Corona: zurück in den Alltag für Katzen

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Corona zurück in den Alltag

Nachdem unsere Welt in den letzten Wochen durch die Coronakrise weitgehend zum Stehen gekommen ist und viele von uns nahezu ununterbrochen zuhause waren, scheint nun langsam wieder „Alltag“ einzukehren. Sicherlich noch in vielen Aspekten eingeschränkt und weit weg von „normal“, aber nach und nach läuft unsere Wirtschaft wieder an und es heißt nach Corona: zurück in den Alltag. Läden öffnen, Produktionen werden hoch gefahren, und Firmen rufen ihre Mitarbeiter zurück in die Büros. Die Zeit der Heim- oder Kurzarbeit scheint langsam wieder abgebaut zu werden. Nicht nur für uns steht erneut eine größere Veränderung ins Haus: die meisten von uns wechseln von einer nahezu ununterbrochenen Zeit Zuhause in einen Alltag mit acht, zehn oder sogar mehr Stunden täglich außer Haus. Während wir uns diesem Umstand in den letzten Wochen weiterhin bewusst waren, freuten sich unsere Haustiere, dass wir endlich fast rund um die Uhr für sie verfügbar waren. Nur wenige von ihnen waren von unsere permanenten Anwesenheit genervt oder überfordert und reagierten mit Rückzug oder sogar Problemverhalten.

Unsere Abwesenheit – ein großer Einschnitt für unsere Katzen

Katzen sind opportunistische Gewohnheitstiere. Sie lieben strukturierte Abläufe und ziehen sich daraus das für sie angenehme heraus. Größere Veränderungen bringen sie nicht selten aus dem Lot, sorgen für Unsicherheit und führen bei manchen Tieren sogar zu Problemverhalten. Während uns der Beginn der Coronakrise vermutlich alle weitgehend unvermittelt und plötzlich getroffen hat, können wir die Rückkehr in unseren regulären Arbeitsalltag durchaus vorbereiten. Je mehr Zeit du dafür hast, desto besser für dich und deine Samtpfoten, denn das Motto sollte sein: Veränderungen ja – aber bitte in kleinen Schritten!

Was verändert sich und was darf bleiben?

Mache dir zunächst bewusst, was sich in der aktuellen Zeit für dich und deine Katze verändert hat. Wird sie zu anderen Zeiten gefüttert als du es früher gemacht hast und müssen diese künftig wieder verändert werden? Gab es zusätzliche Mahlzeiten als Snacks, die du in deiner Bürozeit nicht mehr eigenhändig geben kannst? Notiere dir am besten, wann du aktuell was für und mit deiner Katze machst und inwiefern du diese Punkte beibehalten kannst bzw. was du anpassen musst. Gibt es Aktivitäten, die ihr in der Corona Zeit gemeinsam zu schätzen gelernt habt? Eine besondere Spieleinheit am Nachmittag oder vielleicht die gemeinsame Tasse Kaffee am Frühstückstisch, die du dir zuvor nicht erlaubt hast, um schneller ins Büro zu kommen?
Überlege, welche dieser Tätigkeiten essenziell für deine Katze sind (Fütterung, Beschäftigung und Aufmerksamkeit) und beginne schon jetzt, sie langsam auf ein Zeitfenster zu verschieben, das auch künftig zuverlässig gewährleistet ist. Möglicherweise gelingt es dir sogar, lieb gewonnene Tätigkeiten in den Alltag zu retten und beispielsweise den gemeinsamen Start in den Tag beizubehalten. Vielleicht ein wenig kürzer als aktuell, aber eben doch noch lange genug, dass ihr diese Zeit gemeinsam genießen könnt.
Habt ihr eure zusätzliche Zeit mit einem größeren Spielangebot gestaltet, stelle schon jetzt einen Teil dieser Aktivitäten auf solitäre Beschäftigungen um. Für den Anfang könnt ihr gemeinsam an neuen, vielleicht etwas kniffligen Fummelbrettern jagen oder die zufällig offen gelassene Sockenschublade erforschen. So ist dein kleiner Abenteurer gewappnet, die Nachmittage wieder allein auf Erkundungstour zu gehen und hat bei schwierigen Futterspielen zudem noch deine Hilfe für den Start. Gleichzeitig sollten Spielaktivitäten, bei denen du mit einem Spielzeug Beuteverhalten imitierst, verstärkt zu Zeiten angeboten werden, in denen du künftig ebenso daheim sein wirst und intensiviert werden, damit deine Katze weiterhin gut ausgelastet und entspannt sein kann.
Die zusätzlichen Snacks sind – sofern sie dem allgemeinen Ernährungsbedarf deiner Katze gerecht werden – auch künftig sinnvoll, denn Katzen sind Snack-Jäger. Ihr Körper ist für viele kleine Mahlzeiten ausgelegt, weshalb die aktuell vielleicht häufigere Fütterung ihrer Verdauung sehr zu Gute kommt und möglichst beibehalten werden sollte. Für deine Abwesenheitszeiten helfen Futterspiele oder auch Futterautomaten, die nicht nur zeitlich voreingestellt werden können, sondern mittlerweile mittels Coolpacks auch für Nassfutter geeignet sind. So kannst du weiterhin kleine Mahlzeiten über den Tag – und die Nacht – verteilt anbieten. Achte aber darauf, dass deine Katze insgesamt nicht mehr Futter am Tag bekommt als sie tatsächlich benötigt, um Übergewicht vorzubeugen.

