Ein Englisches Vollblut wird vor allem für Pferderennen gezüchtet. Denn Pferde dieser Rasse gelten als die schnellsten Pferde der Welt. Aber auch in der Vielseitigkeit und auch in der Veredlung der Warmblutzucht haben sich diese Pferde einen Namen gemacht.
Rassebezeichnung: Englisches Vollblut
Stockmaß: 150 – 170 cm
Häufige Farben: meist Braune und Füchse, aber alle Farben kommen vor
Ursprungsland: England
Hauptsächliche Eignung: Rennen, Vielseitigkeit
Charakter: Temperamentvoll und leistungsbereit.
Besonderheiten: Englische Vollblüter können bis zu 65 km/h schnell rennen.
Herkunft und Geschichte
Die Zucht der Englischen Vollblüter war von Beginn an eine spezielle Zucht für Pferderennen. Die Pferde wurden „durchgezüchtet“, das einzige Selektionsmerkmal bei der Entstehung der Rasse war die Schnelligkeit beim Rennen. Das Aussehen oder die Größe der Pferde spielte keine Rolle. Die Engländer nennen die Englischen Vollblüter „Thoroughbred“ und die Franzosen „pur sang“ (franz. Für reines Blut). Die Stammbäume der Stuten reichen bis ins 17. Jahrhundert zurück.
Die Namen der Gründerhengste Byerley Turk, Darley Arabian und Godolphin Barb sind heute gut bekannt und man vermutet unter ihnen einen Achal-Tekkiner, einen Araber und einen Berber, wobei der Hengst Darley Arabian wohl der Stammvater von über 90 % der heutigen Englischen Vollblüter ist.
Es gibt heute zwei unterschiedliche Typen des Englischen Vollblüters: Zum einen den sogenannten „Stayer“, das großrahmige Pferd, das ideal für Langstreckenrennen geeignet ist. Und zum anderen den kompakteren, kleineren Typ, der auch muskulöser ist und vor allem in den USA auf kürzeren Rennstrecken eingesetzt wurde. Ein dritter Typ, der „Steepler“, ist in England entstanden. Diese grobknochigen Pferde gelten als spätreif und sind heute selten.
Die klassischen Pferderennen, die von den Stayern bestritten werden, gehen über Strecken von 1609 Metern (1 Meile), 2414 Metern /1,5 Meilen und 2937 Meter (1 Meile 6 Furlongs bzw. 132 Yards). Neben den sogenannten Flachrennen gibt es auch Hindernisrennen, bei denen die Steepler vorherrschen. Diese Hindernisrennen sind umstritten und teilweise berüchtigt,weil es bei ihnen einen hohe Unfallquote und ein hohes Verletzungsrisiko für die Pferde gibt.
Ebenso bedeutend wie für die Renngeschichte ist der Englische Vollblüter für die Zucht der modernen Warmblüter. Mit seiner Hilfe wurden aus den schweren Arbeitspferden moderne Sportpferde. Bekannte sogenannte Veredler in der Warmblutzucht sind „Ladykiller“ bei den Holsteinern und „Der Löwe“ bei den Hannoveranern. Bis heute finden sich Vollblüter in den Linien vieler Warmblutpferde. Erkennbar sind diese im Stammbaum am „xx“ hinter dem Namen.
Halbblüter, also Pferde beiden die Elterntiere sowohl Vollblüter als auch Warmblüter sind, sind bis heute die erfolgreichsten Vielseitigkeitspferde.
Interieur
Englische Vollblüter gelten als nicht ganz einfach im Umgang und beim Reiten. Sie sind sensibel und lernen schnell und brauchen einen erfahrenen Reiter, aber wer mit ihnen umgehen kann hat ein wunderbares leistungsbereites Pferd.
Exterieur
Ein Englisches Vollblut ist ein hochbeiniges, edles Pferd mit feinem Kopf, trockenen Gelenken und langen Linien. Es hat einen langen Hals mit einem leichten Genick, einen eher langen Rücken, eine schmale Brust und eine gute Sattellage. Feines Deckhaar und eher dünnes Langhaar zeichnen das blütige Pferd aus. Leider sind die Hufe manchmal von eher schlechter Hornqualität.
Lange, flache Gänge sind typisch für den Englischen Vollblüter, der in allen Gangarten viel Boden macht. Die Galoppade ist weit, was manchmal zu Schwierigkeiten in der Versammlung führt.
Eignung/Nutzung
Englische Vollblüter sind für Galopprennen gezüchtet und in dieser Disziplin natürlich herausragend. Oftmals können sie auch gut springen, aber für die hohen Springwettkämpfe fehlt ihnen teilweise die entsprechende Technik und der flache Galopp macht es ihnen schwerer sich zu versammeln. In der Vielseitigkeit hingegen können sie oft punkten, die langen Galoppstrecken liegen ihnen ebenso wie die Naturhindernisse. Es gibt aber durchaus auch Englische Vollblüter die nach einer Rennbahnkarriere angenehme Freizeitpferde sind.
Haltung
Englische Vollblüter sind keine Robustpferde: Sie brauchen verhältnismäßig viel Kraftfutter. Ihr Energieumsatz ist recht hoch, weshalb sie selten mit einer reiten Raufutter-Fütterung zurecht kommen. Natürlich können und müssen sie trotzdem mit viel Auslauf gehalten werden und brauchen viel Kontakt zur Artgenossen. Ein vernünftiger Unterstand und eine trockene Liegefläche sind ihnen aber durchaus wichtiger als dem robusten Isländer, der mit seinem dicken Fell auch mal im Regen stehen bleibt. Das seidige Fell des Vollblüters ist auch im Winterfell nicht so dicht wie das robusterer Rassen.
Rassetypische Erkrankungen
Hufprobleme sind nicht selten und eine schlechte Hornqualität gilt als typisch.
Silke Behling ist selbstständige Redakteurin und arbeitet sowohl im Buch- als auch im Zeitschriftenbereich. Ihre Veröffentlichungen reichen von Fachbüchern bis zu Zeitschriftenartikeln. Als Diplom-Pädagogin liegt ihr der Bereich Bildung und Kinder besonders am Herzen, weshalb sie seit vielen Jahren für das Kindermagazin „Piaffino“ schreibt. Zudem bietet sie als ausgebildete Pferde-Physiotherapeutin (DIPO) Akupunktur und Physiotherapie für Pferde und Hunde im Raum Osnabrück an. Ihre Freizeit genießt sie mit ihrem inzwischen 24-jährigen Vollblutaraber El Santee, mit dem sie beim Distanzreiten früher Wettkämpfe bis zu 120 Kilometern bestritten hat, und ihren beiden Hunden Lotta und Easy.