Nassfutter als Beschäftigung

49194
0

Nassfutter als Beschäftigung

Katzen sind kleine Raubtiere, die einen Großteil ihrer wachen Zeit mit dem Aufspüren und Jagen ihrer Beute verbringen. Die Veranlagung dafür bleibt bei allen Katzen lebenslang, - bei wagemutigen Freigängern, ruhigen Couch-Potatoes und selbst die betagte Seniormiez spürt den Reiz zur Jagd in ihren alternden Knochen. Ist die Katze körperlich gesund und lebt in einem artgerechten, entspannten Umfeld, ist sie lebenslang und in jeder Lebensumgebung ein jagdfreudiges und mit den entsprechenden Reizen aktivierbares Hautstier.

Leider verkümmert ihr Potential nicht selten in unseren Wohnungen, weil wir ihr viel zu wenig oder unpassende Angebote für diese wichtige Beschäftigung bieten. Bei uns wiederum wird das scheinbar fehlende Interesse an unserem Spielangebot als Lustlosigkeit fehlinterpretiert und der Katze wird es immer langweiliger; sie wird träger und träger.

Immer häufiger begegnen uns als Katzenhalter/innen nun verschiedene Beschäftigungsmöglichkeiten sowohl für ein gemeinsames Spiel, als auch Futterbeschäftigungen. Bei Letzterem stehen Trockenfutter und ebenso trockene Leckerchen im Fokus der Beschäftigung. Activity Boards, selbst gebastelte Fummelbretter oder Clickertraining werden überwiegend „trocken“ bestückt. Dabei kann Nassfutter als Beschäftigung und Belohnung durchaus umgesetzt werden. Es benötigt nur ein wenig Kreativität, um der Katze damit vielleicht sogar eine extra Portion Flüssigkeit unter zu mogeln.

Ist Nassfutter als Beschäftigung geeignet?

Grundsätzlich kannst du jede Form von feuchter Nahrung auch als Belohnung einsetzen, der Wegweiser hierfür ist lediglich der individuelle Geschmack deiner Katze. Am einfachsten zu platzieren bzw. einzusetzen sind solche Nahrungsmittel, die cremig und ohne größere Stücke sind. Hast du einen Minitiger, der besonderen Gefallen an Filetstückchen oder Feuchtfutter mit Bröckchen/ als Ragout findet, kannst du diese entweder in Mini-Portionen über einen Teelöffel anbieten oder aber probiere doch mal, das Futter in einem Küchenmixer zu pürieren. Vielleicht kannst du dabei sogar noch einen zusätzlichen Schutz Wasser beifügen, worüber sich die Nieren des sonst eher trinkfaulen Tiers freuen. Diese Masse kannst du – wie alle cremigen/flüssigen Nahrungsmittel dann in eine Einmalspritze ohne Nadel füllen oder in die nachfolgend beschriebenen Beschäftigungsspiele eingeben.

Extra-Tipp: Püriertes und mit zusätzlichem Wasser ergänztes Feuchtfutter kannst du in der heißen Jahreszeit auch wunderbar als Katzen-Smoothie oder sogar Eis anbieten. Nach dem Pürieren bietest du die Extra Portion Flüssigkeit entweder direkt an oder frierst sie im Gefrierschrank als Eiswürfel ein und bietest sie der Katze zum Schlecken an. Die Menge an Wasser, die du dabei verwenden kannst, solltest du individuell an deine Katze anpassen, denn jede von ihnen hat eine persönliche Grenze für eine „Suppe“ als Zwischenmahlzeit, die du nicht überschreiten darfst – sonst verweigert deine Mieze die Portion gänzlich.

Neben handelsüblichen Schlecksnacks, Katzenmilch & Co kannst du testen, ob deine Katze Gefallen an laktosefreien (!) Milchprodukten findet (Joghurt, Hüttenkäse,  Milch, Sahne,…). Thunfischsaft oder ungewürzte Hühnerbrühe (selbst gekocht, keine Instant-Produkte) sind häufig ebenfalls beliebt. Teste aus, was deine Katze besonders lecker findet und du hast deine Basis für die feuchtfröhliche Beschäftigung.

Feuchte Schlabberei – Was kann ich anbieten?

