Wahnsinnig niedlich und total unwiderstehlich – wenn sie uns mit ihren großen Kulleraugen treuherzig anblicken, kann ihnen niemand widerstehen. Doch was hat es mit dem Hundeblick überhaupt auf sich?
Szenen eines Hundelebens, wie sie im Buche stehen: „Ach Bello, was hast du dir nur dabei gedacht?“, schimpft Frauchen, als sie in die Küche kommt und die Missetat entdeckt. Der Wurstteller fürs Frühstück – leer. Ein Fetzen Fleischwurst liegt verräterisch auf dem Boden. Als sie Bello im Wohnzimmer entdeckt, wo sich der Labradormischling schuldbewusst unter einem Stuhl verkrochen hat, sieht er sie mit diesem Blick an: Eine Augenbraue markant hochgezogen, den Kopf schief gelegt, atmet Bello nach kurzem Winseln mit einem Seufzer aus. Frauchens Wut verpufft augenblicklich, denn dieser Blickt erweicht ihr Herz. Wie könnte sie ihm da noch böse sein? Eins zu null für Bello!
Große Augen, schief gelegter Kopf – schon ist’s um uns geschehen
Jeder Hundeliebhaber kennt das: Hundeaugen berühren uns emotional wie kaum andere. Dabei ziehen die Vierbeiner scheinbar alle Register. Mit gesenktem Kopf blicken sie zu uns hoch, dazu kommt ein reiches Minenspiel. Oder sie schauen uns ausdauernd mit ihren Knopfaugen an, als könnten sie in unsere Seele blicken. Besonders Mopsbesitzer kennen das, wenn die Falten auf der Stirn ihres Tieres aussehen, als wäre ihr kleiner Schützling besorgt oder gar traurig. Aber auch andere Hunde setzen ihre Mimik ein und betören uns mit ihrem intensiven Blick. Woher kommt diese magische Kraft?
Japanische Forscher haben das Geheimnis gelüftet
„Schuld“ ist dasselbe Hormon, das Mütter an ihre Babys bindet! Es heißt Oxytocin oder auch Kuschelhormon. In der Studie haben die Wissenschaftler von Hunden und ihren Besitzern vor und nach intensiven Streicheleinheiten Urinproben genommen. Schon nach 30 Minuten intensiver Interaktion – dazu zählte Ansprechen des Hundes, gegenseitiges Ansehen, Streicheln – fand sich viel mehr Hormon im Körper beider als zuvor.
Aber vor allem die Dauer des Blickkontakts gab den Ausschlag. Dazu ging der Test in eine zweite Runde: Nachdem die Hunde per Nasenspray vorab eine Dosis Oxytocin bekommen hatten, passierte etwas Erstaunliches: Der Blickkontakt wurde noch länger und auch die Wirkung der Blicke stärker. Danach war die gemessene Konzentration des Hormons bei Mensch und Tier noch mal höher! Eine spannende Erkenntnis, dass offenbar des Menschen bester Freund starke chemische Effekte bei Herrchen und Frauchen auslöst – und umgekehrt.
Mensch und Hund kommunizieren vor allem durch Blicke
Augenkontakt zwischen Mensch und Hund ist also entscheidend für ihr Miteinander. Dabei kommt dem Vierbeiner zu Gute, dass er die innere Augenbraue heben kann – eine Fähigkeit, die sein Verwandter, der Wolf, nicht besitzt. Die Wirkung ist dabei so stark, dass sogar Hunde in Tierheimen, die die Augenbraue häufiger heben, schneller ein neues Zuhause finden. Forscher der Uni Portsmouth verglichen die Gesichtsmuskulatur von Wölfen und Hunden und kamen zu dem Schluss, dass nur Hunde diesen speziellen Muskel besitzen – er lässt ihr Augen größer, ihr Gesicht kindlicher erscheinen. Manch einer erinnert an einen traurig aussehenden Menschen. Brachten sie Menschen mit Hunden und Wölfen zusammen, fielen nur die Hunde durch intensives Brauen-Heben auf, die Wölfe taten dies kaum. Die Wissenschaftler kommen zu dem Schluss, dass sich der Augenbrauenmuskel beim Hund im Laufe seiner Domestizierung entwickelt hat.
Warum? Weil der Blick bei uns Menschen so gut zieht!
Ein echter Hundeblick sagt: Kümmere dich um mich! Evolutionsexperten sprechen vom Selektionsdruck, der den typischen Hundeblick geschaffen habe: Um Hunde, die den herzerweichenden Blick draufhatten, kümmerten sich Menschen wohl öfter und intensiver, sie wurden also bevorzugt. Und so setzte sich der Augenbrauenmuskel als Überlebensvorteil durch. Das finden die Forscher insofern ganz erstaunlich, als eine solche Veränderung bei Hunden bisher nur bezüglich Körperform und Knochenstruktur beobachtet wurde. Zumal sich der Rest der Gesichtsmuskulatur kaum geändert habe, seit sich die Wege von Hund und Wolf vor 33.000 Jahren trennten. In weichem Gewebe komme so etwas nicht vor – normaler Weise. Aber was tut Hund nicht alles, um Herrchen zu gefallen? Und dass diese Um-den-Finger-wickeln-Taktik wunderbar funktioniert, das erleben Hundebesitzer und -Liebhaber jeden Tag.