Weideschutz: Was braucht mein Pferd auf der Wiese?

Spätestens Anfang Mai geht es für die meisten Pferde und Ponys auf die Weide. Ob stundenweise oder ganztags – sicher kann auch dein Vierbeiner die Wiese genießen. Doch welchen Weideschutz braucht er dabei eigentlich?

Beinschutz

Ich bin eigentlich der Ansicht, dass Pferde ohne extra Schutz für die Beine auf die Weide gehen können – eigentlich. Leider gibt es den ein oder anderen Equiden, der sich regelmäßig beim Herumtoben selbst an die Beine tritt oder sich die Eisen herunterzieht, und das kann leider zu Verletzungen führen. Deshalb kann es nötig sein, dein Pferd doch mit einem Schutz auszustatten. Meist trifft dies nur bei beschlagenen Vierbeinern zu, unbeschlagene Pferde kommen in der Regel gut ohne Gamaschen oder Ähnliches zurecht.

Gamaschen oder Bandagen zum Weideschutz?

Gamaschen sind meiner Meinung nach auch der einzig mögliche Schutz auf der Koppel für die Beine: Bandagen sind für den Weidegang ungeeignet. Bandagen können sich lösen, sich bei Regen oder nassen Weiden mit Wasser vollsaugen. Sie eignen sich deshalb nur für den stundenweisen Einsatz während der Arbeit mit dem Pferd, nicht für den Weidegang. Aber auch Gamaschen gibt es natürlich in unzähligen Ausführungen. Welche du selbst bevorzugst, ist dir und deinem Pferd überlassen. Sie sollten auf jeden Fall gut passen und nicht scheuern, deshalb sind flexible Gamaschen den festen Hartschalengamaschen manchmal vorzuziehen. Ob sie den Fesselkopf unterstützen sollen (und ob sie das überhaupt wirksam können) ist auch unter Fachleuten umstritten. Achte auf jeden Fall darauf, dass die Zirkulation des Blutes nicht eingeschränkt werden darf. Ich persönlich bevorzuge eher weiche und flexible Gamaschen, bei empfindlichen Pferden dürfen diese auch gern mit Fell innen ausgekleidet sein, damit es nicht zu Scheuerstellen kommt.

Hufglocken

Das Heruntertreten von Hufeisen ist kein seltenes Problem. Deshalb tragen viele Pferde Hufglocken beim Weidegang. Auch hier ist wichtig, dass sie nicht scheuern und gut passen. Hufglocken schützen natürlich auch vor einem Ballentritt – der kann sonst auch schmerzhaft sein und muss eventuell sogar von einem Tierarzt versorgt werden. Auch unbeschlagene Pferde können mal einen Ballentritt bekommen, doch der ist dann glücklicherweise meist weniger tief.
Bei 24-stündigigem Weidegang würde ich immer bevorzugen, das Pferd ohne Gamaschen oder Ähnliches auf die Weide zu stellen. Ganz nach dem Motto: Wo nichts ist, kann auch nichts scheuern. Was dies betrifft, so empfehle ich auch den Weidegang ohne Halfter. Wo dies nicht möglich ist, ist es sinnvoll, ein Halfter mit Sollbruchstelle oder Klettverschluss zu benutzen. Zu schnell bleibt dein Pferd sonst vielleicht doch irgendwo mit dem Halfter hängen und verletzt sich. Am besten ist es deshalb immer noch, das Pferd ohne Halfter oder Halsriemen auf die Weide zu stellen.

Fliegenschutz

Anders als den Schutz der Beine braucht wirklich fast jedes Pferd einen Schutz vor Fliegen – außer es hat einen wirklich ausreichend großen Unterstand und ist wirklich unempfindlich. Denn auch wenn es sich unterstellen kann, irgendwann wird dein Pferd sich unter die nervigen Fliegen und Bremsen gesellen müssen und grasen gehen. Ob es das nur nachts tut, wenn keine Insekten unterwegs sind? Ansonsten wird ihm zumindest eine Fliegenmaske helfen, die Augen frei von Fliegen zu halten. Auch die kleinen Kriebelmücken, die auch Nicht-Ekzemer nerven und ihnen in die Ohren kriechen, lassen sich mit so einer Kopfhaube mit Ohren fernhalten. Pferde, die empfindlich reagieren, brauchen zudem eine Fliegendecke oder falls sie allergisch sind, sogar eine Ekzemerdecke. Die schützt alle empfindlichen Körperteile und liegt eng an. Die Ekzemerdecken sind meist so robust und gut geschnitten, dass ich sie auch für Pferde empfehle, die zwar kein Ekzem haben, aber ihre Fliegendecke Tag und Nacht tragen. Durch die weichen Abschlüsse dieser Decken scheuern sie normalerweise nicht und können auch über mehrere Tage getragen werden. Ihr Material trocknet schnell, sodass auch ein kurzer Schauer oder ein Sommergewitter weder dem Pferd noch der Decke schadet.

Weiterer Weideschutz

Weitere Decken sind in der Sommersaison nicht nötig. Einen kurzen Schauer übersteht dein Pferd auch mal ohne Regendecke und falls es länger regnet, kann es sich hoffentlich irgendwo unterstellen. Ein Unterstand ist übrigens wirklich notwendig – nicht nur wegen eines Regenschauers, sondern auch als Schutz vor allzu großer Hitze. Kein Pferd steht gerne bei über 30 Grad ungeschützt in der prallen Sonne, auch wenn der Vollblutaraber damit sicherlich besser zurecht kommt als beispielsweise der Tinker. Das Südpferd findet meist den Regen unangenehmer, das Nord- oder Robustpferd die große Hitze. Ein fest installierter Unterstand zum Schutz vor Regen, Wind und Sonneneinstrahlung ist natürlich für beide optimal. Es gilt in jedem Fall, dass zumindest ein paar Bäume zum Schutz vor der Witterung vorhanden sein sollten, damit dem Weidevergnügen nichts im Wege steht.


©Ricarda Wowries

Silke Behling ist selbstständige Redakteurin und arbeitet sowohl im Buch- als auch im Zeitschriftenbereich. Ihre Veröffentlichungen reichen von Fachbüchern bis zu Zeitschriftenartikeln. Als Diplom-Pädagogin liegt ihr der Bereich Bildung und Kinder besonders am Herzen, weshalb sie seit vielen Jahren für das Kindermagazin „Piaffino“ schreibt. Zudem bietet sie als ausgebildete Pferde-Physiotherapeutin (DIPO) Akupunktur und Physiotherapie für Pferde und Hunde im Raum Osnabrück an. Ihre Freizeit genießt sie mit ihrem inzwischen 24-jährigen Vollblutaraber El Santee, mit dem sie beim Distanzreiten früher Wettkämpfe bis zu 120 Kilometern bestritten hat, und ihren beiden Hunden Lotta und Easy.