Hunde sind faszinierende Wesen und bereichern unseren Alltag auf vielfältige Weise. Einige von ihnen scheinen jedoch permanent unter Spannung zu stehen, sind rastlos, unruhig und nehmen alles um sich herum wahr. Dieses Verhalten kann nicht nur anstrengend sein, sondern auch den Hundehalter an seine Grenzen bringen. Es ist daher sinnvoll, sich mit dem Thema „Hyperaktivität beim Hund“ auseinanderzusetzen. Doch Achtung! Nicht jeder lebhafte Hund ist zwangsläufig hyperaktiv oder leidet an einer diagnostizierten Hyperaktivitätsstörung.
Was ist Hyperaktivität beim Hund?
Werfen wir einen genaueren Blick auf den Begriff „Hyperaktivität“, können wir die Zusammensetzung aus zwei Silben erkennen. Zum einen „Hyper“, das aus dem Altgriechischen stammt und „Über“ bedeutet, sowie „Aktivität“, das mit „Handeln“ oder „tätig sein“ in Verbindung gebracht werden kann. Hyperaktivität bezieht sich also auf ein gesteigertes oder übermäßiges Maß an Aktivität oder Handeln.
Allerdings ist es nicht immer einfach zu erkennen, ob ein Hund tatsächlich an einer echten Hyperaktivität, also einem medizinischen Krankheitsbild, leidet oder nicht. Daher sollte keine voreilige Diagnose gestellt werden. Es gibt auch Hunde, die einfach noch nicht gelernt haben mit Stress umzugehen und richtig zu entspannen. Genauso spielt der Hund als Individuum mit seiner persönlichen Geschichte und seiner Entwicklung eine wichtige Rolle. Ein Verhaltensberater für Hunde kann durch verschiedentliche Diagnosehinweise eine Hyperaktivitätsstörung von „noch normalem“ Verhalten abgrenzen. Zusätzlich solltest du immer einen Tierarzt aufsuchen, wenn du Auffälligkeiten bei deinem Hund feststellst.
Ursachen für Hyperaktivität beim Hund
Falls ein Hund tatsächlich unter Hyperaktivität leidet, handelt es sich um eine Störung, die auf neuronaler Ebene abläuft. Die genauen Ursachen für Hyperaktivität sind noch nicht vollständig erforscht. Es wird vermutet, dass Faktoren wie genetische Veranlagung, Schilddrüsenfunktionsstörungen, Stress oder Entwicklungsprobleme dazu beitragen können.
Wie kann man Hyperaktivität beim Hund erkennen?
Eine „echte Hyperaktivität“ äußert sich durch verschiedene Symptome, die einzeln betrachtet auch andere Ursachen haben können. Diese Symptome können sowohl gemeinsam als auch einzeln auftreten und in unterschiedlicher Intensität gezeigt werden.
Symptome von Hyperaktivität beim Hund
Folgende Symptome können bei Hunden mit Hyperaktivität beobachtet werden:
· erhöhte Herz- und Atemfrequenz im Ruhezustand
· Schwierigkeiten beim Hundetraining mit wenig oder keinem Erfolg
· Probleme bei der Konzentration auf Aufgaben
· starke und vermehrte Vokalisation (Lautäußerungen)
· vermindertes Schlafbedürfnis
· Schwierigkeiten, sich zu entspannen oder zur Ruhe zu kommen, selbst in ruhiger Umgebung
· Neigung zu abnormalen repetitiven Verhaltensweisen wie unkontrolliertem Auf- und Ablaufen ohne erkennbaren Grund oder Anreiz
Wie kann man Hyperaktivität beim Hund behandeln?
Hyperaktivität bei Hunden kann ein eine Herausforderung sein. Glücklicherweise gibt es viele Trainingsideen, die dazu beitragen können, diese unerwünschten Verhaltensweisen zu reduzieren und den Alltag managen zu können. Dabei ist es immer wichtig, eine Trainingsmethode zu wählen, die am besten zu deinem Hund und dir passt. Konsequenz ist ebenso wichtig wie Struktur und Orientierung, denn genau das vermittelt deinem Hund Kontinuität, Sicherheit und Vorhersehbarkeit.
Maßnahmen wie ausreichende Auslastung, stressfreie Erziehung, Entspannungsübungen und einen geregelten Lebensrhythmus können deinem Hund helfen, sich zu entspannen und ein ausgeglicheneres Verhalten zu entwickeln. Diese Ansätze können dazu beitragen, dass dein Hund eher zur Ruhe kommt und sich ausgeglichener verhält. Pflanzliche Heilkräuter, wie Bachblüten, können deinen Hund beruhigen und zur Entspannung beitragen.
