Niereninsuffizienz beim Hund

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Niereninsuffizienz beim Hund


Den Begriff der “Niereninsuffizienz” verbinden wir unweigerlich mit unseren Hauskatzen – kein Wunder, da gerade bei älteren Patienten die Niereninsuffizienz bei der Katze einer der Hauptvorstellungsgründe in der Tierarztpraxis ist. Leider können unsere Hunde aber ebenfalls diese Nierenschwäche ausbilden. Wie sich eine Niereninsuffizienz beim Hund äußert und was man gegebenenfalls dagegen tun kann, erfahrt ihr hier.

Was ist eine Niereninsuffizienz beim Hund?

Wie bei allen Säugetieren übernimmt die Niere eine Vielzahl an Funktionen im Organismus. Sie entgiftet den Körper indem sie Abfallprodukte des Stoffwechsels aus dem Blutstrom filtert, sie gewinnt Salze und Wasser zurück, produziert Hormone für die Blutbildung und ist darüber hinaus an der Regulation des Blutdrucks beteiligt.
Eine Niereninsuffizienz kann sich meistens über Wochen bis Monate als chronische Form entwickeln, aber sich auch durch zum Beispiel Infektionen oder die Aufnahme von Giften binnen Stunden bis Tagen als akute Form darstellen. Dabei verliert das im Körper paarig angelegte Organ mehr oder weniger schnell die oben beschriebenen Funktionen.

Wie entsteht eine Niereninsuffizienz beim Hund?

Chronische Niereninsuffizienzen sind häufig sogenannter ideopathischer Natur – das bedeutet, ihre Ursache ist gerade bei älteren Hunden oftmals nicht nachzuvollziehen. Angeborene Ursachen wie beispielsweise Zystennieren oder Nierenfehlbildungen können unter Umständen schon im jugendlichen Alter zur Beeinträchtigung der Organfunktionen führen.
Die akute Niereninsuffizienz wird häufig durch Vergiftungen mit Frostschutzmitteln, Pestiziden oder Schwermetallen wie bspw. Quecksilber ausgelöst. Daneben kann auch der Verschluss der Harnröhre durch Harnsteine und die damit verhinderte Ausscheidung zur akuten Funktionsstörung führen. Neben schweren Nieren(becken)entzündungen können auch Infektionskrankheiten wie Leptospirose o.ä. ursächlich sein.

Wie äußert sich eine Niereninsuffizienz beim Hund?

Symptome einer chronischen Niereninsuffizienz beim Hund

Natürlich stellt sich nun die Frage, woran ich eine bereits beginnende Niereninsuffizienz erkenne. Leider ist dies in den meisten Fällen fast unmöglich, da die Nieren bei einer chronischen Insuffizienz (das bedeutet ein langsames Schwinden der Funktionen) über einen längeren Zeitraum kompensieren und somit die Symptome verschleiern.
Erst ab dem Verlust der circa halben Funktionsfähigkeit, sprich nur noch 50% Leistung, beginnen erkrankte Hunde initial Symptome zu zeigen. Allen voran eine herabgesetzte Aktivität mit gesteigerter Wasseraufnahme bei erhöhtem Harnabsatz. Gerade bei unsauberen älteren Hunde, die Urin in die Wohnung absetzen, sollte ein Nierencheck gemacht werden, da sie womöglich die große Menge an aufgenommenem Wasser in Harnform einfach nicht mehr so lange einhalten können.

Viele betroffene Hunde zeigen einen verminderten Appetit, verlieren dadurch langsam an Gewicht und können im Fortschreiten auch vermehrt Erbrechen zeigen.

Symptome einer akuten Niereninsuffizienz beim Hund

Bei der akuten Form kann der Verlauf sehr rasant sein. Hier setzen die Patienten deutlich weniger bis gar keinen Urin mehr ab. Gleichzeitig können sie die Wasseraufnahme komplett verweigern und von heute auf morgen das Fressen einstellen. Hinzu kommen meist noch Durchfall und Erbrechen. Hier verschlechtert sich der Zustand des Patienten wirklich rapide binnen Stunden.

Wie stellt der Tierarzt eine Niereninsuffizienz beim Hund fest?

Als diagnostisches Hilfsmittel der Wahl gilt die Blutuntersuchung. Dabei wird besonders auf die Parameter SDMA (Früherkennungswert), Kreatinin, Harnstoff und Phosphat geachtet um sowohl den Grad der Insuffizienz festzustellen als auch eine vorsichtige Prognose zu wagen.
Daneben sollte auch der Harn untersucht werden. Es kann zum einen überprüft werden ob die Niere in der Lage ist den Harn zu konzentrieren – sprich Giftstoffe aus dem Blut zu filtern und dadurch das spezifische Gewicht des Harns zu erhöhen. Daneben kann mittels Harnstick eine Infektion, ein Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) sowie eine pH-Wert-Entgleisung ausgeschlossen werden. Im sogenannten Harnsediment werden etwaige Möglichkeiten von verstopfenden Blasensteinen durch Darstellung von Harnkristallen ausgeschlossen/bestätigt.
Im normalen Röntgen (ohne Kontrast o.ä.) lassen sich hingegen “nur” harnwegsverstopfende Steine, die auch röntgendicht sind, feststellen. Per Röntgenbild lassen sich jedoch absolut keine Aussagen über die Funktionsfähigkeit von Nieren machen.
Etwaige Strukturveränderungen der Nieren können ausschließlich mit einem Ultraschall dargestellt und so erkannt werden. Auch die Blutdruckmessung kann Hinweise auf die Ursache geben.

Wie behandelt man eine Niereninsuffizienz beim Hund?

Die Therapie orientiert sich an der von Katzen mit Nierenschwäche, wobei natürlich der Verlauf (akut vs. chronisch) beachtet werden muss. Neben der täglichen Infusion zur Spülung des Organismus stehen eine phosphor reduzierte Fütterung sowie gegebenenfalls eine Blutdrucksenkung im Fokus der Behandlung. Eine ausführliche Beschreibung der 5 Behandlungssäulen findest du hier.

Kann ein Hund mit Niereninsuffizienz noch gut weiterleben?

Die Prognose hängt maßgeblich davon ab

  • in welchem Zustand der Patient vorgestellt wird
  • ob es sich um eine akute oder chronische Verlaufsform handelt
  • wie weit die Insuffizienz bereits fortgeschritten ist

Beispielsweise ist die Prognose bei einem akuten Geschehen durch Verstopfung der Harnröhre durch einen Stein beim ausgewachsenen Hund im mittleren Alter meist deutlich besser als die chronische Form bei einem älteren Patienten, der vermutlich seit Wochen langsam abbaut.
Daher kann ich gerade bei Hunden ab dem circa siebten Lebensjahr nur dazu raten, einmal jährlich ein Organprofil plus Blutbild (umgangssprachlich auch “geriatrisches Profil”) machen zu lassen und ansonsten bei den oben beschriebenen Symptomen am besten möglichst rasch beim Haustierarzt vorstellig zu werden.


Sebastian Goßmann-JonigkeitTierarzt Sebastian Goßmann-Jonigkeit ist seit 2012 praktizierender Tierarzt für Kleintiere in Engelskirchen bei Köln. Dort leitet er die Praxis gemeinsam mit seiner Frau. Sein Faible gilt der Zahnmedizin für Hunde und Katzen – daher fühlt er sich zwischen Dentalröntgen und Zahn-OP auch besonders wohl. In seiner Freizeit bloggt er auf Facebook und Instagram.


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