Grönlandhund

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Grönlandhund

Grönlandhund Steckbrief

Name
Grönlandhund Steckbrief
Herkunft
Dänemark (Grönland)
Lebenserwartung
12 Jahre (ohne Inzucht)
FCI-Standard
Funktion
Größe
Gewicht
32 - 40 KG
Häufige Krankheiten
keine
Felllänge
Doppeltes Haarkleid, dichtes Unterhaar, raues Deckhaar
Charakter/Wesen
faszinierend, siehe Beschreibung
Fellfarbe
Alle Farben
Besonderheiten

uralter Arbeitshund für Schlitten und Transporte aller Art

Rassenmerkmale und Erscheinungsbild

Wie sieht ein Grönlandhund aus?

Der Grönlandhund ist ein klassischer, ja der Prototyp eines Schlittenhundes. In seiner Heimat wird er „Grønlandshund“ und „Qimmeq Qimuttoq“ genannt. Er hat ein mächtiges, substanzvolles Gebäude mit tiefem Brustkorb und einem kräftigen, gut bemuskelten Körper. In seinem offiziellen Standard heißt es:

Der Grönlandhund ist ein sehr kräftiger Polarspitz und so gebaut, dass er die nötige Ausdauer bei der harten Arbeit eines Schlittenhundes unter arktischen Bedingungen aufbringen kann. Eine gewisse Variation an Größe wird akzeptiert, sofern dadurch die Leistungsfähigkeit und die Harmonie des Hundes nicht beeinträchtigt werden.

Sie tragen ein doppeltes Haarkleid: dichte und weiche Unterwolle sowie ein dichtes, glattes und grobes Deckhaar ohne Locken oder Wellen. Das Haar ist am Kopf und an den Läufen eher kurz, am Körper ist länger und ausgeprägter. Die Behaarung ist länger an der Unterseite der Rute, was sie buschig erscheinen lässt.

Wie groß ist ein Grönlandhund?

Grönlandhunde haben eine Widerristhöhe von 60 Zentimetern bei Rüden und 55 Zentimetern bei Hündinnen. Ihr Gewicht liegt zwischen 32 und 40 Kilogramm.

Wie alt wird ein Grönlandhund?

Alle Fellfarben sind erlaubt. Die Lebenserwartung eines Grönlandhundes liegt bei 12 Jahren.

Wesenszüge und Charaktereigenschaften

Welche Eigenschaften hat ein Grönlandhund?

Der Grönlandhund ist ein hochspezialisierter Arbeitshund. Laufen ist seine Leidenschaft, besser und genauer gesagt: das Ziehen von Schlitten und das Tragen von schweren Lasten. Neben den Transport-Jobs zählen zu seinen Aufgabengebieten das Bewachen und Beschützen der Lager sowie die Hilfe bei der Jagd auf Seehunde. Und – archäologisch nachgewiesen – schon seit der Altsteinzeit die Jagd auf Eisbären, dem größten Landraubtier der Erde. Wer sich für einen Grönlandhund interessiert, sollte unbedingt im Winter die Schlittenhunderennen besuchen. Es ist zutiefst beeindruckend und faszinierend. Man spürt die extreme Anspannung der Hunde bereits lange zuvor im Lager der Musher, der Schlittenhundeführer. Wenn es zum Start geht, gibt es kaum ein Halten. Wie bei einer Explosion löst sich die Anspannung dieser ansonsten eher behäbig wirkenden Hunde in die Beschleunigung des Schlittens auf. Aber nicht nur beim Laufen strahlen diese Hunde eine Faszination aus. Schon beim Lagern beeindruckt ihre in sich ruhende Selbstsicherheit. Der Standard notiert zum Wesen:

Die vorherrschenden Charaktereigenschaften des Grönlandhundes sind Energie, mentale Stärke und Kühnheit. Er ist ein passionierter und unermüdlicher Schlittenhund. Menschen, auch Fremden gegenüber, verhält er sich freundlich; wenn er als Schlittenhund verwendet wird, ist er nicht an eine bestimmte Person gebunden und ist deshalb auch nicht als Wachhund geeignet. Er zeigt einen starken Jagdinstinkt für Seehund und Eisbär.

Der Grönlandhund ist vor allem ein Rudelhund, der es gewohnt ist, mit seinesgleichen auf Tuchfühlung zu leben und zu arbeiten. Und eben auch so zu kommunizieren und seine sozialen Angelegenheiten zu erledigen. Aus unserer „zivilisierten“, mitteleuropäischen Sicht wirkt das dann recht ruppig. Dieser wohl urwüchsigte aller Hunde braucht eine sehr konsequente und zugleich einfühlsame Hand mit sehr viel Hundeverstand, die jederzeit jeden Ansatz eines Zweifels über die Führungsrolle vergessen lässt. Du musst quasi selbst ein etwas „verwilderter“ Naturmensch sein. So können einmalige, tiefe Partnerschaften entstehen, die zudem archaische Verbindungen zur Natur öffnen. Wer „den Hauch der Wildnis“ ernsthaft erleben will, hat mit dem Grönlandhund den richtigen Hund. Doch man muss sehr viel dafür tun. Du musst dein ganzes Leben dauerhaft darauf einstellen. Wer das nicht sehr ernsthaft und wirklich gut durchdacht hat und nachhaltig leisten kann, sollte sich von diesem Gedanken schnell trennen.