Alltagstraining bei Hyperaktivität beim Hund
Nimm dir Zeit, um dein Training und die Erziehung deines Hundes zu überprüfen. Wie gut sitzen die einzelnen Signale? Gibt es Bereiche, in denen es vielleicht nicht so gut klappt? Bist du konsequent beim Einfordern von Sitz, Platz & Co oder gibt es kleine Schlupfmöglichkeiten für deinen Vierbeiner? Ein konsequentes Training mit klaren Regeln hilft dabei, die Verbindung zwischen dir und deinem Hund zu stärken und deinem Hund Orientierung zu bieten.
Nutze viele Möglichkeiten, deinen Hund zu loben. Doch Achtung! Verwende bitte nur ruhiges verbales Lob oder entspanntes Streicheln. Vermeide aufregende Spiele, überschwängliches verbales Lob oder andere dynamische Lobvarianten. Es ist wichtig, Stressoren in der Erziehung oder Ausbildung deines Hundes zu vermeiden.
Es ist ebenso von Bedeutung, Übungseinheiten in kleinen Schritten zu gestalten und bewusst jeden Übungsabschnitt abzuschließen. Gleichzeitig ist der Grundsatz von „Weniger ist mehr“ von hoher Relevanz, indem der Fokus darauf liegt, vorhandene Signale zu festigen oder zu erweitern, anstatt viele neue Signale hinzuzufügen.
Es ist zudem ratsam, die alltäglichen Spaziergänge zunächst auf vertrauten Wegen in gewohnter Umgebung zu halten, um neue Stressfaktoren – wie unbekannte Umgebungen mit neuen Gerüchen und Untergründen – zu vermeiden.
Schnüffeltraining
Schnüffeln kann eine effektive Trainingsmethode für hyperaktive Hunde sein, um ihre Aufmerksamkeit zu fokussieren und sie ruhiger zu machen. Es ist jedoch ratsam, dies möglicherweise im Einzeltraining anzugehen, da die Umgebung reizarmer ist und dein Hund nicht durch andere Mensch-Hund-Teams gestresst und abgelenkt wird. Auf diese Weise steht das individuelle Tempo deines Hundes im Vordergrund, mit einer Eins-zu-eins-Beratung und Anleitung eines Trainers.
Ruhe- und Entspannungstraining
Ruhe und Entspannung sind von großer Bedeutung bei hyperaktiven Hunden. Es ist empfehlenswert, ein Entspannungssignal aufzubauen, bei dem dein Hund lernt, sich auf dein Signal hin auf seine Decke, sein Kissen oder in sein Körbchen zu legen und bewusst zu entspannen. Dieses Training hilft deinem Hund dabei, seinen Ruheplatz als einen sicheren und positiv verknüpften Ort wahrzunehmen.
Beachte allerdings, dass dies ein längerer Prozess ist, der mitunter einige Wochen dauern kann. Dein Hund muss sich zunächst auf die Entspannung einlassen können. Durchhaltevermögen und Geduld werden dir dabei helfen, dieses Ziel zu erreichen.
Stimmungsübertragung
In unserem Alltag und beim Training mit Hunden ist kaum etwas so wichtig, wie die Stimmungsübertragung. Dabei können wir nicht nur die Stimmung unseres Hundes wahrnehmen, sondern unser Hund kann auch unsere Stimmung spüren und übernehmen. Hier bist du gefragt. Versuche in jeder Situation ruhig zu bleiben und mit deiner Gelassenheit deinem Hund Ruhe zu vermitteln und ihn zu beruhigen. Das kann eine große Herausforderung sein und an manchen Tagen mehr Kraft erfordern als an anderen. Schließlich haben auch wir Menschen gute und schlechte Tage. Doch deinem vierbeinigen Begleiter wird es helfen, sich an dir zu orientieren und Sicherheit zu empfinden. Wenn du also in eine stressige Situation gerätst, atme tief durch und mache in ruhigem Tempo weiter.
Mit ihrem Mann Jörg Ziemer gründete sie das Schulungszentrum Ziemer & Falke, in dem sie seit vielen Jahren mit viel Herz, Leidenschaft und Kompetenz Hundetrainer in ganz Deutschland ausbilden und viele Weiterbildungsangebote anbieten. Viele kennen Kristina außerdem als erfolgreiche Autorin von Fachbüchern für Hundetrainer und Hundehalter sowie aus Artikeln beliebter Hundezeitschriften.