Katze im Bett: Kuschelfaktor oder Schlafstörung?

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Katze im Bett


Es gibt zahlreiche Artikel in (Online-)Magazinen, die sich mit der Frage beschäftigen, ob deine Katze im Bett schlafen sollte oder dein Schlafzimmer besser für sie verschlossen bleibt. Die meisten dieser Beiträge legen den Fokus auf die Vor- und Nachteile aus menschlicher Sicht wie zum Beispiel gesundheitliche Risiken, wenn dein Minitiger mit nicht ganz so sauberen Pfoten auf dein Kopfkissen stapft. Die Auswirkungen auf unseren Schlaf und unser Wohlbefinden wurden sogar wissenschaftlich beleuchtet. Alles in allem legitime Gesichtspunkte bei der Entscheidung, ob sich deine Katze nachts zu dir kuscheln darf. Bei meiner Arbeit als Verhaltensberaterin beschäftige ich mich immer wieder mit diesen Argumenten und vermittle oft zwischen unseren menschlichen Bedürfnissen und denen unserer Minitiger. Denn während unsere Gründe, für oder gegen die Katze im Bett, für uns offensichtlich sind, hat unser felines Familienmitglied nur begrenzte Möglichkeiten, uns seine Bedürfnisse zu verdeutlichen – und diese sind meist eher unangenehm durch nächtliche Maunzkonzerte oder die kätzischen Verschönerungen des Mobiliars mit beherzten Kratzmarkierungen. Warum liegen deine und die Interessen deiner Katze oft so weit auseinander, wenn es um die (gemeinsame) Nachtruhe geht?

Rhythmus der Katze

Katzen sind besonders in der Dämmerung aktiv – als perfekt ausgerüstete Jäger mit Augen, die über eine reflektierende Schicht (dem sogenannten Tapetum lucidum) Restlicht verstärken, und Tasthaaren, über die sie das Trippeln ihrer kleinen Beute spüren. Ihre Beute, Mäuse und andere Kleinnager, Insekten & Co sind ebenso in den „Randzeiten“ des Tages unterwegs, und so wird der Biorhythmus der Katze besonders aktiv, wenn wir Menschen nach einem langen Arbeitstag eigentlich eher gemütlich auf der Couch den Tag ausklingen lassen und schließlich ins Bett gehen möchten. Dort schlafen wir idealerweise acht Stunden durch, um erholt und fit den nächsten Tag zu beginnen. Während wir also mit Einbruch der Dunkelheit ein verhältnismäßig langes Schlafintervall vor uns haben, ruhen unsere Katzen zwar mit etwa 12 bis 16 Stunden in der Summe pro Tag mehr als wir. Jedoch teilen sie diese in viele kürzere Zeiteinheiten ein, aus denen sie immer wieder erwachen, aufstehen, ggf. etwas jagen, eine kleine Mahlzeit zu sich nehmen und eben ihr „Katzending“ machen, bevor sie sich entspannt – vielleicht wieder neben uns im Bett – einkringeln und einen Powernap genießen, bevor der Zyklus wieder von vorn beginnt. So ist es aus Sicht der Katze völlig unlogisch (und wahnsinnig langweilig), wenn wir so fürchterlich lange am Stück schlafen.

Warum kommt die Katze nachts zu mir ins Bett?

Kein Wunder, dass sie sich in der Nacht immer wieder eine eigene kreative, mitunter lautstarke Beschäftigung sucht. Als Wohnungskatze hatte sie zuvor wahrscheinlich zudem den ganzen Tag auf uns gewartet (wir haben schließlich gearbeitet) und die ausgiebige Spieleinheit mit uns nach dem Heimkommen ist nach kurzer Zeit auch schon wieder in ihrem Akku „aufgeladen“. Eine gewisse Entschädigung zieht sie aus der Möglichkeit, mit oder zumindest bei uns zu kuscheln, wenn wir schon so lange untätig im Bett verschlafen. Sie kann dabei den für sie wichtigen Sozialkontakt mit uns pflegen. Schüchterne Samtpfoten haben während der Nacht zudem am wenigsten Angst vor uns Riesen, weil wir unter der Bettdecke nicht nur kleiner wirken, sondern zudem im Schlaf keinen Fokus auf die Katze legen (können) und damit umso weniger bedrohlich werden.

Was passiert, wenn ich meine Katze ausschließe?