Übe frühzeitig, dass du wieder außer Haus sein wirst

Der sicherlich anspruchsvollste Aspekt der Veränderung ist deine sehr lange Abwesenheit, wenn du wieder außer Haus arbeiten gehen musst. Bei einer üblichen Vollzeittätigkeit mit Anfahrt bist du vielleicht zehn Stunden außer Haus – ein großer Einschnitt in das Wohlbefinden deiner Katze. Aktuell kann sie deine Aufmerksamkeit oder einfach nur das „Für-sie-da-sein“-Gefühl nahezu jederzeit abfragen und wird dann für den Großteil des Tages auf sich allein gestellt sein. Übe schon jetzt mit ihr  in kleinen Schritten, dass du immer mal wieder außer Haus bist. Gestalte die Zeiten möglichst schon jetzt so wie sie auch später sein werden und gehe morgens vielleicht für eine halbe Stunde außer Haus, wenn du auch sonst aufbrechen wirst. Zuvor ausgelegte Futterspiele überbrücken die erste Zeit deiner Abwesenheit. Ein immer wieder gleiches Ritual der Verabschiedung wiederum kündigt deiner Katze zudem die längere Zeit ohne dich an. Erweitere deine Abwesenheit nach und nach und achte dabei auf mögliche Stressanzeichen deiner Katze. Reagiert sie unsicher, ängstlich oder aggressiv, gehe langsamer vor und überprüfe, ob du die Bedürfnisse deiner Katze ausreichend abfängst.
Nutze jetzt die Zeit, in der du noch alle Möglichkeiten hast, euch beide auf den regulären Alltag einzustellen. Genieße die schönen Momente mit deinem Minitiger und nimm möglichst viele davon auch in die spätere Zeit mit. So schafft ihr es, aus der aktuellen Situation auch langfristig noch etwas Positives für euch mitzunehmen.


Carmen Schell, Inhaberin von Cattalk®, ist als ausgebildete Tierpsychologin (ATN) mit dem Fachgebiet Katze im Rhein-Main-Gebiet, überwiegend rund um Darmstadt und Frankfurt sowie im Online-Coaching tätig. Sie bietet professionelle Unterstützung bei allen Fragen zu der Haltung und Problemverhalten von Samtpfoten. Neben der persönlichen Beratung gibt sie regelmäßig Vorträge und bundesweite Seminare für interessierte Laien und Profis. Ihr Herz hat die Autorin besonders an Katzen aus dem Tierschutz verloren und engagiert sich ehrenamtlich im regionalen Tierschutz.


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