Früh übt sich
Ideal ist es, wenn bereits das heranwachsende Kitten den Tierarztbesuch als spannendes Event kennenlernt und dafür in den ersten Lebenswochen und -monaten mehrfach spielerisch auf die möglichen Untersuchungen vorbereitet wird. Der Tierarzt wird nicht nur im „Fall des Falles“ besucht, sondern als besonderes Highlight im Alltag des kleinen Kätzchens, bei dem es neugierig das Stethoskop untersuchen darf und mit schmackhaften Leckerchen für seinen Erkundermut belohnt wird. Achte darauf, dass schon die Fahrt dorthin von dir positiv unterstützt wird, sodass Angst gar nicht erst aufkommen kann. Aus der Transportbox solltest du deinen Minitiger jedoch nicht lassen. Die Gefahr, dass die Katze unkontrolliert im Auto herum purzelt oder gar bei einem Unfall schwer verletzt wird, ist zu groß.
Wenn die Angst schon groß ist
Hat deine Katze den Tierarztbesuch bereits negativ verknüpft, ist trotzdem nichts verloren. Du kannst zu jedem Zeitpunkt mit dem Training beginnen. Je nach Angstausprägung brauchst du allerdings eine große Portion Geduld und kleine Trainingsschritte. Das Wichtigste: löse dich von dem Gedanken, dass du hier eine Pflicht absolvierst, die „irgendwie sein muss“. Drehe es vielmehr um und betrachte das Training als gute Gelegenheit, mit deiner Katze Zeit zu verbringen und Spaß zu haben, denn genau darum geht es beim Medical Training: das notwendige Übel in eine tolle Sache für dich und deine Katze zu verändern! Im Idealfall hast du 364 Tage Zeit, um den einen Kontrolltermin pro Jahr zu üben.
Gut geplant ist halb gewonnen
Zu Beginn des Trainings überlege dir, was genau für deine Katze beim Tierarztbesuch unangenehm ist. Beginnt es, deinen Minitiger in der Transportbox unterzubringen oder reagiert sie auf dem Untersuchungstisch panisch? Ist es das Fixieren durch die Arzthelferinnen, das deiner Katze den letzten Nerv raubt? Mach dir Notizen von den Punkten, die du trainieren möchtest und überlege, welche Zwischenschritte es dorthin gibt. An welchem Punkt ist deine Katze noch entspannt? Das ist ein guter Trainingsbeginn, den du fördern kann. Hat sie z.B. Angst vor ihrer Transportbox, könntest du beginnen, dass sie freiwillig auf ihre Einlage geht – ohne dass die Box dabei ist. Im nächsten Schritt übt ihr, dass die Einlage in der Unterschale liegt, während der Deckel daneben steht usw.
Kleine Schritte – große Wirkung
Du weißt jetzt also, wo es bei deiner Katze beginnt, gruselig zu werden und hast dir kleine Zwischenschritte überlegt, die du üben möchtest. Als Nächstes legst du mindestens zwei Belohnungen bereit, die deine Katze gerne hat. Beide Belohnungen sollte sie toll finden, aber eine davon ganz besonders. Bei jeder Bewegung in die gewünschte Richtung oder zum gewünschten Verhalten – zum Beispiel dem neugierigen Schnuppern in Richtung Transportschale, folgt sofort die Belohnung. War der Übungsschritt für deine Katze schwer oder möchtest du ein Highlight am Ende der Übung setzen, folgt die besonders leckere Belohnung.
Wenn du mit deiner Katze bereits clickerst, kannst du jeden Trainingsschritt mit einem Click unterstützen und dem Minitiger präzise zeigen, welches Verhalten sich für sie lohnt.