Zugegeben, die meisten Acitivty Boards sind eher für trockene Belohnungen ausgelegt, aber mit ein wenig Kreativität und gut zu reinigenden Untergründen finden sich auch in diesem Bereich gute Alternativen. So gibt es bspw. aus Kunststoff oder Naturkautschuk hergestellte Boards und Spielzeuge, bei denen die Katze mit Pfote und/oder Zunge auch Brei oder Bröckchen raus schlabbern kann. Unmittelbar für Schlecksnacks konzipiert sind Leckmatten (sowohl für Katzen, als auch für Hunde) bei denen man die Leckerei in die Einkerbungen schmiert und die Katze diese mit Zunge und Pfote erarbeiten muss. Für etwas mehr Abwechslung kannst du mit Silikon-Backmatten aus dem Handel ergänzen (eigentlich zum Backen von Keksen & Co gedacht) und diese entsprechend bestücken.
Die vermutlich einfachste Art Nassfutter als Beschäftigung anzubieten ist, deiner Katze eine Zwischenmahlzeit in vielen kleinen Portionen (1/2 Teelöffel reicht) auf Untertellern in deiner Wohnung verteilt anzubieten. Ähnlich wie bei den sonstigen Futterparcours mit trockenen Leckerchen bietest du der Katze zunächst an leicht für sie auffindbaren Stellen einen Klecks an, an denen sie bei ihren täglichen Streifzügen durch deine Wohnung vorbeikommt. Hat sie verstanden, dass es an sonst ungewohnten Orten eine kleine Schlabberei gibt, darfst du die Portionen etwas anspruchsvoller platzieren – hinter einem Stuhlbein, auf einem erhöhten Platz wie der Fensterbank oder ähnlichem. Deine Katze lernt, dass es sich lohnt, in deiner Wohnung „auf die Jagd“ zu gehen und muss sich ihr Futter dort erarbeiten. Sie ist beschäftigt und hat viele kleine Erfolgserlebnisse, wenn sie die Klekse findet. Im Sommer eignen sich dafür die oben beschriebenen Eiswürfel oder aber du platzierst die Tellerchen auf einem Eierbecher mit einem (Wasser-)Eiswürfel darin, sodass der Futterkleks von unten gekühlt wird und nicht so schnell verdirbt. Dennoch achte bei dieser Beschäftigungsform unbedingt auf eine ausreichende Hygiene und frühzeitiges Auswechseln der Beschäftigung, damit sich die Katze nicht den Magen verdirbt. Meist haben Katzen bei der Nahrung zwar ein besonders gut ausgeprägtes Gespür für Verdorbenes, aber so manch‘ eine Samtpfote überrascht dann doch leider in dieser Hinsicht eher negativ.

Möchtest du mit deiner Katze Clickern und ihr dabei einen feuchten Snack anbieten, geht auch das über einen Kleks auf einem Unterteller. Platziere den Unterteller unmittelbar vor dich und deine Katze, fülle die cremige Leckerei in eine Einmalspritze (ohne Nadel) und gib zur Belohnung nach dem Markersignal (meist ein „Click“) eine geringe Menge aus der Spritze auf den Teller. Am besten übst du die Portionierung vorab, um im Eifer des Clicker-Gefechts nicht zu viel oder vielleicht mal auch gar nichts auf den Teller zu spritzen.

Vielleicht hast du weitere Tipps und Ideen um Nassfutter als Beschäftigung anzubieten? Schreib es uns in den Kommentaren!


Carmen Schell, Inhaberin von Cattalk®, ist als ausgebildete Tierpsychologin (ATN) mit dem Fachgebiet Katze im Rhein-Main-Gebiet, überwiegend rund um Darmstadt und Frankfurt sowie im Online-Coaching tätig. Sie bietet professionelle Unterstützung bei allen Fragen zu der Haltung und Problemverhalten von Samtpfoten. Neben der persönlichen Beratung gibt sie regelmäßig Vorträge und bundesweite Seminare für interessierte Laien und Profis. Ihr Herz hat die Autorin besonders an Katzen aus dem Tierschutz verloren und engagiert sich ehrenamtlich im regionalen Tierschutz.


Hilf uns, unseren Service weiter zu verbessern. War dieser Artikel hilfreich für dich?

Kommentare, Fragen und Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert