„Weiter!“ trainieren

9254
0

Weiter trainieren

Wieso dieses Signal?

Das Signal „Weiter“ kann dir so manchen Spaziergang erleichtern, beispielsweise in Situationen, in denen dein Hund sehr abgelenkt ist, durch einen spannenden Geruch am Wegesrand, ein unachtsam weggeworfenes Brötchen oder durch andere Reize. Das Signal Weiter trainieren lohnt sich also besonders. Du gibst deinem Hund das Signal „Weiter“, er lässt vom Reiz ab und geht mit dir mit, ohne dass du ihn weiterziehen oder ihn ganz zu dir rufen musst. Auch, wenn dein Hund ohne besonders intensiven Reiz trödelt, signalisiert ihm dein „Weiter“, dass du nicht mehr warten möchtest, sondern nun weitergehen wirst.

Wie sieht das Training aus?

Damit dein Hund auch einen verlockenden Reiz links liegen lässt, solltest du deinem Hund das „Weiter“ zunächst grundlegend beibringen. Wie bei anderen neuen Signalen auch, beginnst Du in einer ablenkungsarmen Umgebung. Dein Hund sollte an einer Leine gesichert sein. Achte aber darauf, dass die Leine locker ist. Bestücke dich nun mit Futter. Dies darf ruhig etwas Leckeres sein (wie z. B. Käse oder Fleischwurst). Auch das Lieblingsspielzeug deines Hundes geht als Alternative zum Futter.

  • Zunächst musst du das Signal erst einmal positiv aufbauen, damit dein Vierbeiner versteht, was „Weiter“ bedeutet. Dazu beginnst du stehend mit deinem Hund einen Schritt hinter dir.
  • Nimm ein Stück Futter in eine Hand, so dass Dein Hund dies sehen kann. Nun wirfst du mit einer eindeutigen Geste das Futter nach vorne in Laufrichtung weg. Dein Hund wird, um es fressen zu können, nach vorne laufen. Wiederhole dies drei- bis viermal.
  • Dann lasse das Futter in der Hand weg und vollführe die gleiche Geste, ohne dass wirklich Futter geworfen wird. Reagiert dein Hund, indem er nach vorne läuft, belohne ihn dafür mit einem Futterstück, das du ihm entgegenwirfst. An dieser Stelle kannst du auch sehr gut mit einem Clicker arbeiten und so im richtigen Moment, d. h., wenn sich dein Hund nach vorne bewegt, clicken und anschließend belohnen. Auch diesen Schritt wiederhole drei- bis viermal.
  • Klappt es zuverlässig, ist nun der Zeitpunkt gekommen, um das Signal einzuführen. Dazu sagst du das „Weiter“ kurz bevor du die Wurfbewegung ausführst, also „Weiter“ und danach die Geste, die dein Hund schon kennt. Geht Dein Hund nach vorne weiter, belohnst du ihn.
  • Nach ca. sechs Wiederholungen kannst du beginnen, die Geste mit dem Arm immer kleiner werden zu lassen, so dass Dein Hund lernt, wirklich auf das Wortsignal zu reagieren.

Das Signal Weiter trainieren und festigen

Um das Signal zu festigen, bedarf es vieler Wiederholungen. Wenn dein Hund zuverlässig auf das „Weiter“ reagiert, ist der folgende Schritt, erst einmal etwas Distanz aufzubauen. Lasse deinen Hund dazu ein paar Schritte hinter dir warten und gib dann dein Signal. Baue die Distanz immer weiter aus. Auch kannst Du beginnen, selber weiter zu laufen. Baue nach und nach kleine Ablenkungen ein. Gib das Signal z. B., wenn dein Hund gerade am Wegesrand schnüffelt oder steht und in die Ferne schaut.

Du kannst nun auch nach dem „Lotterie-Prinzip“ belohnen, d. h., es gibt nicht jedes Mal ein Leckerli, sondern nur jedes zweite oder dritte Mal. Auch das Leckerli kann dabei variieren. Da viele Möglichkeiten der Wiederholungen bei jedem Spaziergang bestehen, sollte es nicht jedes Mal eins geben – auch, damit du für deinen Hund nicht berechenbar wirst und er abwägen könnte. Außerdem kannst du besonders schwierige Situationen entsprechend größer belohnen.

Auflösen

Aufgelöst wird bei diesem Signal nicht, da du lediglich die Info übermittelst, dass du weitergehen wirst und sich dein Vierbeiner anschließen sollte. Du erwartest aber kein dauerhaftes Verhalten, sondern nur, dass er ebenfalls weitergeht und sich von dem ablenkenden Reiz löst.

"Weiter!" trainieren im Alltag

Dieses Signal gehört zu den am häufigsten eingesetzten Signalen, da es auf jeder Gassi-Runde zum Einsatz kommen wird. Es soll und darf natürlich geschnüffelt werden, aber wenn dein Vierbeiner kein Ende findet, bestimmst du mithilfe des Signals, dass es nun weitergeht und vermeidest zudem unangenehmes Leinen-Gezerre. Für deinen Vierbeiner also ein sehr positives Signal, welches ihm die Chance eröffnet, einfach freiwillig mitzugehen. Außerdem lohnt sich das Ganze, schließlich besteht die Option auf ein Leckerli.

Ist das Signal für deinen Hund bereits so gefestigt, dass es bei Spaziergängen einwandfrei klappt, kannst du es nun auch bei größeren Reizen einsetzen. Wichtig ist es, eine besondere Leckerei, die das lobenswerte Abwenden und Mitkommen entlohnt, parat zu halten. Testen kannst du das in einer gesicherten Umgebung, wenn dein Hund beispielsweise mit einem euch bekannten Hund friedlich spielt und du dich selbstbewusst nach Verkünden des Signals „Weiter“ umdrehen kannst, um zu gehen – ohne befürchten zu müssen, dass andere Hundehalter indes auf dein Handeln oder Eingreifen setzen. Sagst du „Weiter“ gehst du auch immer los. Dreht dein Hund ab und folgt dir, freust du dich total über ihn und gibst ihm etwas Fleischwurst oder etwas ähnlich Tolles, das ihm besonders gut schmeckt.


KristinaKristina Ziemer-Falke ist zertifizierte Hundetrainerin und Verhaltensberaterin durch die Tierärztekammer Schleswig-Holstein und das Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Darüber hinaus verfügt sie über viele Zusatzausbildungen und Schwerpunkte und ist im Prüfungsausschuss der Tierärztekammer Niedersachsen für die Hundetrainerzertifizierungen.
Mit ihrem Mann Jörg Ziemer gründete sie das Schulungszentrum Ziemer & Falke, in dem sie seit vielen Jahren mit viel Herz, Leidenschaft und Kompetenz Hundetrainer in ganz Deutschland ausbilden und viele Weiterbildungsangebote anbieten. Viele kennen Kristina außerdem als erfolgreiche Autorin von Fachbüchern für Hundetrainer und Hundehalter sowie aus Artikeln beliebter Hundezeitschriften.


Hilf uns, unseren Service weiter zu verbessern. War dieser Artikel hilfreich für dich?

Kommentare, Fragen und Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert