Können Hunde im Dunkeln sehen?

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Können Hunde im Dunkeln sehen?

Mit dem Einbruch des Herbstes verabschiedet sich das Tageslicht zunehmend früher, was das Ende langer Abendspaziergänge im Hellen markiert. Zeigt dein Hund in der Dunkelheit Unsicherheiten? Können Hunde im Dunkeln sehen? Der folgende Artikel klärt dich über die Sehfähigkeit der Hunde im Dunkeln auf, beleuchtet Gründe für ängstliches Verhalten und bietet dir praktische Tipps, wie du deinem Hund dabei helfen kannst, dieses zu überwinden.

Wie können Hunde im Dunkeln sehen? – Die 5 Hauptfaktoren

Spezifische Anpassungen ihrer Augen sorgen dafür, dass Hunde im Dunkeln sehen können, besser sogar, als wir Menschen. Die fünf Schlüsselfaktoren dafür sind:

1. Tapetum lucidum:
Dies ist eine reflektierende Schicht hinter der Retina des Hundeauges, die beim Menschen nicht vorkommt. Sie reflektiert das Licht, das durch die Retina geht, zurück, wodurch den Fotorezeptoren des Auges eine zweite Chance gegeben wird, das Licht zu erfassen. Dieses Merkmal ist dafür verantwortlich, dass die Augen von Hunden (und vielen anderen Tieren) im Dunkeln leuchten, wenn sie von einer Lichtquelle wie einer Taschenlampe beleuchtet werden.

2. Mehr Stäbchen:
Die Retina besteht aus zwei Haupttypen von Zellen: Stäbchen und Zapfen. Während Zapfen für die Farbwahrnehmung bei gutem Licht verantwortlich sind, sind Stäbchen für das Sehen bei schwachem Licht verantwortlich. Hunde haben mehr Stäbchen als Menschen, was ihnen eine bessere Sicht bei schlechten Lichtverhältnissen ermöglicht.

3. Größere Pupillen:
Hunde haben in der Regel größere Pupillen als Menschen, was es ihren Augen ermöglicht, mehr Licht einzufangen. Dies hilft besonders in der Dämmerung oder bei schwachem Licht.

4. Drittes Augenlid:
Hunde haben ein sogenanntes „nictitierendes Membran“ oder ein drittes Augenlid, das zusätzlichen Schutz bietet und bei der Verteilung von Tränenflüssigkeit zur Augenoberfläche hilft.

5. Besseres peripheres Sehen:
Die Platzierung und Struktur der Augen von Hunden ermöglicht ihnen ein größeres Sichtfeld als Menschen. Dies ist besonders nützlich in der Dämmerung oder bei schwachem Licht, um Bewegungen oder Gefahren in ihrem peripheren Sichtfeld zu erkennen.

Du siehst, dein Hund kann im Dunkeln wirklich alles sehen. Dennoch sind sie nicht nachtaktiv und verlassen sich bei völliger Dunkelheit nicht ausschließlich auf ihr Sehvermögen. Sie nutzen auch ihre anderen hoch entwickelten Sinne, insbesondere ihren Geruchs- und Gehörsinn, um ihre Umgebung wahrzunehmen.

Haben Hunde im Dunkeln Angst?

Hunde in der Dunkelheit ist ein Thema, das viele von uns beschäftigt. Wie bereits beschrieben können Hunde im Dunkeln besser sehen als Menschen. Trotzdem schlechter, als im Hellen. Das führt dazu, dass sie ihre Umgebung anders wahrnehmen als bei Tageslicht. Eine Person, ein Gegenstand, ein Baum oder auch einfach ein Auto mit Scheinwerferlicht können als bedrohlich eingestuft werden.

Auch das Alter deines Hundes spielt eine Rolle. So wie bei uns Menschen, lässt ihre Sehfähigkeit im Laufe der Zeit nach. Da Hunde jedoch nicht einfach einen Optiker aufsuchen können, um sich eine Brille verschreiben zu lassen, ändert sich ihre Sicht auf die Welt. Während einige mit dieser Veränderung gut zurechtkommen, entwickeln andere Unsicherheiten im Dunkeln, die zuvor nicht vorhanden waren.

Meine persönliche Erfahrung

Wir teilen unser Zuhause mit drei Fellnasen. Für zwei Hunde ist die Dunkelheit überhaupt kein Problem. Sie stürzen sich mit Begeisterung in die nächtliche Erkundungstour im Garten. Mit unserer dritten Hündin verhält es sich anders.

Sobald die Sonne untergeht, scheint sie den Garten plötzlich gruselig zu finden. Sie postiert sich auf der Terrasse und bleibt dort wie angewurzelt stehen. Ihre Augen fixieren das Dunkle, als gäbe es eine unsichtbare Mauer, die sie davon abhält, weiterzugehen. Selbst wenn die anderen beiden drauflos stürmen, bleibt sie zögerlich zurück.

Das war für uns eine völlig neue Erfahrung. Also haben wir kurzerhand die Leine geschnappt und sind gemeinsam mit ihr auf die Wiese gestiefelt. Das funktionierte prima. Okay, dann machen wir es eben so. Aber mich ließ die Frage nicht los: „Warum hat sie solche Angst? Und wie können wir ihr diese Furcht nehmen?“ Also habe ich mich tiefer mit der Thematik beschäftigt, um ihr Verhalten besser zu verstehen.

Wie merke ich, dass mein Hund Angst im Dunkeln hat?

Angst vor der Dunkelheit bei Hunden kann sich auf vielfältige Weise äußern. Mit diesem Problem bist du nicht allein und es gibt viele Strategien, die dir helfen können, deinem Hund seine Ängste zu nehmen.

Es kann sein, dass deine Fellnase, so wie unsere Hündin, einfach sehr zurückhaltend im Dunkeln ist. Sie möchte nicht nach draussen, schon gar nicht alleine. Vielleicht mag dein Hund selbst an der Leine nicht laufen und zieht zurück, verweigert das Weitergehen.

Andere Hunde sind im Dunkeln sehr nervös oder schreckhaft und machen einen Satz nach hinten oder zur Seite, wenn ihnen etwas komisch vorkommt. Du solltest also immer darauf gefasst sein und zum Beispiel verhindern, dass dein Hund in einer solchen Situation auf die Strasse springen kann.

Wieder andere zeigen aggressives Verhalten. Sie bellen Passanten oder auch Gegenstände an, knurren oder zerren an der Leine.

Was kann ich tun, wenn mein Hund Angst im Dunkeln hat?

Der wichtigste, fundamentalste erste Schritt und zugleich die Schlüsselrolle in deinen Bemühungen, deinen Hund zu unterstützen: Gib’ ihm Sicherheit und Orientierung. Zeig’ ihm, dass du verantwortlich für ihn bist und er sich auf dich verlassen kann. Verhalte dich so, wie du es dir von deinem Hund wünschst. Ist er gestresst, verkörpere Ruhe. Damit das zum Erfolg führt, ist es unerlässlich, dass du bereits im Alltag beginnst. Er soll sich nicht nur im Dunkeln an dir orientieren, sondern immer.

Anders gesagt, wenn er sich sonst nie an dir orientiert, klappt das auch im Dunkeln nicht. Vertrauen ist die Basis, die dein Vierbeiner braucht, um sein Leben in deine Hände zu legen. Mein Rüde beispielsweise geht nicht gerne ins Wasser. Gehe ich aber zuerst rein und rufe ihn zu mir, dann überwindet er seine Angst und kommt zu mir. Das Vertrauen ist stärker, aber es hat sich nicht von heute auf morgen aufgebaut.

Praktische Umsetzung

Allgemein gesagt, Du, als sein Mensch, triffst die Entscheidungen. Jede noch so kleine. Das ist nicht immer einfach, ich weiß. Es ist fair, zu sagen, dass kaum jemand das zu jedem Zeitpunkt perfekt umsetzt. Manchmal muss etwas schnell gehen und ein anderes Mal vergessen wir es, weil wir in Gedanken woanders festhängen. Wir erwarten dann, dass alles schon irgendwie läuft und hoffen, dass unser Hund das eine Mal darüber hinwegsieht, nach dem Motto: Einmal ist keinmal. Manche tun das auch und sind sehr tolerant, wenn mal nicht alles nach Schema funktioniert. Andere sind dafür wesentlich mehr auf den gesteckten Rahmen angewiesen. Setz’ dich nicht unter Druck, arbeite einfach Stück für Stück daran. Es ist ein Weg der kleinen Schritte.

Ich gebe dir ein paar Beispiele, die du direkt umsetzen kannst:

  • Wenn du die Terrassentür öffnest, erlaube deinen Hund nicht, einfach raus zu rennen. Lass’ ihn absitzen und gib ihm mit einem Kommando die Erlaubnis.
  • Wenn ihr durch die Tür geht, gehst Du immer vor. Ebenso beim Überqueren einer Straße.
  • Wird dein Hund von einem anderen Hund bedrängt, dann stellst du dich vor ihn, wehrst den Anderen ab und signalisierst ihm auf diese Weise: “Ich habe alles im Griff, bei mir bist du sicher.”

Die Liste wäre beliebig erweiterbar. Kurz zusammengefasst: DU bist der Fels in der Brandung, DU sorgst dafür, dass dein Hund sich stets auf dich verlassen kann. DU bist seine Orientierung und die höchste Instanz im Rudel. Ausnahmslos.

So unterstützt du deinen Hund beim Spaziergang im Dunkeln

  • Wenn dein Hund unsicher ist und sich davor scheut, z. B. in den dunklen Garten zu laufen, mach’ es wie ich und leine ihn an. Begleite ihn beim Gang nach draussen. Laufe zielstrebig uns selbstsicher. Deine Entschlossenheit und Körpersprache zeigt ihm, dass du keine Angst hast und er dir folgen kann.
  • Verweigert der Hund das Gehen an der Leine und bleibt stehen, gib’ nicht nach, indem du dich ebenfalls zurückbewegst. Bleib’ an Ort und Stelle stehen und gib deinem Hund etwas Zeit, einen Schritt auf dich zuzubewegen und sich der “Bedrohung” anzunähern. Du erinnerst dich? Ein Weg der kleinen Schritte …
  • Hat dein Vierbeiner Angst vor einem Gegenstand, beispielsweise einer Mülltonne, gehst du vor ihm, “checkst” sozusagen die Tonne aus und entscheidest, dass die Lage sicher ist. Es kann aber auch hilfreich sein, erstmal einen seitlichen Bogen um die Tonne zu machen, ein paarmal sogar, bis er sich entspannt. Auch stehenbleiben, den Hund nah an dir absitzen zu lassen, ist eine gute Idee. Atme ruhig und versuche, ob er nun vorbeiläuft.
  • Reagiert dein Hund aggressiv auf vorbeilaufende Menschen, bist es ebenfalls du, deren Handeln gefragt ist. Sprich’ die Person an, während du stehenbleibst und deinen Hund hinter dir absitzen lässt. Du bildest einen Puffer. Auch hier solltest du auf dein Bauchgefühl hören. Sagt es dir: “Das ist für deinen Hund zu viel”, dann wähle ebenfalls erstmal die Strategie, der Situation auszuweichen. Es hat keinen Sinn, etwas zu erzwingen. Aber je öfter du das übst, desto sicherer wird dein Hund.

Vermeide diese 3 Dinge, wenn dein Hund Angst im Dunkeln hat

  1. Freilauf im Dunkeln
    Gewähre diesen deinem Hund nicht oder nur sehr begrenzt. Achte in jedem Fall darauf, dass er nah bei dir ist, damit du schnell reagieren kannst, falls es nötig wird.
  2. Durchsetzung mit Gewalt
    Zwing’ deinen Hund nicht, weiterzulaufen, indem du an der Leine zerrst oder ihn bedrängst. Dein Hund braucht deine Unterstützung.
  3. Bestrafung
    Schimpfe und bestrafe deinen Hund nicht, weil er ein Kommando aus Angst verweigert. Das verunsichert ihn und verschlimmert eventuell die Situation.

Tipp! Auch Hunde, die keine Angst im Dunkeln haben, können sich und andere gefährden, indem sie beispielsweise auf die Straße rennen, weil die Nachbarskatze gejagt werden will, und werden dort vom Radfahrer zu spät gesehen. Menschen, die ihr selbst nicht rechtzeitig gesehen habt, könnten Angst bekommen, wenn sie im Dunkeln auf einen Hund treffen. Nimm’ bitte Rücksicht und schätze vorher ab, ob es sinnvoll ist, den Hund im Dunkeln von der Leine zu lassen.

Abschließende persönliche Gedanken

Es ist in Ordnung ist, nicht immer perfekt zu sein. Jeder Hund ist einzigartig mit seinen eigenen Ängsten und Bedürfnissen. Sei geduldig mit dir selbst und deinem Liebling.

Stelle so gut es geht sicher, dass du deinem Hund die Welt auf liebevolle und einfühlsame Weise erklärst und sicher machst. Du bist sein Leuchtturm in der Dunkelheit, sein sicherer Hafen. Und mit jedem Schritt, den ihr gemeinsam macht, stärkt ihr eure Bindung und das Vertrauen zueinander.

Bevor du dich jedoch überfordert fühlst oder das Gefühl hast, es tritt keine Verbesserung ein, suche dir Rat und Hilfe von erfahrenen Hundetrainer*innen. Wenn du einen Gefährten im Haus hast, der der Dunkelheit mit Respekt oder sogar Angst begegnet: Kopf hoch! Jeder Tag bringt eine neue Gelegenheit, deinem treuen Begleiter zu zeigen, wie sehr du dich um ihn kümmerst und dass er sich auf dich verlassen kann – egal ob im hellen Licht des Tages oder in der Dunkelheit der Nacht.


Melanie RoloffMelanie Roloff ist dreifache Mutter, Ehefrau und Tierbesitzerin. Als leidenschaftliche Yogalehrerin und Hobbyautorin inspiriert sie Menschen mit ihren Geschichten. Gemeinsam mit ihrer Familie und ihren zwei Hunden Phaléne Lilly und Chihuahua Sammy, lebt sie in Bayern.


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Kommentare, Fragen und Antworten
  1. Johannes Giert sagt:

    Hunde können grundsätzlich im Dunkeln besser sehen. Nicht im Hellen. Ausnahmen sind Hunde mit Augenerkrankungen oder Hunde-Senioren

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