Kaninchen vergesellschaften: Vorbereitungen
In der Vorbereitungszeit spielt der Tierarzt eine wesentliche Rolle. Möchtest du Nachwuchs vermeiden, so musst du deinen Rammler vorab kastrieren lassen. Ein geschlechtsreifes Männchen darf erst sechs Wochen nach seiner Kastration zu einer unkastrierten Häsin. Jedes neue Tier muss auf Parasiten untersucht und entsprechend behandelt werden. Erst dann kann die Phase des Kennenlernens beginnen. Vor dem ersten Zusammentreffen sollen sich die Tiere weder sehen noch riechen: Falls dein erstes Kaninchen in der ganzen Wohnung hoppeln darf, dann musst du den Raum, in dem sich der Neuzugang aufhält, für deinen Liebling unzugänglich machen.
Der Ort des Geschehens: ein neutraler Boden
Die Vergesellschaftung sollte auf neutralem Boden stattfinden, zum Beispiel in einem Raum, den dein erstes Kaninchen nicht als Revier betrachtet. Falls es sich in der gesamten Wohnung aufhält, musst du ein gründlich gereinigtes Plätzchen vorbereiten. Dabei empfiehlt es sich, dass du die Möbelstücke neu arrangierst oder verdeckst. Nichts sollte dein Tier an sein ursprüngliches Territorium erinnern. Da es mit Sicherheit zu Verfolgungen kommt, ist ein rutschfester Boden ratsam. Außerdem sollte jedem der Nager ein eigenes Häuschen mit zwei Eingängen zur Verfügung stehen, in das er sich bei Bedarf zurückziehen kann. Diese kleinen Behausungen kannst du kostengünstig und ohne großen Aufwand selbst herstellen, zum Beispiel aus Umzugskartons. Achte auch auf genügend Toiletten, Wasser, Frischfutter und Heu. Das Fressen stellt nicht nur eine Notwendigkeit dar, sondern dient auch dem Stressabbau. Als optimal erweist sich natürlich das Lieblingsfutter der Kleinen.
Für die Zusammenführung eines Pärchens benötigst du etwa zwei Quadratmeter pro Kaninchen, die Vergesellschaftung von gleichgeschlechtlichen Tieren oder Gruppen nimmt rund drei Quadratmeter pro Kaninchen in Anspruch. Gerade in der schönen Jahreszeit kommt dafür auch eine eingezäunte Wiese infrage. Da die Zusammenführung Urinspritzen und vermehrtes Kot absetzen zur Folge hat, ersparst du dir dadurch viele Reinigungsarbeiten. Wenn du selbst keinen Garten zur Verfügung hast, findest du vielleicht eine Person in deinem persönlichen Umfeld, die dir eine Vergesellschaftung im Freien ermöglichen kann. Beachte dabei unbedingt, dass stets ein Mensch anwesend sein sollte, der notfalls eingreifen kann.
Das vorübergehende Gehege
Das neue Gehege sollten alle Tiere gleichzeitig beziehen. Nur gehandicapten Kaninchen solltest du einen gewissen Vorsprung ermöglichen. Du musst das Gehege verlassen und darfst nur dann eingreifen, wenn es nicht anders geht. Bleibe ruhig und übe dich in Geduld. Nervosität überträgt sich auf deine Tiere und hat einen negativen Einfluss, wenn du deine Kaninchen vergesellschaften willst. Lasse dich nicht von kleinen Bissen, Jagereien und Fellflug abschrecken. Falls es notwendig sein sollte, desinfizierst du einfach die Wunden und lässt danach die Kaninchen weiterhin die Rangordnung klären. Nur in Ausnahmefällen kommt es zu schlimmeren Verletzungen. Hier musst du die Zusammenführung unterbrechen und mit dem betroffenen Kaninchen den Tierarzt aufsuchen. Dieser wird dir sagen, wann die Vergesellschaftung weitergeführt werden darf. Wenn du rammelnde Tiere siehst, darfst du dies nicht als sexuelle Handlung missverstehen. Auch hier geht es alleine um die Rangordnung. Tiere, die sich unterwerfen, legen sich übrigens flach auf den Boden und wehren sich nicht mehr.
Vermeide Käfige
Kaninchen vergesellschaften in Käfigen ist zum Scheitern verurteilt. Wenn du deinen Neuling einfach in die Behausung des Revierbesitzers setzt, kann dieser Versuch mit schweren Verletzungen enden. Auch nicht gerade förderlich ist das Zusammenstellen von zwei Käfigen. Hier sehen und riechen sich die beiden Tiere zwar, können aber keine Rangfolge ausmachen. Deshalb wird diese Situation mit großer Wahrscheinlichkeit zu aggressiven Verhaltensweisen führen.
Unterschiedliche Charaktere – unterschiedliche Abläufe
Da Kaninchen wie wir Menschen unterschiedliche Charaktere besitzen, wird keine Vergesellschaftung wie die andere ablaufen. Auch wenn du schon Erfahrung besitzt, wirst du immer wieder Neues zu sehen bekommen. Wenn du viel Glück hast, dann kannst du eine Liebe auf den ersten Blick beobachten. Von großer Bedeutung sind die Tagesverfassung und der Stresspegel der Tiere. Nur in seltenen Fällen gehen die Tiere sofort aufeinander los. Überwiegend versuchen sie zuerst, sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden. Wenn das Gejage auch nach einigen Tagen noch nicht beendet ist, dann kannst du folgenden Trick anwenden: Du machst aus deinen Kaninchen Leidensgefährten. Packe sie gemeinsam in eine Transportbox und fahre mit ihnen im Auto umher oder gehe mit ihnen spazieren. Diese Situationen bedeuten Stress und Gefahr. Die Tiere betrachten sich gegenseitig nicht mehr als fremd und halten zusammen. Wesentlich einfacher kannst du übrigens in einer größeren Gruppe Kaninchen vergesellschaften. In diesem Fall konzentrieren sich die Tiere weniger aufeinander und die Aggressionen verteilen sich.
Die geglückte Vergesellschaftung
Nach der erfolgreichen Zusammenführung fressen deine Kaninchen gemeinsam und putzen sich gegenseitig. Bis es soweit ist, vergehen vermutlich vier bis zehn Tage. Mache dir keine Sorgen um das rangniedrigste Tier: Es fühlt sich nicht unglücklich, sondern freut sich über seinen Platz in der Gruppe. Nun kannst du deine Haustiere in das vorgesehene Territorium bringen. Damit der Geruch des ersten Kaninchens in dem ab sofort gemeinsamen Revier nicht dominiert, solltest du es zuvor gründlich reinigen. Wenn das alteingesessene Tier seine alte Umgebung erkennt, kann es zwar erneut zu kleinen Kämpfen kommen, diese sollten dir jedoch keine Sorgen bereiten.