Wie du dir die Stimmungsübertragung im Zusammenleben mit Hund zunutze machen kannst
Du kommst nach einem stressigen Tag nach Hause, möchtest einfach nur noch die Füße hochlegen, doch hinter der Wohnungstüre erwartet dich das blanke Chaos. Dein Hund wollte dir mal wieder zeigen, wie Mülltrennung richtig geht. Mit geduckter Haltung, angelegten Ohren und einem Blick zum dahinschmelzen kommt dein Vierbeiner angelaufen. Du erwiderst nur: „Du weißt ganz genau, was du falsch gemacht hast!“
Aber wissen unsere Hunde das wirklich?
Unsere feinfühligen Vierbeiner spüren, wie es uns wirklich geht. Ihnen können wir nichts vormachen, egal wie gut wir uns verstellen. Sie kennen uns ganz genau und spüren unsere Stimmung. Sie freuen sich mit uns mit, wenn wir eine gute Nachricht erhalten haben, kuscheln sich an uns, wenn wir traurig sind und fühlen sich unwohl, wenn wir verärgert sind. Dieses Phänomen nennen wir die Stimmungsübertragung. Sowohl sie können unsere positive oder negative Stimmung widerspiegeln, als auch wir können die aufgeregte oder entspannte Stimmung unserer Hunde annehmen.
Stimmungsübertragung wissenschaftlich erklärt
Während wir darunter gute oder schlechte Laune verstehen, definiert die Verhaltensbiologie die Stimmung als Handlungsbereitschaft. Das heißt, dass innere Faktoren dazu beitragen, dass ein bestimmtes Verhalten gezeigt wird. Hat der Hund Durst, läuft er zum Wassernapf. Er beurteilt dies nicht als gut oder schlecht, sondern führt einfach nur ein bestimmtes Verhalten aus.
Wir hingegen bewerten jegliche Situationen, woraufhin wir entweder positiv oder negativ gestimmt sind. Unsere Hunde spüren also, wie es uns geht, aber sie wissen nicht warum wir uns derart verhalten. Sie wissen auch nicht, was sie falsch gemacht haben, wenn die Situation schon Stunden zurückliegt. Sie können es daher dann auch nicht verstehen, wieso wir sie mit Ignoranz oder Ausschimpfen bestrafen. Denn, dass sie den Müll fein säuberlich sortiert haben, verknüpfen sie damit nicht mehr.
Dennoch verhält sich der Hund, als wüsste er, was er falsch gemacht hat. Wieso ist das so? Laut einer Studie zeigen Hunde diesen schuldbewussten Blick als direkte Reaktion unseres Verhaltens. Es hängt also von uns ab, wie wir Situation bewerten. Ist unsere Freude über den Hund größer, als das Chaos auf dem Wohnzimmerteppich, dann freut sich unser Hund mit uns mit. Ignorieren wir allerdings unseren Hund und sind wütend über den geplünderten Mülleimer, wird er sich von uns zurückziehen, die Ohren anlegen und uns mit seinen Kulleraugen vermeintlich schuldbewusst anschauen.
Hunde zeigen Empathie
Seit längerem gibt es Anzeichen dafür, dass auch Hunde die sogenannten Spiegelneuronen besitzen. Diese Nervenzellen sorgen dafür, dass dieselben Teile des Hundegehirns aktiviert werden, wenn sie eine Tätigkeit nur beobachten anstatt sie selber auszuführen. Das beste Beispiel hierfür ist das Gähnen. Fangen wir als Besitzer an zu gähnen, ist es durchaus möglich, dass unser Hund dieses Verhalten auch zeigt. Gähnen bedeutet also nicht immer, dass der Hund gestresst oder müde ist.
Forscher haben zudem herausgefunden, dass sich Hunde gefühlsmäßig in einen ihm nahestehenden Menschen hineinversetzen, also Empathie entwickeln können. Hunde leben seit Jahrhunderten mit uns Menschen zusammen. Daher ist es gut möglich, dass sie sich zu einem gewissen Teil in uns hineinversetzen können, wenn auch nicht bewusst.
Stimmungsübertragung bei Hundebegegnungen
Die bewusste Stimmungsübertragung können wir uns sowohl im Training, als auch im Alltag zu Nutze machen. Frontales Aufeinanderzulaufen stellt für viele Hunde eine Bedrohung dar, weshalb sie sich in solchen Situationen sichtlich unwohl fühlen und mit Stressreaktionen reagieren, wie zum Beispiel Schnuppern am Wegesrand. Durch die Veränderung unserer Haltung, verändert sich die Erregungslage unseres Hundes und die Hundebegegnung läuft viel entspannter ab.
Zudem nehmen wir mit diesen kleinen Anpassungen den Stress aus der Situation, da wir nicht frontal auf das entgegenkommende Mensch-Hund-Team zulaufen, sondern uns in einem Bogen annähern. Wenn wir dazu entspannt bleiben, die Leine locker in der Hand halten, unseren Blick geradeaus und nicht auf das entgegenkommende Mensch-Hund-Team richten, kann unser Hund diese entspannte Stimmung annehmen.
Hunde können unser Verhalten spiegeln
Hunde können unsere Stimmung annehmen und unser Verhalten widerspiegeln. Sie sind Meister im Lesen unserer Körpersprache, können diese aber nicht immer richtig einordnen oder verstehen. Achte daher mal bewusst auf deine heutige Stimmung und wie sich diese auf deinen Hund überträgt. Bist du schlecht gelaunt und war der Spaziergang eine reine Katastrophe? Oder hast du heute erfreuliche Nachrichten erhalten und Hundebegegnungen auf dem Spaziergang mit links gemeistert?
Wenn du dir deiner Stimmung bewusst wirst, kannst du sie gezielt im Training einsetzen. Zudem vermittelst du deinem Hund Sicherheit in Situationen, in denen er sich ängstlich verhält. Du schaffst aber auch ein größeres Verständnis dafür, die Situation anzunehmen, wenn der Tag mal nicht so erfolgreich, wie geplant verlaufen ist und dein Hund dementsprechend an der Leine zieht oder auf Hunde reagiert.
Mache dir die Stimmungsübertragung zunutze, setze sie gerne im Zusammenleben mit deinem Hund ein und du wirst sehen, dass sich einiges verändern wird.
Als ausgebildete Hundetrainer und Hundepsychologen haben sie es sich zur Aufgabe gemacht, Mensch-Hund-Teams professionell darin zu unterstützen, eine gesunde und harmonische Bindung zueinander aufzubauen und das Leben mit Hund – weit weg von allen gesellschaftlichen Zwängen – zu genießen.
Dabei ist es ihnen besonders wichtig, ganzheitlich zu arbeiten und sowohl Hund als auch Mensch in unterschiedlichen Lebensbereichen zu coachen.