Wasserrettungshunde – Ihre Aufgabe und die Ausbildung

Ein Mensch ist verschwunden – Angehörige machen sich große Sorgen, da ein Gewässer in der Nähe ist. Die Rettungskräfte werden alarmiert und Männer und Frauen besteigen mit einem Hund ihr Boot und fahren das Gewässer ab. Die Blicke sind auf den Hund gerichtet, denn dieser ist der Hauptakteur auf dem Boot. Keiner der Anwesenden riecht das, was der Hund riecht. Immer wieder dreht das Boot seine systematischen Kreise. Der Hund wird nervöser und fängt an zu bellen. Er zeigt an, dass er etwas in die Nase bekommen hat und sich sicher ist. Nun geht alles ganz schnell. Die Strömung wird berücksichtigt und die Taucher alarmiert. Der Suchbereich ist nun eingegrenzt, die Ortung im ersten Schritt abgeschlossen und der Hund hat sich seine Pause mehr als verdient! So in etwa könnte es sich zutragen, wenn man von einem wirklichen Einsatz ausgeht, bei dem ein Hund als Ortungsmittel für eine vermisste Person eingesetzt wird. Wasserrettungshunde könnte man daher auch sehr gut als Wasserortungshunde oder Wassersuchhunde bezeichnen.

Wann werden Wasserrettungshunde eingesetzt?

Ein Wasserrettungshund wird eingesetzt, wenn man davon ausgeht, dass sich die vermisste Person ertrunken in einem Gewässer befindet. Zeugenaussagen sind hier leider oft keine große Hilfe und auch technische Mittel wie Sonar und Kamera können nicht immer eingesetzt werden. Die Dunkelheit eines Gewässers kommt ebenso erschwerend hinzu, so dass Taucher sich oft nur tastend fortbewegen können. Auch die Größe des Gebiets darf man nicht unterschätzen. Die Suche ist für Taucher sehr anstrengend und daher auch genau festgelegt. Kommen die Taucher über ihre Zeit, dürfen diese erst am Folgetag wieder einen erneuten Tauchgang unternehmen. Mit der Hilfe eines Wasserrettungshundes kann ein relativ großes Gebiet ziemlich schnell abgefahren werden. Mithilfe des Hundes kann sichergestellt werden, wo man Taucher gezielt einsetzt und so natürlich Ressourcen sparen.

Was genau riecht der Wasserrettungshund?

Diese Frage ist bisher nicht abschließend geklärt und wird sicherlich auch noch einige Zeit und viele Studien in Anspruch nehmen. So gehen manche davon aus, dass der Hund den Verwesungsgeruch wahrnehmen kann. Dagegen sprechen allerdings sehr schnelle Funde, bei denen dieser in so kurzer Zeit nicht einsetzten würde. Aber auch die Theorie über Hautschuppen, Haare oder Ähnliches kann man schnell beiseitelegen, wenn man bedenkt, dass eine große Menge an Badegästen diese Spuren ebenfalls verlieren, der Hund diese aber nicht anzeigt. Was man nur mit Sicherheit sagen kann ist, dass es die Hunde schaffen, auf einem strömungsfreien Gewässer eine Leiche in bis zu 30 / 40 Meter Tiefe zu orten.

Die Ausbildung von Wasserrettungshunden

Für den Hund soll die ganze Arbeit, trotz dem Ernst dahinter, ein großes Spiel sein. Nur so hat man später einen Hund, der freudig seine Arbeit macht, weil er weiß, dass es sich für ihn mehr als lohnt und er Spaß daran hat. Am Anfang lernt der Hund, den Geruch nur an Land kennen und verknüpft dann damit, dass er immer hoch belohnt wird, wenn er diesen Geruch in seine feine Nase bekommt. So kann es sein, dass ein Hund immer sein Lieblingsspielzeug erhält, sobald er sein Röhrchen gefunden hat, welches vorher von seinem menschlichen Partner zum Beispiel mit einem Leichentuch gespickt wurde. Durch diese positive Bestätigung entwickelt der Hund nicht nur Spaß, sondern auch einen gesunden Ehrgeiz, genau diesen Geruch zu finden. Erst, wenn der Hund das verstanden hat und zuverlässig an Land den gesuchten Geruch anzeigen kann, geht es langsam raus auf das Wasser. So wird am Anfang eher im seichten Gewässer in wenigen Zentimetern Tiefe gesucht, bis man sich später an einige Meter machen kann. Mensch und Hund werden mit der Zeit ein immer besseres Team, bekommen Routine und wissen, dass sie sich gegenseitig helfen und vertrauen können. Erst nach einer Prüfung, bei der das Team auf Herz und Nieren überprüft wird, dürfen diese auch wirklich Einsätze annehmen. Selbstverständlich muss jedes Team auch danach weiter im Training bleiben und sich regelmäßig wieder neu beweisen.

Dank des unerschöpflichen Mutes der Rettungskräfte und ihrer Hunde stehen uns diese Möglichkeiten der Rettung, Ortung und Bergung zur Verfügung. Die meisten dieser Teams arbeiten ehrenamtlich und opfern voller Freude sehr viel Freizeit, um nur gut ausgebildete Mensch-Hund Teams in den Einsatz zu schicken!


Kristina Ziemer-Falke ist zertifizierte Hundetrainerin und Verhaltensberaterin durch die Tierärztekammer Schleswig-Holstein und das Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Darüber hinaus verfügt sie über viele Zusatzausbildungen und Schwerpunkte und ist im Prüfungsausschuss der Tierärztekammer Niedersachsen für die Hundetrainerzertifizierungen.
Mit ihrem Mann Jörg Ziemer gründete sie das Schulungszentrum Ziemer & Falke, in dem sie seit vielen Jahren mit viel Herz, Leidenschaft und Kompetenz Hundetrainer in ganz Deutschland ausbilden und viele Weiterbildungsangebote anbieten. Viele kennen Kristina außerdem als erfolgreiche Autorin von Fachbüchern für Hundetrainer und Hundehalter sowie aus Artikeln beliebter Hundezeitschriften. Als Dozentin ist Kristina Ziemer-Falke sehr gefragt und deutschlandweit auf Seminaren und Vorträgen zu Themen rund um den Hund anzutreffen.