Verschließen wir wiederum die Schlafzimmertür, entfällt nicht nur die Möglichkeit der gemeinsamen Kuschelzeit und das Revier der Katze verkleinert sich um ein weiteres Zimmer – was bei Wohnungskatzen einen nicht unerheblichen Anteil der Gesamtfläche ausmachen kann. Nein, es ist noch schlimmer, denn hinter verschlossenen Türen passieren bekanntlich immer die spannendsten Sachen aus Sicht der Katzen. Das ist ein ungeschriebenes Gesetz und in der ansonsten ruhigen Nacht umso tragischer. Welch‘ Schicksal an Langeweile, die deine Katze zu tragen hat! Herzergreifendes Maunzen und nachdrückliches Kratzen an der Tür sind hier nur allzu nachvollziehbare Einbruchsversuche, diesem – berechtigten – Bedürfnis auf den Grund zu gehen.

Frust und Hunger

Als wäre das noch nicht genug, reiht sich ein weiterer Frustfaktor meist in die frühen Morgenstunden ein – Hunger! Im besten Fall noch vor dem Zubettgehen gefüttert, wird deine Katze nach ein paar Stunden schon wieder hungrig. Ihr Körper ist für viele kleine Mahlzeiten „gebaut“ und muss sich in unserem Haushalt nicht selten einer unnatürlich langen Pause zwischen zwei Snacks anpassen – ganz besonders zwischen Abendfütterung und Frühstück. Zehn bis zwölf Stunden sind keine Seltenheit – vier bis sechs Stunden wären ideal für den hungrigen Minitiger. So gesellt sich also zu Langeweile und dem fehlenden Sozialpartner nun auch noch Hunger, womit deiner Katze spätestens zwischen halb drei und vier die Nerven durchgehen – und auch das ist allzu verständlich, da unsere Haustiere auf unsere Versorgung angewiesen sind. Zu viel der angestauten Bedürfnisse – jetzt macht sich großer Frust breit.

Stress für die Katze

Während wir also in unserem Bett tief schlafen oder uns über die Störungen des felinen Terroristen ärgern, empfindet die Katze dabei realen Stress. Gelangweilt, mitunter hungrig und den Sozialpartner Mensch hinter einer Türe unerreichbar hören… Kein Wunder, dass es nachts dann nicht selten auch zu Auseinandersetzungen in einer Katzengruppe kommt, insbesondere wenn dort der Haussegen insgesamt bereits ein wenig in Schieflage geraten ist.

Wie kriege ich die Katze aus meinem Bett raus?

Entscheidest du für dich, dass deine Katze dennoch die Nacht ohne dich verbringen soll, lege ein großes Augenmerk auf eine bestmögliche Rundumversorgung in den Stunden ohne dich – was übrigens auch tagsüber für die Zeiten gilt, in denen du arbeitest oder anderweitig unterwegs bist. Futterspiele über Activity Boards, Futterparcours oder Schleckmatten stillen den Hunger und sorgen für Beschäftigung und Bewegung. Ergänzende Futterautomaten lassen sich so programmieren, dass keine allzu langen Hungerzeiten entstehen. Eine intensive körperliche Spieleinheit je kurz vor dem Zubettgehen lässt deine Katze schließlich entspannt in die Nacht gehen. Gegen das Gefühl, allein zu sein, kann dein tagsüber getragenes Shirt durch dessen „frischen“ Duft nach dir etwas Trost spenden – auf dem Lieblingsplatz deiner Katze in der Nacht. Sofern für dich gesundheitlich vertretbar, ist eine ausgiebige Kuscheleinheit im Bett morgens vor dem Aufstehen eine schöne Entschädigung und kann ein wunderbares Ritual zum Start in den Tag werden. Gegen Haare in deinem Bett hilft eine Tagesdecke, die du vorher über das Bett ziehst und abends wieder entfernen kannst.


Carmen Schell, Inhaberin von Cattalk®, ist als ausgebildete Tierpsychologin (ATN) mit dem Fachgebiet Katze im Rhein-Main-Gebiet, überwiegend rund um Darmstadt und Frankfurt sowie im Online-Coaching tätig. Sie bietet professionelle Unterstützung bei allen Fragen zu der Haltung und Problemverhalten von Samtpfoten. Neben der persönlichen Beratung gibt sie regelmäßig Vorträge und bundesweite Seminare für interessierte Laien und Profis. Ihr Herz hat die Autorin besonders an Katzen aus dem Tierschutz verloren und engagiert sich ehrenamtlich im regionalen Tierschutz.


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