Blutspende: Wie ein Hund zum Lebensretter wird

20920
0

Blutspende beim Hund

Manchmal muss es ganz schnell gehen. Zum Beispiel, wenn ein Hund Rattengift aufgenommen hat. In einem solchen Fall können innere Blutungen einen schnellen Blutverlust verursachen, rapide wird der Zustand des Patienten dann kritisch und damit lebensbedrohlich. Als letzte Rettung bleibt oft nur eine Bluttransfusion. Eine solche kann auch in vielen anderen Situationen plötzlich benötigt werden: Große Verletzungen, Autoimmunerkrankungen oder bestimmte Infektionskrankheiten wie etwa die Babesiose sind nur einige Beispiele, die sie ebenfalls notwendig machen können.

Die Blutspender

Wie gut ist es da, dass es Hund-Mensch-Teams gibt, die bereit sind, zum Blutspenden zu kommen. So zum Beispiel Gordon Setter Charlie und sein Besitzer Markus Jäschke. Doch bevor Charlie spenden darf, wird er in der Tierklinik Düsseldorf zunächst gründlich untersucht. Ein großes Blutbild wird erstellt, seine Blutgruppe bestimmt und im Blut nachweisbare Infektionskrankheiten ausgeschlossen. Das Ergebnis: Der 4 Jahre alte Rüde darf Blut spenden.

Dr. Zsófia Krauß, die gemeinsam mit ihrem Mann Dr. Maximiljan W. Krauß die Tierklinik Düsseldorf leitet, erläutert die strengen Kriterien, die jeder Spenderhund erfüllen muss: “Ein Spenderhund muss das erste Lebensjahr vollendet haben und bei bester Gesundheit, regelmäßig geimpft, entwurmt und gut gepflegt sein. Außerdem darf er sich noch nie im Ausland aufgehalten haben – das ist wichtig, damit wir übertragbare Reisekrankheiten ausschließen können. Nur Hunde mit einem Körpergewicht von wenigstens 20, besser 25 kg kommen infrage. Wichtig ist uns auch ein ruhiges, gelassenes Gemüt des Spenderhundes.”

Im Juli 2018 ist es dann soweit: Charlie darf erstmals Blut spenden und damit seinen Beitrag zur Rettung eines Hundelebens leisten. Als Dank erhält er die nächste Impfung kostenfrei. Frühestens in 2 Monaten darf er jetzt wieder spenden, denn auf den schonenden Umgang mit den Spendertieren wird großer Wert gelegt.

Was passiert mit dem Blut?

Das Blut wird steril vom Spender entnommen. Im Anschluss erfolgt gegebenenfalls eine Aufbereitung, denn nicht nur Vollblut kann transfundiert werden. Blutprodukte wie Erythrozytenkonzentrat oder Frischgefrierplasma können noch gezielter eingesetzt werden. Die Konserven werden anschließend gekühlt eingelagert.

Das größte Risiko bei einer Transfusion stellt die Immunreaktion des Empfängertiers dar. Daher werden die Blutgruppen abgeglichen. Zusätzlich wird regulär vor der Transfusion die Kompatibilität des Spenderbluts mit dem Empfänger getestet. Mit dem sogenannten Kreuztest wird im Labor in 3 Schritten die Reaktion des Empfängers auf das Fremdblut eingeschätzt. Sollte sich in einem Notfall herausstellen, dass kein geeignetes Blut eingelagert ist, braucht es schnell einen geeigneten Spenderhund. Dr. Zsòfia Krauß berichtet uns über die zuverlässigsten Spender für solche Fälle: Die Hunde der Tierkliniksmitarbeiter. Ihnen haben so einige Notfälle ihr Leben zu verdanken.

