Die Phönizier entdeckten die Ahnen unserer Hauskaninchen vor 3000 Jahren auf der Iberischen Halbinsel. Etwa ab dem 20. Jahrhundert begann die Rassezucht im heutigen Sinne.
Wie leben Kaninchen in der Natur?
Kaninchen sind echte Tiefbauexperten. Sie legen in der Natur komplizierte Gangsysteme an, in die sie bei Gefahr „abtauchen“. Ein Kaninchentunnel kann bis zu 40 Meter lang sein. Das gesamte System dehnt sich oft über mehrere Hektar aus. Sie sind blitzschnell und erreichen Spitzengeschwindigkeiten von 40 km/h. Ihre Reproduktionsrate ist enorm: Als Beutetiere gleichen die Nager ihre Verlustrate mit hoher Fruchtbarkeit aus. Würfe mit zehn Jungtieren sind keine Seltenheit. Außerdem leben Kaninchen in hierarchischen Familienverbänden, sie sind auf die Gruppe angewiesen.
Wie halte ich mein Kaninchen artgerecht?
Für ein glückliches Leben als Haustier brauchen die Langohren daher die Gesellschaft von Artgenossen und reichlich Auslauf. Entscheide dich also bitte für mindestens zwei Tiere. Aber mach dich gefasst: Kaninchen leben in einer strengen Rangordnung. Bei Meinungsverschiedenheiten fliegen schon mal die Fetzen. Rangeleien gehören zu ihrem normalen Sozialverhalten. Als Mensch solltest du nur in Notsituationen eingreifen. Das Konfliktpotenzial kann gesenkt werden, indem Rammler und Weibchen oder auch Geschwistertiere zusammen gehalten werden. Außerdem sollten männliche Kaninchen stets kastriert werden, während reine Mädchengruppen in der Brunft zu „Zickenkriegen“ neigen.
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Wie sieht ein ausgewogener Speiseplan für Kaninchen aus?
Der Verdauungstrakt eines Kaninchens macht etwa ein Fünftel seines Gewichtes aus und funktioniert nur, wenn das Tier ständig Futter aufnimmt. Ein gutes Kaninchenfutter enthält dafür einen hohen Faseranteil von rund 30 Prozent. Es sollte zum Großteil aus Frischfutter (Gräser, Wildkräuter wie Löwenzahn, Ringelblume, Kamille, Wicke, Gänseblümchen, Schafgarbe und viele andere) und Heu bestehen. In den Wintermonaten sind Wildkräuter kaum zu bekommen. Dann kannst du auf getrocknete Futtervarianten zurückgreifen. Geeignet sind zum Beispiel auch Blattgemüse und Küchenkräuter wie Blattspinat, Kohlrabiblätter, Karottengrün oder Eisbergsalat. Heu muss rund um die Uhr zur Verfügung stehen. Daneben kannst du in kleinen Mengen Kaninchen-Futtermischungen anbieten. Kaninchen lieben zudem Gemüse wie Fenchel, Kohl und Karotten. Äpfel, Birnen und Beeren sind in kleinen Mengen als Leckerli erlaubt.
Fragt sich nun: Außen- oder Wohnungshaltung – was ist besser?
Das Platz- und Auslaufbedürfnis von Kaninchen ist groß. Wenn machbar, sollte dem Kaninchen wenigstens zeitweise der Aufenthalt im Freien ermöglicht werden. Ideal ist die ganzjährige Außenhaltung im geeigneten Stall. Die Freigehegehaltung gilt für die Gesundheit und das Wohlbefinden des Kaninchens als die beste Lösung. Werden die Tiere in den warmen Monaten an die Außenhaltung gewöhnt, passen sie sich an die Witterung gut an. Ganz wichtig: Kaninchenställe am Außenstandort müssen wetterfest sein.
Die Stallhütte sollte eine Grundfläche von mindestens 40 x 40 Zentimetern (pro Tier) haben, knabbersicher, isoliert oder gedämmt sein. Wichtig ist ein überdachter Bereich als Schattenplätzchen, denn Kaninchen meiden den Aufenthalt in praller Sonne. Ebenso spielt eine gute Belüftung eine große Rolle für das Wohlbefinden der Tiere. Das Außengehege sollte unbedingt gegen Raubtiere wie Marder und Greifvögel gesichert sein und eine frostfreie Zone haben, damit Wasser nicht einfriert und die Futternäpfe geschützt stehen. Im Freigehege sollten Rückzugsmöglichkeiten und mindestens 3 bis 4 Quadratmeter Platz pro Kaninchen zur Verfügung stehen.
