gleich als Hamsterkäufer abgestempelt wird. Manchmal reicht eine Erklärung, manchmal soll man dann ein Schreiben von der Organisation vorlegen, für die man arbeitet, inklusive Personalausweis.
Da wir ja nur eine klitzekleine Eigeninitiative sind, musste ich zum Beispiel heute mit unserer Facebookseite, wo mein Name erwähnt ist und meinem Ausweis beweisen, dass ich nicht 40 Dosen Hundefutter für mich alleine haben will.
Was benötigen die Obdachlosen derzeit am nötigsten?
Fenger & Fandel: Haltbare kleine Fertiggerichte und Hundefutter werden immer gebraucht. Es ist ernst und geht hier vor allem wirklich darum, das nötigste zum Überleben zu bekommen. Ansonsten ist auch Bedarf an Unterwäsche und Socken, oder vielleicht mal ein Päckchen Tabak oder eine Tafel Schokolade.
Die Gastronomen Ulla Fenger und Hans-Joachim Fandel sind wirtschaftlich selbst von der Corona-Krise betroffen. Zusammen haben sie die Initiative “Zosamme stonn – vun Hätze” gegründet, um den Bedürftigen in ihrer Heimat zu helfen.
Echt super Aktion bin leider selber betroffen von der Obdachlosigkeit und habe auch einen Hund