Demenz bei Katzen

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Demenz bei Katzen

Insbesondere Wohnungskatzen werden aufgrund einer verhältnismäßig guten Ernährung und wenig äußeren Gefahren mittlerweile im Durchschnitt 15 Jahre alt, manche von ihnen knacken sogar 20 Lebensjahre und mehr. Sie begleiten uns damit eine sehr lange Zeit, was für uns ein wunderbares Geschenk ist. Doch mit dem steigenden Lebensalter nehmen auch die altersbedingten Krankheiten und Zipperlein von Katzen leider zu. Was wir sonst überwiegend von uns Menschen kennen, sucht vermehrt die alternden Samtpfoten heim. Arthrose oder Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes oder Schilddrüsenfehlfunktionen sind ebenso auf dem Vormarsch wie Erkrankungen des zentralen Nervensystems. Und auch Demenz bei Katzen ist keine Seltenheit. Doch was bedeutet das genau für unsere Katzen? Wie erkennen wir eine kognitive Dysfunktion und was können wir dagegen tun?

Ab wann gilt eine Katze als dement?

Unter Demenz fallen verschiedene Erkrankungen des Gehirns, bei welcher Nervenzellen degenerieren und das betroffene Lebewesen Einbußen seiner kognitiven Fähigkeiten erleidet. Die bekannteste Erkrankung des Menschen in diesem Bereich ist Alzheimer, bei welcher der betroffene Mensch die Fähigkeiten des Kurzzeitgedächtnisses einbüßt, sich nicht mehr orientieren kann und mitunter depressiven oder aggressiven Episoden ausgesetzt ist. Auch bei Katzen beobachtet man eine der menschlichen Alzheimer Erkrankung ähnlichen Alterskrankheit mit ähnlichen Symptomen.

Symptome für Demenz bei Katzen

Katzen mit Demenz verlieren ihren Orientierungssinn, laufen laut schreiend durch das eigentlich bekannte Zuhause und wirken unruhig. Gleichzeitig bewegen sie sich weniger und schlafen vermehrt lange und tief. Sie finden ihre Katzentoilette nicht und verlieren den gewohnten Tag- Nacht-Rhythmus. Manche von ihnen stehen oder sitzen minutenlang im Raum und starren wie abwesend einen Punkt im Nichts an – während andere von ihnen plötzlich gereizt reagieren oder besonders ängstlich. Die Diagnose „Demenz“ zu stellen, ist nicht leicht. Es gibt keine eindeutigen diagnostischen Verfahren dafür. Nur eine sogenannte Differenzialdiagnose, bei der man andere Erkrankungen ausschließt, lässt am Ende der Untersuchungen die Diagnose „Demenz“ stehen. Denn – die Symptome könnten ebenso ursächlich in anderen Erkrankungen zu finden sein. Von Arthrose ist etwa jede zweite Katze ab zehn Jahren betroffen und bewegt sich aufgrund der damit verbundenen Schmerzen deutlich weniger; bevorzugt dann ein Schläfchen an einem besonders warmen Ort statt sich wie in jüngeren Jahren zu bewegen. Ein erhöhter Blutdruck, der mit einer chronischen Niereninsuffizienz einher gehen kann, führt manchmal zu Orientierungslosigkeit. Mit einer Schilddrüsenüberfunktion reagieren die betroffenen Tiere mit Gereiztheit und Unruhe.

Wann sollte ich mit meiner Katze zum Tierarzt?

Hast du den Verdacht, dass deine Katze nicht mehr nur ein wenig schrullig ist und hat sie zudem schon ihren zehnten Geburtstag gefeiert, schildere deinem Tierarzt deine Beobachtungen. Vielleicht kannst du von einem fraglichen Verhalten wie dem nächtlichen Maunzen sogar eine Smartphone-Aufnahme mitbringen, damit sich der Arzt ein Bild im natürlichen Umfeld der Katze machen kann. Ein geriatrisches Profil, also eine umfangreiche Blutuntersuchung, kann euch die ersten Hinweise auf evtl. andere Erkrankungen geben und diese schließlich behandeln oder eben ausschließen.

Demenz bei Katzen – und jetzt?

Leider gibt es weder ein Heilmittel, noch ein nachweislich wirksames Präparat, welches die Demenz bei Katzen aufhält. Dennoch können und sollten die auftretenden Symptome medizinisch behandelt und zumindest gelindert werden. Gleichzeitig kannst du dir und deiner alternden Katze den Alltag mit verschiedenen Verhaltensmaßnahmen erleichtern und ihren Lebensabend gemeinsam verschönern. Strukturierte und ritualisierte Abläufe, die den Bedürfnissen deiner Katze rechtzeitig Beachtung schenken, sind nun besonders wichtig. Mehrere kleine, leicht erwärmte Mahlzeiten (idealerweise alle 4-6 Stunden), moderate Spieleinheiten, ausgeprägtes Kuscheln und ein freundliches Gute-Nacht-Ritual helfen deiner Samtpfote, sich besser in ihrer schwindenden Welt zu orientieren. Manche älteren Tiere schätzen es, beim Gute-Nacht-Sagen sanft zugedeckt zu werden und genießen die zusätzliche Wärme. Eine moderate Spieleinheit gefolgt von einer größeren Abendmahlzeit unmittelbar vor dem Zubettgehen verzögern das morgendliche Aufwachen und damit verbundene Rufen oft um etwas Zeit.

Wie kann ich meiner Katze bei Demenz helfen?

Zusätzliche, leicht zugängliche Katzentoiletten – manche auch in unmittelbarer Reichweite zu einem Schlafplatz können eine mögliche Unsauberkeit abfangen oder zumindest mildern. Achtung: hier ist besonderes Fingerspitzengefühl gefragt, denn deine Katze schläft nur ungern direkt neben ihrer Toilette, gleichzeitig sollte sie beim Aufwachen besonders schnell erreichbar sein. Platziere ein oder mehrere Nachtlichter in deiner Wohnung, die es deiner Katze erleichtern, beim Aufwachen die Orientierung wiederzufinden, denn auch die Sehleistung deines Seniors nimmt mit dem Altern ab. Ist die Erkrankung bereits weit fortgeschritten, kann es sogar hilfreich sein, sie nachts auf einen Raum zu beschränken, in dem sie alles Notwendige für ihre Bedürfnisse in guter Erreichbarkeit zur Verfügung hat (Futter, Wasser, Toilette, Kuschelplatz) – idealerweise mit dir als ihrem Menschen in ihrer Nähe, also in einem Raum. So fällt es ihr leichter, sich in einer räumlich begrenzten Umgebung zu orientieren, wenn sie verwirrt aus dem Tiefschlaf aufwacht. Gleichzeitig bist auch du in unmittelbarer Nähe und kannst ihr mit deinem Verständnis und deiner Zuneigung aus dieser ängstigenden Situation schnell heraushelfen.

Langsam Abschied nehmen

Deine Katze im Land des Vergessens zu begleiten, ist sicherlich kein leichter Lebensabschnitt für euch beide. Er zehrt manchmal durch die unangenehmen Symptome an deinen Nerven und lassen dich vielleicht auch über einen längeren Zeitraum nicht mehr erholsam durchschlafen. Umso mehr wünsche ich dir, dass du euch beiden die nötige Gelassenheit und Geduld entgegenbringen kannst, um euch einen liebevollen Abschied zu schenken. Erinnere dich in gemeinsamen Ritualen an die liebenswerten Seiten eures Zusammenlebens und tanke wann immer möglich ein wenig neue Kraft, um den nächsten „Unfall“ deines Katzenseniors mit einem kurzen Seufzen aufzuwischen und es ihr oder ihm nicht nachzutragen – für das Tier ist das Schwinden seiner Kräfte und Fähigkeiten sicherlich mindestens ebenso anstrengend wie für dich und die Katze versteht nicht einmal, was gerade mit ihr passiert. Hilf ihr dabei, sich sicher und geborgen zu fühlen.


Carmen Schell, Inhaberin von Cattalk®, ist als ausgebildete Tierpsychologin (ATN) mit dem Fachgebiet Katze im Rhein-Main-Gebiet, überwiegend rund um Darmstadt und Frankfurt sowie im Online-Coaching tätig. Sie bietet professionelle Unterstützung bei allen Fragen zu der Haltung und Problemverhalten von Samtpfoten. Neben der persönlichen Beratung gibt sie regelmäßig Vorträge und bundesweite Seminare für interessierte Laien und Profis. Ihr Herz hat die Autorin besonders an Katzen aus dem Tierschutz verloren und engagiert sich ehrenamtlich im regionalen Tierschutz.


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Kommentare, Fragen und Antworten
  1. Zuber Petra sagt:

    Ich.finde es ganz.toll das es solche Informationen gibt

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