Sinnesleistungen von Hunden

Die Sinnesleistungen von Hunden sind ein Wunderwerk. Vor allem seine Möglichkeit, so unendlich viele Gerüche zu erschnüffeln. Ob als Drogenspürhund oder Mantrailer, die Hundenase wird in vielen Bereichen unseres Alltags geschätzt und eingesetzt. Allerdings sind auch andere Sinne des Hundes zu berücksichtigen, wenn du deinen Hund noch mehr und besser verstehen und erleben willst.

Die Sinnesleistungen von Hunden im Überblick

Hunde bereichern unser Leben und machen es zu etwas ganz Besonderem. Wir leben eng mit ihnen zusammen, doch nehmen die Umwelt ganz unterschiedlich wahr. Der Grund dafür liegt in ihren Sinnen. Genau wie der Mensch haben sie fünf Sinne - sie sind jedoch unterschiedlich ausgeprägt.

Sehen

Hunde sind in der Lage, schon kleinste Helligkeitsunterschiede zu erkennen. Je dunkler die Umgebung wird, umso besser können Hunde Unterschiede ausmachen. Verantwortlich dafür ist unter anderem das Tapetum lucidum, und dass Hunde ihre Pupillen sehr weit vergrößern können.

Hunde können nur bestimmte Farbtöne sehen. Da ihnen ein Zapfentyp im Aufbau des Auges fehlt, sind sie nicht in der Lage, den Farbton Grün zu erkennen. Sie können hingegen Violett-, Blau-, Gelb- und Weißtöne besonders gut sehen und auch voneinander unterscheiden. Farbtöne wie Rot, Gelb, Orange oder Grün hingegen können Hunde nicht wirklich auseinanderhalten. Wenn du beispielsweise ein gelbes Spielzeug auf eine grüne Wiese wirfst, kann dein Hund dieses nicht sehen, jedoch unter Zuhilfenahme seiner anderen Sinne ausfindig machen.

Beim Erkennen von Bewegungsreizen indes kann keiner einem Hund etwas vormachen. Bereits kleinste Bewegungen, die wir Menschen mitunter gar nicht richtig erkennen, nimmt ein Hund wahr. Bewegungslose Objekte dagegen erkennt ein Hund nicht.

Im Alter oder auch durch Erkrankungen kann die Sehfähigkeit eines Hundes nachlasen.

Hören

Hunde können sehr viel besser hören als wir Menschen. Dabei spielt die Form der Ohren (Schlapp-/Stehohren) keinerlei Rolle. Sie nehmen die in der Luft befindlichen Schallwellen wahr. Diese entstehen immer dann, wenn sich Teilchen in der Luft bewegen. Geraten die Schallwellen in das Hundeohr, wird das Trommelfell in Schwingung versetzt und der eigentliche Hörvorgang nimmt seinen Lauf.

Hunde sind in der Lage, in einem Frequenzbereich von 20 Hz bis 50kHz zu hören. Das erklärt auch, weshalb sie Mäuse unter der Erde hören können oder sprichwörtlich die Flöhe husten. Die Natur und seine Tierwelt stellen für deinen Hund eine außerordentliche Geräuschkulisse dar. Jedoch ist auch unser Alltag von vielerlei Geräuschen gespickt, die für uns unscheinbar, bis gar nicht zu hören sind. Aber unsere Vierbeiner nehmen sie wahr. Hier sind beispielsweise Energiesparlampen oder auch die oft genutzten elektrischen Zahnbürsten zu nennen. Es ist schon eine erstaunliche Leistung der Hunde, solche vermeintlich störenden Geräusche auszublenden und aus diesem ganzen Gemisch aus Schallwellen gezielte Geräusche herauszufiltern.

Ein Zuviel an Ohrenschmalz, Milben, eine Ohrenentzündung oder auch die falsche Windrichtung können zu einem Qualitätsverlust des Hörvermögens führen. Nicht zu vergessen: im Seniorenalter lässt das Hörvermögen nach.
Riechen
Die Riechleistung eines Hundes ist unumstritten dem Geruchssinn von uns Menschen um ein Vielfaches überlegen. Um sich das besser vorstellen zu können: Hunde besitzen ca. 220 Millionen Riechsinneszellen. Wir Menschen dagegen gerade mal zwischen ca. 5 bis 10 Millionen.

Hunde sind auch in der Lage, zwischen dem normalen Atmen und dem Schnüffeln hin und her zu wechseln. Das bedeutet, beim Atmen kann der Hund den Luftstrom über den Nasen-Rachen-Raum in Richtung Lunge lenken. Beim Schnüffeln, also der Duftstoffinhalation, ist der Atemrhythmus ein anderer. Der Vierbeiner kann bis zu 300 Mal in einer Minute Luft einatmen, die er zur Riechschleimhaut lenkt. Diese benötigt immer ausreichend Feuchtigkeit, damit die Geruchspartikel gebunden und somit analysiert werden können.

