Physiotherapie für Pferde
Nicht nur für die Menschen gibt es Physiotherapie, sondern sie ist mittlerweile auch die Physiotherapie für Pferde weit verbreitet. Sie unterstützt dein Pferd, wenn körperliche Beschwerden auftreten oder auch einfach nur, wenn du präventiv arbeiten willst. Doch worauf du achten solltest und wann genau du dich an einen Pferdephysiotherapeuten wenden solltest, kannst du hier erfahren.
Sattel und Reiter – nicht zu unterschätzende Faktoren
Einschränkungen im Bewegungsapparat deines Pferdes können ganz schnell und sehr häufig auftreten. Ein falsch liegender oder gar nicht angepasster Sattel kann schnell zum wunden Punkt in der Pferd-Reiter-Harmonie werden. Übt dieser Druck durch das Reitergewicht an der falschen Stelle aus, kann dies weitreichende Folgen haben. Das bedeutet, drückt der Sattel zu weit vorne, schränkt dieser die Schulter und den Widerrist deines Pferdes ein. Liegt der Sattel jedoch zu weit hinten, werden die Lendenwirbel beeinträchtigt. Das kann sehr schmerzhaft sein.
Dein Pferd spürt den unangenehmen bis durchaus schmerzhaften Druck und wird sich ein Ventil suchen, um diesen abzubauen. Meist ist eine Schonhaltung die Folge. Dabei können bei längerer Dauer sehr starke Muskelverspannungen entstehen, die das Pferd nicht mehr taktrein laufen lassen. Im schlimmsten Fall kann es auch zum Abwurf beim Reiten kommen und dein Pferd wird alles daran setzen zu verhindern, dass du mit dem Sattel auf seinem Rücken sitzen kannst. Aber nicht nur der Sattel kann dazu führen, auch du als Reiter spielst eine entscheidende Rolle. Ein falscher Sitz kann ebenfalls dein Pferd beeinträchtigen und zu schmerzhaften und entzündlichen Rückenproblemen führen. Mit Hilfe eines Physiotherapeuten, der auch mit Reitlehrer und Sattler zusammenarbeitet, können Lösungsstrategien entwickelt und die Muskelverspannungen gelöst werden.
Die richtige Pferdehaltung ist das A und O
Ein Pferd richtig zu halten, ist nicht mal eben oder einfach so nebenbei. Ein Pferd braucht neben einer artgerechten Fütterung auch genügend Bewegung. Gerade bei der Boxenhaltung im Stall braucht dein Pferd ausreichend Freiraum und Bewegung. Ist die Box zu klein und zu niedrig, kann sich dein Pferd nicht viel bewegen und muss auf engstem Raum verharren. Bekommt es auch zu wenig Bewegung, können nicht nur muskuläre Probleme auftreten, sondern auch stressbedingte Verhaltensauffälligkeiten entstehen. Ein Physiotherapeut kann da helfen die muskulären Probleme aufzudecken und die natürliche Bewegungsfähigkeit wiederherzustellen. Doch wird das nur zum Erfolg führen, wenn die Haltungsbedingungen verändert bzw. angepasst werden.
Bei der Fütterung selbst solltest du auf die Art und Weise, wie Heu beispielsweise gefüttert wird, achten. Sehr hochhängende Heunetze oder ähnliches stellen eine unnatürliche Bewegung und Haltung des Pferdes dar. Dies kann auf Dauer ebenfalls zu Verspannungen oder Problemen im Hals oder Rücken deines Pferdes führen. Idealer wäre es für dein Pferd, das Heu vom Boden oder aus einer Raufe zu fressen ohne den Hals und den Kopf unnatürlich schräg nach oben verrenken zu müssen.