Herkunft & Geschichte

Wo kommt der Grönlandhund ursprünglich her?

Der Grönlandhund ist der Urtyp eines Transport- und Schlittenhundes. Er zählt zu den ältesten Hunderassen überhaupt. Hunde vom Typ eines Grönlandhunds begleiten schon seit Jahrtausenden die Völker rund um den Polarkreis. 2020 wiesen Paläogenetiker nach, dass diese Hunderasse bereits seit 10.000 Jahren als Rasse gezüchtet wird und eine direkte Linie zu den heutigen Hunden besteht. Obwohl diese Hunde ähnlich Husky oder Malamute dem Wolf im Äußeren, in manchen Verhaltensweisen und besonders auch genetisch von allen Hunden am nächsten stehen (neben Do Kyi und Basenji), stellten die Forscher fest, dass es in all diesen langen Jahren praktisch keine Vermischung mit wilden Wölfen gab. Das siehst du auch im Verhalten. Grönlandhunde wollen für den Menschen arbeiten. Sie lieben es, den Schlitten zu ziehen oder Lasten tragend mit ihren Menschen durch die wilde Natur zu ziehen. Sie entwickeln dafür eine enorme Ausdauer und Beflissenheit. Kein Wolf würde davon nur 1% bringen. Hunde vom Typ der Grönlandhunde und Malamute waren bis zu ihrer weitgehenden Ablösung durch Motorschlitten die Zugmaschine in der ganzen, riesigen Polarregierung der Nordhalbkugel. Ganze Völker waren in ihrer Existenz von solchen Hunden abhängig. Ihr Wesen ist immer urtümlich geblieben. Sie sind eine lebendige Brücke zur Wildnis des hohen Nordens. Grönlandhunde strahlen mental wie körperlich eine enorme Kraft und Entschlossenheit aus. Und so sind sie auch. Sie brauchen Menschen, die mit ihnen umgehen, sie führen können. Am besten ist es ein erfahrener Musher. Neben ihrer Rolle als Zugmaschine halfen diese Hunde bei der Jagd, stellten ein zuverlässiges GPS bereit, schützten vor Eisbären und wärmten die Menschen in kalten Nächten. Am 1967 erfolgte die endgültige Anerkennung als Hunderasse durch die FCI. Heute werden sie vom Deutschen Club für Nordische Hunde im VDH betreut. Weniger als einmal im Jahr wird ein Wurf dieser Hunde in Deutschland registriert.

GrönlandhundBeliebte Mixe

Mixe von Grönlandhund mit anderen Hunderassen sind in der Schlittenhundeszene häufig anzutreffen. Viele Musher versuchen so, die Leistung ihrer Hunde zu verbessern. Individuen, die aus Sicht der Musher keine optimale Leistung vor dem Schlitten bringen, finden sich dann zuweilen im Tierheim oder werden als vermeintlicher Begleithund angeboten.

Pflege, Gesundheit und Krankheiten

Wie viel Pflege braucht ein Grönlandhund?

Der Grönlandhund braucht regelmäßiges Bürsten des Fells. Der Fellwechsel, zweimal im Jahr, fällt bei ihm besonders intensiv aus. Dann sind Wohnung, Auto und Kleidung voll von seinen langen Haaren selbst wenn man ihn nun täglich ausbürstet. Der Hauptaufwand für seine Pflege liegt aber in seiner Natur als Schlittenhund begründet.

Gibt es beim Grönlandhund rassetypische Krankheiten?

Der Grönlandhund ist eine kerngesunde Hunderasse, solange er nicht mit Inzucht belastet ist.

Welches Futter ist für einen Grönlandhund am besten?

Der Grönlandhund ist zuweilen ein wählerischer Fresser. Musher haben Geheimrezepte mit Leckereien, um ihre Hunde vor den Rennen mit ausreichend Energie für die Arbeit vor dem Schlitten zu versorgen. Der Grönlandhund eignet sich sehr gut zum Barfen, gerne auch mit hochwertigen Fischfilets.

Aktivitäten

Wie viel Pflege braucht ein Grönlandhund?

Der Grönlandhund muss Arbeiten. Das meint in der Regel seinen Einsatz als Schlittenhund – und zwar genau das. Eine Haltung allein als Hof- oder gar Familienhund wäre nicht artgerecht.

Überlegungen vor der Anschaffung

Wo kann man einen Grönlandhund kaufen?