Schmecken

Beim Hund sind die Geschmacksrezeptoren in der Schleimhaut der Zunge zu finden. Sie befinden sich in kleinen Zusammenschlüssen, welche als Geschmacksknospen bezeichnet werden. Die Geschmackswahrnehmung ist umso sensibler, je mehr von diesen Geschmacksknospen vorliegen. Hund haben weit weniger Geschmacksknopsen als Menschen. Zum besseren Vergleich: Hunde haben ca.1700 bis 2000 Geschmacksknospen, wir Menschen hingegen ca. 9000.

Hunde haben vier Typen von Geschmacksknospen. Damit können sie süß, süß-fruchtig, sauer, bitter und herzhaft-würzig (auch „Umami“ genannt) schmecken und voneinander unterscheiden. Begründet wird dies durch das Vorhandensein verschiedener Geschmackssinneszellen, die auf unterschiedliche Reizformen reagieren. Das Schmecken von Salzigem ist bei Hunden nur sehr gering ausgeprägt.

Fühlen und Tasten

Der Hund hat über seinem ganzen Körper Sinneszellen verteilt, die auf jegliche Berührungsreize reagieren. Es handelt sich dabei um Tast-, Schmerz- und auch Wärme-Kälte- Rezeptoren. Auch im Körperinneren, also den inneren Organen und ebenso in den Gelenken, besitzt der Hund solche Rezeptoren. Dabei ist nicht nur die Haut des Hundes sehr feinfühlig, sondern auch das schützende Fell. Jedes einzelne Haar hat an seiner Wurzel Nervenfasern, die somit ein Tastempfinden möglich macht.

Hunde besitzen sogenannte Sinushaare. Diese sind im Vergleich zu den anderen Körperhaaren länger und sitzen tiefer. Sie befinden sich vorwiegend im Gesicht des Vierbeiners, um die Nase und das Maul, als auch über den Augen und auf der Stirn.

Vereinzelte Sinushaare sind auch auf dem Hundekörper verteilt zu finden. Diese werden als sogenannte Leithaare betitelt. Sie haben auch Nervenfasern an ihren Wurzeln, welche jedoch wesentlich dichter sind als bei den übrigen Haaren. Mit den Sinushaaren können Hunde Berührungen, aber genauso gut Luftströmungen wahrnehmen und erkennen.

Hunde sind ebenso in der Lage, elektromagnetische Felder mit ihrem Fell und den Sinushaaren zu spüren und darauf zu reagieren. Sie können das statische Magnetfeld der Erde mittels verschiedener Rezeptortypen wahrnehmen.

Die Sinne unserer Hunde sind schon sehr faszinierend. Oft überraschen sie uns mit Dingen, die sie wahrnehmen und auf die sie reagieren. Hier die eigene Sensibilität zu schulen kann einen ganz neuen Blick auf den eigenen Hund eröffnen.

Die Entwicklung der Sinnesleistungen von Hunden im Welpenalter

Bei der Geburt sind noch nicht alle Sinnesleistungen von Hunden ausgeprägt, allerdings kann er bereits im Mutterleib vielerlei Reize wahrnehmen. Manche Sinnesorgane entwickeln sich schneller als andere. So verändern sich die Augenlider beispielsweise in dieser Zeit, um den Augapfel besonders schützen zu können. Zu Beginn sind die Lider nur locker aneinander. Im Laufe der weiteren Trächtigkeit verwachsen sie sogar miteinander. Ungefähr zwei Wochen nach der Geburt öffnen sich die Augen Stück für Stück und erst nach mehreren Wochen erreichen sie ihre volle Funktionsfähigkeit.

Auch die Entwicklung des Gehörs beginnt viel später. Direkt nach der Geburt sind die Gehörgänge noch verschlossen. Während der dritten Woche schließlich beginnen sie, sich langsam zu öffnen. Erstaunlich ist es, dass Hundewelpen trotzdem unmittelbar nach der Geburt Höreindrücke wahrnehmen können. Handelt es sich dabei um laute Geräusche direkt in der Nähe, wird der Hundekopf in geringe Schwingungen versetzt. Diese werden sodann auf das Hörorgan übertragen. Der Welpe kann so einen Eindruck von diesem Geräusch bekommen. Das Hörvermögen ist nach einigen Wochen voll ausgeprägt.

Das Schmerzempfinden, der Gleichgewichtssinn sowie die Temperaturwahrnehmung entwickeln sich bereits im Mutterleib. Zwar sind sie dort noch nicht voll funktionsfähig, aber verschiedene Rezeptoren arbeiten bereits.

Die Sinnesorgane

Das Hundeohr

Das Hundeohr lässt sich in drei Abschnitte unterteilen, zum einen das Außenohr. Dieses umfasst die Ohrmuschel, den Gehörgang und am Ende das Trommelfell. Der Gehörgang ist mit einer Schleimhaut bedeckt und wandelt sich nach einem vertikalen Stück in einen horizontalen Abschnitt. Am Ende dieses horizontalen Abschnitts liegt das Trommelfell, eine Membran, die je nach Hundegröße auch unterschiedlich groß sein kann. Der vertikale Abschnitt des Gehörgangs ist teilweise mit Haaren übersät.