Blut – ein knappes Gut

Aber auch die geschätzten Mitarbeiterhunde dürfen natürlich nur begrenzt spenden und müssen die Regenerationszeiten einhalten. Da liegt es zunächst nahe, einfach Blut von umliegenden Tierkliniken, die ebenfalls über Blutbanken verfügen, zu beziehen. Aufgrund verschärfter Regelungen zum Handel mit Blutprodukten ist das aber leider unpraktikabel und so nahezu unmöglich geworden. Umso mehr sind Tierkliniken mit Blutbanken und deren Patienten auf freiwillige Spender angewiesen.
Die Notwendigkeit einer Spende wird nur meist erst dann bewusst, wenn man selbst schon darauf angewiesen war. Dr. Zsófia Krauß berichtet von einem ihrer Patienten aus der Klinik. Der Hund hatte Rattengift gefressen, konnte aber durch gute medizinische Betreuung und eine Bluttransfusion gerettet werden. Voller Dankbarkeit bot seine Besitzerin an, nach vollständiger Genesung ihres Vierbeiners mit ihm auch zur Blutspende zu kommen. Dr. Krauß musste leider ablehnen: Denn hat ein Tier auch nur einmalig eine Bluttransfusion bekommen, darf es aus medizinischen Gründen nicht mehr spenden.

Wenn auch du deinen Hund wie Charlie als mögliches Spendertier vorstellen möchtest, kannst du das in der Tierklinik Düsseldorf und auch in jeder anderen Tierklinik mit einer Blutbank tun! Übrigens: Auch bei Katzen ist Blutspende ein Thema. Auch hierzu kannst du dich bei den Tierkliniken informieren.

Jagdhund Charlie wird Blutspender – Interview mit Besitzer Markus Jäschke

Markus Jäschke, Besitzer von Spenderhund Charlie, hat uns unsere Fragen rund um die Blutspende beantwortet:

Markus, wie bist du darauf gekommen, mit deinem Charlie Blut spenden zu gehen?

Ich hatte auf Facebook mehrfach Aufrufe von verzweifelten Hundebesitzern gelesen, deren Hunde dringend auf eine Blutspende angewiesen waren. Leider ist es dann oft so, dass kommentiert und geteilt wird bis in alle Ewigkeit, ohne dass dem kranken Hund geholfen wird. Das war für mich der Auslöser, mehrere Kliniken in meiner Nähe anzuschreiben und uns anzubieten. Schließlich kann es ja auch uns mal treffen, sodass wir Blut benötigen.
Was auch eine Rolle spielt: Charlie ist jagdlich ausgebildet, wir verbringen viel Zeit gemeinsam auf der Jagd. Daher ist mir auch das Verletzungsrisiko unserer Jagdhunde präsent.

Charlie spendet Blut

Wie geht es deinem Hund vor, während und nach dem Blutspenden?

Vorher war alles wie immer (lacht): Tierarzt findet Charlie ganz einfach doof.
Allerdings hat Tierärztin Anna Pauline Matthias das super gemacht und ihn perfekt abgelenkt, sodass er ganz entspannt war und prima kooperiert hat. Das Springen auf den Untersuchungstisch, Stillstehen bei der Untersuchung, die Rasur und auch das Legen des Venenzugangs hat er top mitgemacht!
Während der Blutentnahme wurde er von einer ganzen Mitarbeitertruppe gestreichelt und bespaßt. Charlie hat einfach dagelegen und mitgespielt.
Nach der Blutspende gab es erstmal eine ordentliche Portion Futter. Das hatte er sich verdient. Er hat den ganzen Napf ruckzuck leer geputzt. Ich denke, beim nächsten Besuch wird diese Erinnerung an das leckere Futter noch da sein und er wird sich darauf freuen.

Wie war der Umgang der Klinikmitarbeiter mit Charlie?

Allerbestens. Zwei Tierärzte und zwei Pfleger waren immer dabei. Es wurde jeder Schritt erklärt, auf den Hund wurde sehr gut und mit viel Empathie eingegangen.

Kannst du während der Blutentnahme dabei sein oder ist dir schon einmal schlecht geworden?

Ich würde meinen Hund bei so etwas niemals allein lassen! Schlecht wird mir aber nur, wenn ich selbst gestochen werde.

Hilf uns, unseren Service weiter zu verbessern. War dieser Artikel hilfreich für dich?

Kommentare, Fragen und Antworten

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert