Generelles zur Qualle
Quallen gehören zur Familie der Nesseltiere und besitzen als Gewebetiere echtes Gewebe und Organe. Sie zeichnen sich aus durch ihr geleeartiges, schirmförmiges Äußeres und durch die meist langen, ausgeprägten Tentakeln. Besonders an ihnen ist, dass sie kein Gehirn besitzen. Trotzdem ist dieses Tier sehr erfolgreich in der Geschichte und bevölkert unsere Meere schon seit Urzeiten.
Es gibt drei Typen Quallen, deren Lebensweisen sich von Grund auf unterscheiden: Typ 1 (z.B. die spanische Galeere) schwimmt an der Oberfläche und lässt sich vom Wind treiben. Typ 2 lebt im Freiwasser und ist auf die Strömung angewiesen. Das sind meistens die Quallen, die man auch an unseren Stränden angespült findet, da sie meist in Küstennähe vorkommen. Ein Beispiel ist hier die Ohrenqualle, mit der wir uns später noch beschäftigen werden. Typ 3 stellt dann die auf dem Grund lebenden Quallen dar. Generell unterscheiden sich dann noch die Lebensräume, also Süß- oder Salzwassergebiete.
Die schon genannte Ohrenqualle, gehörig zur Klasse der Schirmqualle, eignet sich am besten für die Haltung im Becken, denn sie ist relativ genügsam und stellt keine extremen Anforderungen an die Wasserwerte und Lichtverhältnisse. Sie bewegen sich entweder durch die Strömung oder anhand des Rückstoßprinzips fort. Auch ist sie geeignet, da sie (anders als viele ihrer Verwandten) zwar giftig, aber nicht für den Menschen gefährlich ist. Es kann im schlimmsten Falle zu einer leichten allergischen Reaktion kommen.
Form, Einrichtung und Ausstattung
Durch ihre geleeartigen Körper sind Quallen echte Mimosen; sie können sich an allerhand Sachen verletzen. Aus diesem Grund muss das Becken rund sein oder eine zylindrische Form haben. So sind keine Ecken und Kanten vorhanden, an denen sie sich verletzen kann. Genau deshalb sollte man auch auf jegliche Pflanzenausstattung oder Dekoration verzichten, genauso auf so viel wie möglich innenliegende Technik: An Filter und Heizer kann sie sich stoßen oder von der Pumpe angesaugt werden und dort verenden: Deshalb immer den Pumpensog runterdrehen.
Wie schon gesagt, eine konstante Strömung ist besonders wichtig: Sie stellt sicher, dass die Tiere aus toten oder schwachen Strömungszonen herauskommt und dort nicht eingehen. Ideal ist eine leichte, strudelfreie Wasserzirkulation, die horizontal und nur minimal vertikal ist: So kann sich die Qualle gemütlich von der Strömung nach oben treiben lassen.
Natürlich muss das Becken groß genug sein, damit sich die Qualle (auch solche mit langen Tentakeln) bequem bewegen kann. Außerdem ist darauf zu achten, dass man eine sehr starke Abschäumanlage hat und oft großzügige Teilwasserwechsel vornimmt: Quallen fressen immer nur Teile des angebotenen Futters, weshalb die Wasserbelastung deutlich höher ist als bei Aquarienfischen.
Auch das Licht ist ein weiterer Punkt: Die Wichtigkeit ist hier artabhängig. In der Regel benötigen Quallen, auch unsere Ohrenqualle, nicht viel und auch kein bestimmtes Licht. Es gibt jedoch Arten, die Symbiosealgen besitzen und sich von deren produzierten Stoffen ernähren. Hier ist diffuses oder monochromatisch blaues Licht nötig, damit die Algen Photosynthese betreiben können.
Sonstige Bedingungen für die Quallenhaltung
Die Fütterung ist neben der Beckenform ein weiterer Punkt, der besondere Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt. Generell ernähren sich Quallen von Kleinstlebewesen wie Plankton. Wenn wir wieder die Ohrenqualle als Beispiel nehmen, muss man beachten, dass sie keine langen Tentakeln hat. Aus diesem Grund ernährt sie sich passiv: Das Futtertier muss ihre Unterseite berühren, um dort von den Nesselzellen vergiftet und anschließend verspeist werden zu können.
Da diese Futteraufnahme viel Zeit in Anspruch nimmt, müssen die Tiere über einen langen Zeitraum mit einer großen Menge Futter im Becken sein. In der Natur betreiben sie eine ständige Nahrungsaufnahme, was sich am besten mit einer sehr häufigen und intensiven Fütterung mit schwebendem Futter imitieren lässt. Das „Schweben“ des Futters passiert aufgrund der Strömung fast von selbst. Ideal ist eine Permanentfütterung: Hierzu füttert man 3 bis 4x täglich mit einer großen Futtermenge. Das verbleibende, schwebende Futter sollte man dann für rund 2 Stunden im Wasser lassen, damit die Medusen genug Zeit haben, „zufällig“ damit in Kontakt zu kommen.
Viele interessieren sich auch dafür, ob eine Quallenhaltung mit anderen Tieren zusammen möglich ist. Fische kommen hier nicht in Frage, da für sie die Haltung in zylindrischen Becken nicht in Frage kommt. Man kann jedoch Krebse oder Schnecken in Betracht ziehen: Der rote Riffeinsiedlerkrebs beispielsweise hat eine ansprechende, leuchtende Farbe und frisst absinkendes Futter, welches nicht von den Quallen erwischt wurde. Schnecken dagegen kümmern sich verstärkt um die Sauberkeit von der Beckenwand. Sie fressen Algen von der Scheibe und sorgen so ebenfalls für Sauberkeit und verbesserte Wasserqualität.
Generell gilt, dass du dich vor der Anschaffung eines Quallenbeckens gründlich informieren solltest, was die Tiere brauchen und ob die Umsetzung dieser Bedürfnisse für dich und auch dein Portemonnaie möglich ist. Das gilt natürlich bei jeder Anschaffung eines neuen potentiellen Haustieres, aber hier ist es besonders wichtig, da nur wenige Menschen Quallen erfolgreich halten und man so weniger Tipps und Ratschläge aus Foren, Tierhandlungen und Büchern bekommen kann.