So macht Katzenerziehung Spaß

Glaubst du auch, dass Katzen unerziehbar sind? Oder scheint deine Katze den Beweis anzutreten, indem sie zum Beispiel immer wieder auf die Arbeitsplatte springt, während du kochst obwohl du ihr jedes Mal sagst, dass sie das nicht soll? Dann habe ich heute einige Anregungen für dich, die das Zusammenleben mit deiner Katze verändern wird. Und zwar auf eine Weise, die euch beiden viel Spaß machen kann.

Was soll sich ändern?

Was kommt dir in den Sinn, wenn du an die Erziehung deiner Katze denkst? Welches Verhalten deiner Katze soll sich ändern? Die meisten Menschen wählen bei diesen Fragen Formulierungen wie „Meine Katze soll nicht mehr auf die Arbeitsplatte springen“ oder „Meine Katze soll nicht mehr so viel miauen“. Die Katze soll also etwas unterlassen. Das bereitet so mancher Katze allerdings Schwierigkeiten. Sie hatte ja vorher einen Grund für ihr Verhalten, der gut genug war, um Energie dafür aufzuwenden: Der Sprung auf die Arbeitsplatte wird wahrscheinlich oft dadurch belohnt, dass sie spannende Gerüche findet und in Einzelfällen sogar etwas zu fressen ergattern kann. Und auf ein Miauen hin bekommen viele Katzen Aufmerksamkeit im weitesten Sinne, also vielleicht Ansprache, aber auch Zärtlichkeit, die nächste Mahlzeit oder Türservice in den Freigang. Das Verhalten, das deine Katze nicht mehr zeigen soll, hat sich also bis dato im weitesten Sinne für sie ausgezahlt. Wenn du diese Erkenntnis berücksichtigst, wirst du bessere Erziehungserfolge erzielen.

Formuliere um!

Statt dir zu überlegen, was deine Katze lassen soll, überlege dir, was sie stattdessen tun soll. Zum Beispiel werden: „Ich wünsche mir, dass meine Katze auf einem Hocker neben der Arbeitsplatze sitzt, während ich koche“ oder „Ich wünsche mir, dass meine Katze häufiger und länger still ist.“ Auf diese Weise definierst du ein konkretes Verhalten, dass deine Katze zeigen kann und – und das ist der Clou – das du belohnen kannst! Wenn du möchtest, dass deine Katze ein bestimmtes Verhalten im Alltag regelmäßig zeigt, dann mach dieses Verhalten für sie lohnenswert.

Wunschverhalten belohnen

„Aber ich kann sie doch nicht ständig mit Leckerchen vollstopfen!“, denkst du vielleicht. Das musst du wahrscheinlich auch gar nicht. Überlege mal, womit du deiner Katze in den speziellen Erziehungsmomenten eine Freude bereiten könntest. Wäre es wirklich Futter? Oder vielleicht schlicht Aufmerksamkeit durch freundliche Ansprache? Würde sie gerne kurz gekuschelt werden? Oder wäre sie eher in Stimmung für ein wenig Action in Form von gemeinsamem Spiel oder einem Ausflug nach draußen? Du kannst auch an ein Katzenminzekissen, eine Runde Bürsten, das Hinstellen eines neuen Spielkartons oder das Öffnen einer Schublade zu Erkundungszwecken denken. Bestimmt fallen dir noch viele Dinge ein, an denen deine Katze sich häufiger erfreut. Wie du solche Belohnungen einsetzen kannst, um deine Katze zu erziehen, erkläre ich kurz an unseren Beispielen.

„Meine Katze soll auf einem Hocker neben der Arbeitsplatte sitzen, während ich koche.“

Stelle einen Hocker so neben die Arbeitsplatte, dass deine Katze darauf bequem sitzen kann und dir nicht im Weg ist. Mache mit ihr ein paar einminütige Trainingseinheiten, bei denen du sie auf den Hocker lockst (oder sanft daraufsetzt) und ihr dort dann etwas besonders Gutes angedeihen lässt. Zum Einstieg können das mehrere nacheinander gegebene Leckerchen sein, aber eben auch eine schöne Kuschelrunde oder wonniges Bürsten. So lernt sie den Hocker als tollen Platz kennen.
Beim nächsten Mal, wenn du an der Arbeitsplatte hantierst und deine Katze dazukommt, lotse sie direkt zum Hocker. Sobald sie darauf springt, belohne sie. Sei schnell mit deiner Belohnung, sonst hüpft deine Katze nämlich weiter vom Hocker auf die Arbeitsplatte. In dieser Phase ist es wichtig, dass deine Katze in recht kurzen Abständen auf dem Hocker Aufmerksamkeit erfährt.
Probiere dabei bitte unbedingt aus, wie deine Katze es findet, wenn du ihr als Belohnung für den Aufenthalt auf dem Hocker Objekte von der Arbeitsplatte herunterreichst, so dass sie diese beriechen kann: ein Stück von der Salatgurke, die du gerade schneidest, den Griff des Messers, das du gerade in die Hand genommen hast. Die Erlaubnis zu erkunden ist für deine Katze in diesem Moment womöglich die tollste Belohnung, die du wählen kannst.

Wie oft solltest du belohnen?

Das hängt davon ab, wie hoch die Motivation deiner Katze ist, das von dir unerwünschte Verhalten zu zeigen, und wie selbstbelohnend das neue Wunschverhalten ist. Je wichtiger deiner Katze das ist, was sie nicht mehr machen soll, desto häufiger und hochwertiger musst du erstmal das Wunschverhalten belohnen.

Grundsätzlich gilt: Wenn du ein neues Verhalten etablieren möchtest, belohne es in der ersten Zeit besonders häufig. Das kann bedeuten, dass deine Katze auf dem Küchenhocker anfangs alle paar Sekunden belohnt wird. Dann beginnst du, langsam aber stetig die Belohnungen zu variieren und die Zeitdauer dazwischen zu erhöhen. Du gibt deiner Katze ein Futterstückchen auf den Hocker, nach zehn Sekunden sprichst du sie freundlich an, nach weiteren zehn Sekunden hältst du ihr die Gurke hin, nach 15 Sekunden streichelst du sie kurz hinter den Ohren (wenn sie das mag) usw. Wenn du merkst, dass deine Katze diese zehn bis fünfzehn Sekunden gut schafft, weitest du das langsam aus auf 20 Sekunden, 30 Sekunden, 40 Sekunden.

Wichtig: Höre niemals auf, deine Katze zu belohnen, wenn sie Verhalten zeigt, dass du dir von ihr wünscht!

„Meine Katze soll häufiger und länger still sein.“

Sich ruhig zu verhalten, ist wesentlich unspezifischer, als auf einem Hocker zu sitzen. Dennoch können wir auch dafür Belohnungsideen entwickeln. Der Schlüssel wird ziemlich sicher Aufmerksamkeit sein, sofern deine Katze gesund ist. Denn die meisten Katzen erleben: „Wenn ich still dasitze oder mich leise durch den Raum bewege, ignoriert mein Mensch mich. Sobald ich aber miaue, bekomme ich zwar nicht immer sofort, was ich will, aber mindestens eine Reaktion!“
Diesen Spieß drehst du nun um. Achte im Alltag ganz bewusst auf Situationen, in denen deine Katze wach ist und sich dabei ruhig und angenehm verhält – und schenke ihr in diesen Momenten Aufmerksamkeit. Wähle besonders häufig solche Momente aus, um sie besonders hochwertig zu belohnen, in denen du schon weißt, dass deine Katze eigentlich Hunger oder ein anderes Bedürfnis hat, sich aber dennoch z.B. still neben dich setzt oder sich an deinem Bein reibt. So bringst du ihr bei, dass sie nicht laut sein muss, um deine Aufmerksamkeit zu bekommen. Und dass sie dich mit freundlichen, ruhigen Verhaltensweisen auf ihre Bedürfnisse hinweisen kann. Wenn du ein solches Programm aufmerksam vier Wochen lang umsetzt, wirst du vermutlich große Veränderungen erzielen!

Wichtig: Wenn du nicht sicher bist, ob deine viel miauende Katze gesund ist und wenn sie mindestens 8 Jahre alt ist, lasse sie bitte in der Tierarztpraxis deines Vertrauens untersuchen. Das Miauen kann Ausdruck einer Erkrankung sein.


Christine Hauschild lebt mit ihrem Kater in Hamburg. Sie betreibt dort seit über 10 Jahren die Katzenschule Happy Miez und berät Halter in allen Fragen rund um das (Problem-)Verhalten ihrer Katzen. Zusätzlich zu ihrer Arbeit als Katzenverhaltensberaterin bietet sie Seminare und Fortbildungen an. Außerdem ist sie Verfasserin mehrerer Katzenratgeber.