Der Trakehner ist ein besonderes Sportpferd. Mit seinem hohen Anteil an Vollblutpferden in der Zucht ist er sehr edel, aber auch durchaus temperamentvoll und sensibel. Manche Reiter empfinden ihn deshalb als schwierig. Dabei ist ein guter Charakter ebenso Zuchtziel wie Härte und Ausdauer.
Rassebezeichnung: Trakehner
Stockmaß: 160-170 cm
Häufige Farben: alle Farben
Ursprungsland: Deutschland
Hauptsächliche Eignung: Reitpferd, Sportpferd
Charakter: Edel und temperamentvoll
Besonderheiten: Sportpferde mit viel Temperament
Herkunft und Geschichte
Der Trakehner ist die älteste deutsche Pferderasse. Seit 1732 werden Trakehner gezüchtet: Begonnen hat die Zucht im Hauptgestüt Trakehnen in Ostpreußen. Dort wurden Pferde für das berittene Militär, die Kavallerie gezüchtet. Relativ früh wurden Vollblüter wie Perfectionist xx, der Vater des legendären Tempelhüter, in der Zucht eingesetzt. Härte und Leistungsbereitschaft zeichneten die Trakehner-Pferde aus und führten zu einer hohen Beliebtheit.
1944 gab es 750 anerkannte Trakehner Hengste und 14.000 Zuchtstuten, doch dann musste Trakehnen geräumt werden, die Menschen mussten fliehen: Ostpreußen war verloren und Pferde und Menschen gingen auf die Flucht gen Westen. Legendär ist der schwierige Treck über den zugefrorenen Stettiner Haff an der Ostsee: Die Pferde zogen die Wagen teilweise durch tiefes Tauwasser. Die Verluste auf dem 1000 Kilometer langen Weg waren enorm: Von den ehemals 30.000 Trakehnern waren nach Kriegsende etwa 1500 Pferde übrig geblieben. Aus dem Hauptgestüt Trakehnen beispielsweise konnten nur 27 Stuten gerettet werden. Die verbliebenen Pferde waren in Deutschland verteilt. Nach dem Krieg wurden Trakehner überwiegend in Schleswig-Holstein und in der ehemaligen DDR weiter gezüchtet. Dort machten sich vor allem die Gestüte Graditz und Ganschow einen Namen in der Trakehnerzucht. In Ganschow werden bis heute nicht nur Reit-, sondern auch Fahrpferde gezüchtet und ausgebildet.
Aber auch in den westdeutschen Warmblutzuchten nahmen Trakehner vielfach Einfluss: Bei den Hannoveranern waren es die Hengste Abglanz und dessen Sohn Absatz, die bis heute in den Linien Akzent II/Alabaster und Argentan/Argentinus aktuell sind. In Warendorf gründete Abschaum eine eigene Hengstlinie und Julmond beeinflusste die Zucht der modernen Württemberger. Durch den hohen Anteil an Vollblütern – sowohl englischen Vollblütern als auch Arabern und Shagya-Arabern, eignete sich der Trakehner hervorragend zur Veredelung der ehemals schwereren Warmblutrassen.
Eine Besonderheit in der Warmblutzucht sind die Trakehner Schecken: Die Schecken wurden nach dem zweiten Weltkrieg zunächst nur in Polen weiter gezüchtet. Dort hatten wenige Trakehner Scheckstuten die Kriegswirren überlebt. Von dort importierte ein Züchter aus Baden-Württemberg zwei Stuten und belebte die Zucht der Trakehner Schecken neu. Erst 1996 wurden die Stuten von Westrich beim Trakehner Verband anerkannt und eingetragen. Die Trakehner Schecken des Gestüts Deschenhof bei Stuttgart sind noch heute eine Besonderheit.
Interieur
Man wünscht sich in der Zucht einen unkomplizierten, umgänglichen und leistungsbereiten Trakehner. Manch ein Trakehner-Pferd ist aber vielleicht etwas weniger unkompliziert als angestrebt, seine Sensibilität eignet sich eventuell nicht für jeden Reiter. Feinfühlige und erfahrene Reiter sind mit diesen intelligenten Pferden meist etwas besser bedient als Einsteiger. Die Belastbarkeit der Trakehner ist bei richtigem Umgang allerdings legendär. Sie sind hart und leistungsbereit. Bei nicht idealer Haltung oder unsensiblem Umgang können sie auch einmal stur oder überdreht wirken.
Exterieur
Trakehner sind durchschnittlich zwischen 160 – 170 Zentimetern groß. Damit gehören sie nicht zu den größten Warmblutpferden. Es gibt sie in allen Rassen – auch als Schecken.
Der Trakehner ist ein Reitpferd mit einer gewissen Eleganz. Ein großliniger Körperbau und eine Eignung für den Sport sind gewünscht: Der Kopf ist edel, der Hals wohlgeformt und die Schulter schräg, der Rücken soll schwingen und tragfähig sein und das Fundament trocken.
Eignung/Nutzung
Trakehner sind sportliche Reitpferde für sensible und feine Reiter. Sie gelten durch ihren großen Vollblutanteil als etwas schwieriger als andere Warmblutpferde. Dies ist für feinfühlige Reiter sicher kein Problem, für Einsteiger sind Trakehner aber deshalb eher weniger geeignet. Trakehner haben sowohl Talent für die Dressur als auch für das Springen. In beiden Disziplinen sind sie in allen Leistungsstufen vertreten. Auch in der Vielseitigkeit sind sie durchaus erfolgreich. Für einen Reiter und Pferdebesitzer, der mit blütigen Pferden umgehen kann, sind sie ein Traum: Sportlich, intelligent und sehr leistungsbereit!
Haltung
Trakehner sind Warmblüter mit einem hohen Vollblutanteil. Regelmäßiger Auslauf mit Artgenossen ist daher Pflicht – wie natürlich für jedes Pferd. Teilweise sind sie etwas schwerfuttriger als andere Warmblüter. Da Trakehner ursprünglich auf Härte gezüchtet wurden, brauchen aber nicht alle Pferde viel Kraftfutter. Ein hoher Raufutteranteil ist ideal.
Silke Behling ist selbstständige Redakteurin und arbeitet sowohl im Buch- als auch im Zeitschriftenbereich. Ihre Veröffentlichungen reichen von Fachbüchern bis zu Zeitschriftenartikeln. Als Diplom-Pädagogin liegt ihr der Bereich Bildung und Kinder besonders am Herzen, weshalb sie seit vielen Jahren für das Kindermagazin „Piaffino“ schreibt. Zudem bietet sie als ausgebildete Pferde-Physiotherapeutin (DIPO) Akupunktur und Physiotherapie für Pferde und Hunde im Raum Osnabrück an. Ihre Freizeit genießt sie mit ihrem inzwischen 24-jährigen Vollblutaraber El Santee, mit dem sie beim Distanzreiten früher Wettkämpfe bis zu 120 Kilometern bestritten hat, und ihren beiden Hunden Lotta und Easy.