Zu all dem gehört natürlich auch die Pflege der Hufe. Die Hufe deines Pferdes sind wahre Meisterwerke und sehr pflegebedürftig. Je nach Witterung und Verfassung des Pferdes wachsen sie mal schneller und mal langsamer, werden mal trocken und rissig, oder aber auch geplagt durch Krankheiten. Nur mit einem gesunden Zustand der Hufe kann dein Pferd schmerzfrei mit dir durch dick und dünn gehen. Dazu gehört eben auch ein regelmäßiger Besuch beim Hufschmied. Wird die Pflege der Hufe unterschätzt und vernachlässigt, drohen neben Probleme der Hufe selbst, auch Probleme des Bewegungsapparates. Ein Physiotherapeut kann die muskulären Probleme bearbeiten und mit dem Hufschmied zusammen Lösungen ausarbeiten.
Rehabilitation nach Verletzungen
Verletzungen des eigenen Pferdes wünscht sich keiner. Jedoch kann es schnell passieren. Ein Fehltritt oder Sturz bei einem Ausritt, in ein Loch treten auf der Weide oder auch ein Festliegen in der Box. Auch durch Unstimmigkeiten mit einem anderen Pferd oder durch ein Zusammentreffen mit beispielsweise Hunden können Verletzungen entstehen. Es ist in solchen Fällen dann besonders wichtig, das Pferd auch nach einer Operation oder einer Zwangspause wieder Schritt für Schritt fit zu bekommen.
Mit Hilfe eines Physiotherapeuten und seinen speziellen Methoden kann dies unterstützend praktiziert werden, sodass dein Pferd auch langfristig wieder mit dir zusammenarbeiten kann. Das Ganze geschieht verständlicherweise nur in Zusammenarbeit mit dem Tierarzt. Jedoch ist je nach Schwere der Verletzung bzw. OP die Genesung ein längerer Prozess. Das erfordert Zeit und Geduld. Wenn du also mit deinem Pferd Turniere bestreitest, solltest du dafür deinem Pferd genug Zeit geben, bevor du wieder ins Training einsteigst. Der Physiotherapeut wird dir da helfen und beratend zur Seite stehen.
Pferdeausbildung
Wenn du ein junges Pferd hast und es ausbilden möchtest, sind Geduld und sehr viel Zeit gefragt. Eine solide Grundausbildung ist nicht in kurzer Zeit möglich und benötigt auch von deiner Seite aus viel Fachwissen. Treten in der Ausbildung schon erste Defizite auf, kann auch da ein Physiotherapeut unterstützend einwirken. Auch kann zu dieser Zeit bereits präventiv gearbeitet werden mit einem Physiotherapeuten, um erst gar nicht starke Muskelverspannungen aufkeimen zu lassen.
Zaumzeug für die Physiotherapie für Pferde
Manche Physiotherapeuten können auch bei der Auswahl des geeigneten Gebisses unterstützen. Denn ein nicht zum Pferd passendes Gebiss kann ebenfalls zu unnötigen Verspannungen und Stressreaktionen seitens deines Pferdes führen.
Das waren nur ein paar Möglichkeiten, wann ein Physiotherapeut für Pferde zum Einsatz kommt. Es ist jedoch immer empfehlenswert dein Pferd einmal von einem Physiotherapeuten durchchecken zu lassen, auch wenn es den Anschein hat, dass alles in Ordnung ist.
Kristina Ziemer-Falke ist zertifizierte Hundetrainerin und Verhaltensberaterin durch die Tierärztekammer Schleswig-Holstein und das Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Darüber hinaus verfügt sie über viele Zusatzausbildungen und Schwerpunkte und ist im Prüfungsausschuss der Tierärztekammer Niedersachsen für die Hundetrainerzertifizierungen.
Mit ihrem Mann Jörg Ziemer gründete sie das Schulungszentrum Ziemer & Falke, in dem sie seit vielen Jahren mit viel Herz, Leidenschaft und Kompetenz Hundetrainer in ganz Deutschland ausbilden und viele Weiterbildungsangebote anbieten. Viele kennen Kristina außerdem als erfolgreiche Autorin von Fachbüchern für Hundetrainer und Hundehalter sowie aus Artikeln beliebter Hundezeitschriften.