Wenn du dich für einen Grönlandhund interessierst, solltest du als erstes einige Schlittenhunderennen besucht haben. Dann solltest du prüfen, ob du mindestens in den nächsten zwölf Jahren ein gemeinsames sportliches und intensives Leben mit diesen wilden Hunden verbringen willst – und auch die objektiven Voraussetzungen dafür hast, nicht zuletzt auch finanzieller Art (Haltung). Es ist eine Lebensaufgabe bzw. -einstellung. Dann solltest du dich bei einem Musher und einem Züchter vor Ort informieren. Wenn alles klappt, steht dir ein wundervolles Erlebnis bevor.

Erziehung und Haltung

Passt ein Grönlandhund zu mir?

Der Grönlandhund ist kein Hund für Anfänger. Er stellt extrem hohe Anforderungen an seine Haltung, die sich aus seiner Bestimmung als urwüchsiger Schlittenhund ableiten. Er hat sich wie kaum ein anderer Hund nie an ein Leben in einer dicht besiedelten Gegend oder gar Großstadt angepasst. Das ganze Leben seines Herrchen oder Frauchens, seiner menschlichen Familie muss auf seine Bedürfnisse eingestellt sein. Der echte Grönlandhund braucht die Herausforderung vor dem Schlitten körperlich wie mental. Hier gibt es vielfältige Möglichkeiten Ersatzes auch ohne Schnee. Wir sehen eine Art Schlitten auf Rädern als Trike oder als Trainingswagen mit vier Reifen. Speziell für Grönlandhunds werden Wettbewerbe im Ziehen von Lasten organisiert, die von den Hunden mit größter Freude und vollstem Engagement angenommen werden. Gerade der Hundeschlittensport hat etwas ganz Besonderes. Mit dem Grönlandhund-Schlitten durch eine winterliche Schneelandschaft zu fahren, zählt zu den größten Erlebnissen überhaupt. Es lässt zudem eine tiefe Einheit Mensch-Hund und -Natur erleben, wie es sonst kaum möglich ist. Natürlich ist es auch gut für die Gesundheit. Ein sehr sportliches Herrchen oder Frauchen sollte es schon sein. Auf Reisen nimmst du deinen Grönlandhund am besten in einer Transportbox aus Aluminium mit – Musher haben meist einen speziell umgebauten Transporter dafür. Der Grönlandhund ist kein Hund für eine Etagenwohnung. Ein Haus mit „Garten“ sollte es mindestens sein. Der Grönlandhund zählt zu den wenigen Hunderassen, die man als Rudel problemlos im ausreichend bemessenen Zwinger halten kann. Dieser Zwinger muss aber gut gesichert sein. Nicht, dass die Grönlandhunde eine Gefahr für die Umwelt seien, aber sie sind Ausbrecherkönige und graben gut und gerne. Man glaubt kaum, durch welch kleine Löcher diese schweren Hunde kommen. Fast wie Katzen. Grönlandhunde schlafen gerne draußen und rollen sich beim größten Schneetreiben mit dem Kopf unterm Schwanz ein. Der Garten, wo sich Grönlandhunde aufhalten, sollte freilich nicht als Ziergarten gedacht sein, um es freundlich zu formulieren. Grönlandhunde erfordern die Einstellung deines gesamten Lebensstils auf diese Partnerschaft. Der Grönlandhund lässt sich für einen erfahrenen Hundehalter gut erziehen. Man muss die Herausforderung annehmen, ja lieben, mit diesen urwüchsigen, selbstbewussten Hunden mental zu ringen. Gerne werden sie Herrchen und Frauchen akzeptieren, ihnen treu ergeben sein, aber diese Zweibeiner müssen Führungsqualitäten verbunden mit viel Hundeverstand haben. Du musst dich auf das Erlebnis Grönlandhund voll einlassen. Er ist kein Hund für Leute ohne fundierte Hundeerfahrung.

Interessantes, Wissenswertes & Extras

Der Grönlandhund ist der Arbeitshund des Transportwesens. Er verkörpert eine der ältesten Hunderassen überhaupt. Ihre nachgewiesenen Wurzeln reichen bis in die Altsteinzeit zurück. So auch der Hund: Urtyp der Wildnis. Das Zusammenleben mit solchen Hund ist faszinierend. Ein Abenteuer. Eine eigene, naturverbundene Weltsicht. Aber es erfordert, dass Du dich mit deinem ganzen Leben darauf einrichtest. Als Familienhund oder schlicht Begleiter ist er ungeeignet.


Christoph JungChristoph Jung Seit seiner Kindheit gehören Hunde zu den besten Freunden des Hundeforschers. Die Beziehung Mensch – Hund ist für ihn ein faszinierendes Thema, das ihn täglich beschäftigt und für das er sich auch öffentlich engagiert. Aus seiner täglichen Forschung entstand das Buch „Tierisch beste Freunde“. Jung lebt mit seiner Familie und seinen Hunden in der Nähe von Halle.


 

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