Beim zweiten Abschnitt des Ohrs handelt es sich um das Mittelohr. Es ist ein Hohlraum, der mit Luft gefüllt ist. Hier befinden sich die Gehörknöchelchen. Dieser Hohlraum ist mit dem Rachen über einen Tubus verbunden. Bei jedem Schlucken wird dieser Luftraum belüftet.

Bei dem dritten Abschnitt handelt es sich um das Innenohr. Durch zwei Öffnungen besteht eine Verbindung zwischen dem Hohlraum und dem Innenohr mit seinen Sinneszellen. Dieser Bereich wird auch als Labyrinth bezeichnet. Dort liegt das Hörorgan, was als Corti-Organ betitelt wird. Zudem befindet sich ebenso das Gleichgewichtsorgan dort.

Die Hundenase

Riechen ist nicht gleich riechen für den Hund. Er hat zwei Möglichkeiten, Gerüche wahrzunehmen. Zum einen natürlich über seine Nase. Er atmet die Luft mit den Geruchspartikeln ein. Ein sehr gut funktionierendes System aus feinen Gefäßen, welche die Schleimhaut durchbluten und Drüsen, die für Flüssigkeit sorgen, bieten die Grundlage für die leichte Aufnahme der Duftmoleküle aus der Luft. Zudem sind Hunde in der Lage, zwischen dem Atmen und dem bewussten Schnüffeln zu wechseln.

Auf der anderen Seite kann der Vierbeiner Gerüche über sein Mund-Riech-Organ, dem Vomeronasalorgan, wahrnehmen. Nach seinem Entdecker benannt, wird dieses Organ auch Jacobson’sches Organ genannt. Es sitzt am Gaumen. Die Geruchsinfos bekommt es zum einen vom Mund und zum anderen von der Nase. Jedoch sind nur die schweren Duftpartikel entscheidend, die aus der Mundhöhle kommen. Die Partikel kommen von den Pheromonen, welche über diverse Körperflüssigkeiten ausgeschieden werden. Du wirst bei einem Rüden vielleicht schon einmal das bekannte Zittern der Kiefer und ein gleichzeitiges Schmatzen mit eventueller Schaumbildung beobachtet haben. In diesem Fall hat der Rüde den Duft einer Hündin wahrgenommen.

Das Hundeauge

Durch die Augenhornhaut gelangt das einfallende Licht in die vordere Augenkammer. Die sich dort befindliche Iris hat die Aufgabe, die genaue Lichtmenge zu regulieren. In der Mitte der Iris befindet sich die Pupille, eine kreisrunde Öffnung. Dadurch können die Lichtstrahlen weitergelangen. Inwieweit sich die Pupille weitet oder verkleinert, steuert ein Reflex. Ist es beispielsweise schummrig, wird die Pupille möglichst weit gestellt, um so viele Lichtstrahlen zu erfassen, wie es nur geht. Damit bei Helligkeit die Sehzellen geschützt werden können, wird die Pupille hingegen enger gestellt.
Im weiteren Verlauf erreicht das Licht die Linse, wo die Lichtstrahlen gebündelt werden. Mit Hilfe des Glaskörpers werden die Lichtstrahlen auf die Netzhaut projiziert. Je nach Wölbungsgrad der Linse kann das Bild scharf oder weniger scharf sein.

Gerade beim Sehvermögen gibt es Besonderheiten bei den verschiedenen Rassen, insbesondere was das Gesichtsfeld betrifft. Bei Hunden mit langer Schnauze liegt das Gesichtsfeld bei 270 Grad. Bei Hunden mit rundem und flachem Gesicht hingegen liegt es nur bei 220 Grad. Zum Vergleich: bei uns Menschen sind es gerade mal 180 Grad.

Gleichgewicht

Für das Gleichgewicht ist das Gleichgewichtsorgan zuständig. Es liegt im Innenohr und ist sehr empfindlich. Es besteht aus drei Röhren. Diese sind kreisförmig gebogen und mit Flüssigkeit gefüllt. Von der Anordnung her liegen die Röhren annährend rechtwinklig zueinander. Diese Tatsache ermöglicht es, jegliche Drehbewegung zu realisieren.


Kristina Ziemer-Falke ist zertifizierte Hundetrainerin und Verhaltensberaterin durch die Tierärztekammer Schleswig-Holstein und das Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Darüber hinaus verfügt sie über viele Zusatzausbildungen und Schwerpunkte und ist im Prüfungsausschuss der Tierärztekammer Niedersachsen für die Hundetrainerzertifizierungen.
Mit ihrem Mann Jörg Ziemer gründete sie das Schulungszentrum Ziemer & Falke, in dem sie seit vielen Jahren mit viel Herz, Leidenschaft und Kompetenz Hundetrainer in ganz Deutschland ausbilden und viele Weiterbildungsangebote anbieten. Viele kennen Kristina außerdem als erfolgreiche Autorin von Fachbüchern für Hundetrainer und Hundehalter sowie aus Artikeln beliebter Hundezeitschriften.