Ihr nähert euch Schritt für Schritt dem gewünschten Verhalten. Achte darauf, dass die einzelnen Übungseinheiten nur wenige Minuten dauern und deine Katze nicht überfordern. Das Ziel ist es, dass ihr gemeinsam spielerisch ein neues Verhalten lernt. Es ist also etwas Schönes, das du mit deiner Katze machst. Du wirst merken, dass es Schritte geben wird, die ihr leicht fallen und andere wiederum, die etwas mehr Übung benötigen. Gehe auf die Tagesform von dir und deinem Minitiger ein und gestalte das Training abwechslungsreich. Es sollte nicht ständig schwerer werden, sondern ebenso Gelerntes festigen und darf zum Beispiel auch durch eine kurze Spieleinheit unterbrochen werden.
Mit der richtigen Ausstattung zum katzenfreundlichen Tierarzt
Neben dem aktiven Training kannst du über deine Ausstattung und die Wahl des Tierarztes den Stress für deine Katze reduzieren. Überprüfe, ob deine Transportbox ausreichend groß ist, sodass sich deine Katze bequem darin drehen kann, ohne den Halt zu verlieren. Zusätzliche Sicherheit gibt eine oben kuschelige, aber nach unten gummierte Einlage – z.B. ein zugeschnittener Badezimmervorleger. Die Katze kann sich daran festkrallen während die Gummierung davor schützt, dass das Tier mitsamt der Unterlage im Schleudergang hin und her rutscht. Deckel und Unterschale sollten sich voneinander trennen lassen. Die Katze kann idealerweise bei den meisten Untersuchungen in ihrer Transportschale bleiben, wo sie sich sicherer als auf dem nach Desinfektionsmitteln riechenden Behandlungstisch fühlt. Einen katzenfreundlichen Tierarzt erkennst du unter anderem daran, dass er auf das Schutzbedürfnis deiner Katze eingeht. Er kann meist in der Schale die Allgemeinuntersuchung durchführen und sogar eine Spritze geben, ohne dass deine Katze eine Pfote aus ihrer vertrauten Box setzt.
Im Wartezimmer bieten manche Tierärzte erhöhte Abstellmöglichkeiten für Katzen und Kleintiere an, wo sie sich sicherer fühlen als auf dem Boden. Eine Terminvergabe stellt kurze Wartezeiten sicher, was ebenfalls im Sinne deiner ängstlichen Samtpfote ist. Lassen es die Außentemperaturen zu, macht es Sinn, lieber im geparkten Auto zu warten, wo zumindest keine fremden Tiere und Menschen die Katze aus der Fassung bringen können. Ein ruhig gelegenes Katzenwartezimmer findet sich leider bisher in nur wenigen Praxen.
Nicht zuletzt ist es auch deine persönliche Einstellung, mit der du positiv auf deine Katze einwirken kannst. Bereite euch auf die nächste Untersuchung vor, damit ihr beide gelassen(er) bleiben könnt.
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10 Tipps für einen entspannten Tierarztbesuch
- Setze deine Katze bei der Fahrt zum Tierarzt in eine geeignete, verschließbare Transportbox.
- Die Transportbox sollte sich von oben und von vorne öffnen lassen und in der Mitte halbierbar sein. So hat der Tierarzt einen besseren Zugang zu ängstlichen Katzen.
- Lass deine Katze sich schon zuhause an die Box gewöhnen.
- Gestalte die Transportbox zu gemütlich wie möglich. Lege zum Beispiel bekannte Kleidungsstücke oder eine Decke hinein.
- Möchte die Katze nicht in die Transportbox gehen, wickle sie in ein Handtuch und setze sie vorsichtig von oben hinein.
- Fahre vorsichtig und vermeide laute Geräusche.
- Platziere die Box ruhig und versuche Schütteln zu vermeiden.
- Beim Tierarzt angekommen, setze dich in den speziellen Bereich für Katzenhalter und lege eine Decke über die Box.
- Die Maßnahmen gelten natürlich auch für den Rückweg.
- Wieder zuhause angekommen, lass deine Katze noch ein paar Minuten in der Box, um sich zu beruhigen.