In der Wohnung gehaltenen Kaninchen kann man ein entsprechend großes Gehege in einem geeigneten Zimmer abtrennen. Das ist für die Tiere grundsätzlich eine bessere Lösung als die Käfighaltung. Pro Tier rechnest du mit etwa 2 Quadratmetern Bodenfläche. Auch Wohnungskaninchen brauchen Freilauf. Wichtig ist, dass die Räumlichkeiten kaninchensicher sind, also Möbel gegen Knabberattacken geschützt und Stromkabel nicht erreichbar sind. Im Zweifel lässt sich die „erlaubte“ Zone mit speziellen Zaunelementen sichern.
Wird ein Kaninchen stubenrein?
Kaninchen sind reinlich und benutzen für ihre Hinterlassenschaften eine „Toilettenecke“. Bietest du ein Kaninchenklo an, hast du weniger Aufwand mit der täglichen Gehegereinigung. Das kann beispielsweise eine flache Plastikwanne mit Holzpellets, Hanf- oder Maisstreu sein. Jedoch gehört es zum typischen Verhalten von Kaninchen, Duftmarken über Ausscheidungen und Duftdrüsen zu setzen. Die Kommunikation über Gerüche ist für die Tiere sehr wichtig. Abgewöhnen ist daher nicht möglich.
Wie sieht die Kaninchenheim-Ausstattung aus?
Das wichtigste Einrichtungsstück ist eine knabbersichere Heuraufe, in der das Heu sauber bleibt. Dazu kommen Futter- und Wassernäpfe sowie (ungiftige!) Äste und Zweige, die zur Zahnpflege beknabbert werden können. Der Fachhandel bietet das notwendige Zubehör für Kaninchen an: Häuschen aus Holz und Kork mit einem ebenen Dach lassen sich zum Drin- und Draufsitzen sowie zum Verstecken nutzen. Aus Röhren und Rampen kannst du einen abwechslungsreichen Parcours anlegen, den die bewegungsfreudigen Nager gerne nutzen. In jedem Kaninchengehege sollte zudem eine Buddelecke zur Verfügung stehen: eine Kiste mit Heu oder eine kleine Sandkuhle.
Wie kannst du deine Kaninchen beschäftigen?
Ausreichend ausgelastete Langohren bleiben agil und fit. Tiere, die sich langweilen, leiden und entwickeln Verhaltensauffälligkeiten. Neben Kaninchenspielzeug lassen sich die Nager mit Alltagsdingen wie Kartons oder dem Verstecken von Futter animieren. Dafür eignet sich Intelligenzspielzeug für Kleintiere. Du wirst staunen: Kaninchen haben den Dreh schnell heraus. In der Natur verbringen sie ebenfalls einen Großteil ihrer Zeit mit der Futtersuche. Jungen Kaninchen kannst du mit Geduld (und Leckerchen) Tricks wie Männchen oder Sprünge über kleine Hindernisse beibringen. Auch die Sportart Kaninhop ist eine tolle Beschäftigungsmöglichkeit.
Kaninchen als Schmusetiere?
Ob und wie zahm dein kleiner Freund wird, hängt vom Charakter des Tieres und seinem Vertrauensverhältnis zu dir ab. Manches Kaninchen bleibt scheu, während andere nicht genug Streicheleinheiten bekommen können. Vergiss aber bitte nicht, dass Kaninchen Beutegreifer fürchten und jedes unüberlegte Hochheben Stress für sie bedeutet. Du solltest Kaninchen also nicht ohne Not herumtragen.
Welche Pflege brauchen Kaninchen?
Kaninchen sind pflegeleichte Tiere. Im Bedarfsfall sind die Klauen zu kürzen. Sehr wichtig ist die regelmäßige Zahnkontrolle, denn zu lange Zähne behindern die Nahrungsaufnahme. Achte also darauf, dass dein Kaninchen genügend Möglichkeiten zum Abschleifen seiner ständig nachwachsenden Beißer hat. Zudem empfehlen sich regelmäßige Gesundheits-Checks beim Tierarzt.
Kurzhaarige Kaninchenrassen kommen in der Regel mit der Fellpflege allein zurecht; einen großen Teil des Tages verbringen die Tiere damit, sich zu putzen. Trotzdem solltest du immer auf Verfilzungen achten. Langhaarige Rassen benötigen gelegentlich einen Haarschnitt – Trimmer gibt es im Zoofachhandel. Baden darfst du dein Kaninchen nur in Ausnahmefällen, zum Beispiel bei Parasitenbefall oder außergewöhnlicher Verschmutzung.
Welches Kaninchen passt zu mir?
Hast du dich für Kaninchen als Haustiere entschieden, stellt sich die Frage nach der Rasse: Zwergkaninchen, Löwenköpfchen oder Deutsche Riesen? Das hängt natürlich auch immer von dem vorhandenen Platz ab. Kaninchen bekommst du im Zoohandel oder beim Züchter, viele warten aber auch im Tierheim auf einen lieben Menschen.