Seniorenhund: Fit bis ins hohe Alter

Der Hund im Alter – für Hundehalter ist das nicht gerade das schönste Thema. Dennoch lohnt es sich, darüber nachzudenken, dass der eigene Hund alt wird. Denn du hast die Möglichkeit, deinem Senior das Älterwerden zu erleichtern – folglich kann er neue Lebensqualität gewinnen.

Wann ist ein Hund alt?

Wann dein Hund alt ist – so einfach lässt sich diese Frage nicht beantworten, denn es ist von Hund zu Hund verschieden. Jeder Hund kann und sollte immer nur individuell betrachtet werden. Auch wenn größere Hunde eine geringere Lebenserwartung haben als kleine Hunde, kann es dennoch sein, dass es den einen oder anderen kleinen Hund gibt, der früh altert. Meist erkennst du die ersten Alterserscheinungen an seinem optischen Erscheinungsbild. Das Fell verändert sich, graue Haare wachsen im dichten Fell. Speziell an der Schnauze bemerken viele Hundehalter zuerst, dass der Hund die Seniorenklasse erreicht.

Aus der Forschung
Spannend ist natürlich die Frage, warum große Hunde eher altern. Zu diesem Thema wird geforscht. „Wir vermuten, dass die niedrigere Lebenserwartung großer Rassen die Folge eines übermäßig schnellen Wachstums sein könnte“, schreibt Expertin Dr. Cornelia Kraus von der Georg-August-Universität Göttingen dazu. „Große Hunderassen sterben durchschnittlich im Alter von 5 bis 8 Jahren, während kleine Rassen ein durchschnittliches Alter von 10 bis 14 Jahren erreichen.“

Er hört nicht mehr so und läuft auch das eine oder andere Mal vor Gegenstände….

Die Sinne sind für einen Hund sehr wichtig. Im Alter können auch diese nachlassen. Trübe Augen sind bei älteren Hunden keine Seltenheit, eine Kernsklerose ist bei vielen älteren Hunden bekannt. Dies ist eine Alterserscheinung, bei der die Linse im Auge milchig wird. Der Hund sieht schlechter, wird aber nicht völlig blind und kommt gut im Alltag damit klar. Natürlich solltest du dich bei körperlichen Veränderungen deines Hundes immer mit deinem Tierarzt in Verbindung setzen.

Auch das Gehör eines Hundes wird im Alter meistens schlechter. Dieser Prozess geht schleichend voran und vielfach wird es als Ungehorsam oder Sturheit interpretiert, wenn der Hund plötzlich nicht mehr auf Signale reagiert. Aber vielleicht liegt es nur daran, dass er Töne in bestimmten Lagen nicht mehr aufnehmen kann. Für den Hund sehr wichtig: Sein Geruchssinn bleibt meistens sehr lange ausgezeichnet.

Klassische Anzeichen, dass dein Hund alt wird:
– größeres Schlafbedürfnis
– weniger Bewegungsdrang
– sinkendes Leistungsvermögen
– manchmal nachlassender Appetit
– nachlassende Sinnesleistungen
– stumpferes Fell
– langsamere Reaktionen (z.B. auf Signale)

Das braucht ein Hund mit Seniorstatus

Dein älterer Hund bewegt sich weniger und langsamer, ist also insgesamt weniger aktiv. Altersbedingte Arthrosen sind häufig. Dennoch hat dein Hund das Bedürfnis, gesund ausgelastet zu werden, um fit zu bleiben. Meist können gemeinsame Aktivitäten beibehalten werden, aber die Zeiten sollten verkürzt werden. Statt drei lange Spaziergänge pro Tag, gehe lieber 4 – 5 kleinere Runden spazieren. Dein Hund sollte sich danach zwar ausruhen, aber er sollte keine Stressreaktionen wie starkes Hecheln, Unruhe oder totale Erschöpfung zeigen. Sorge für eine ausreichende Versorgung mit frischem Wasser, was er nach und auch während des Spaziergangs in kleinen Etappen zu sich nehmen kann. Auch kannst du deinen Hund kognitiv fordern. Problemlos kannst du deinem Hund bis ins hohe Alter hinein das Clickern beibringen.

Bist du mit Hund und Auto unterwegs, so erleichtere deinem Hund den Einstieg durch eine Rampe. Dadurch ersparst du ihm das mühsame Springen. Um seine Gelenke zu schonen, kannst du kleine Rampen auch an das Sofa oder Bett stellen, sofern er dorthin darf. Mittlerweile spezialisieren sich auch immer mehr Hersteller von Liegeplätzen darauf, dass die Hunde auch orthopädisch optimal liegen und der Körper in die Entspannung kommt.

Schwimmt dein Hund gerne, so wäre dies eine gute Möglichkeit, seinen Körper dadurch zu fördern. Beachte natürlich eine angemessene Außentemperatur und trockne den Hund nach dem Schwimmen ab.

Weg mit dem Speck

Altersspeck? Auch der kann plötzlich einsetzen. Obwohl es keine Veränderung im Fütterungsprozess gab, nimmt dein großer Liebling zu. Das hat mit der Umstellung des Stoffwechsels zu tun. Die Abläufe im Körper gehen etwas langsamer vonstatten – so auch sein Stoffwechsel. Lass dich beraten, welches Futter dein Hund benötigt. Seniorenfutter werden auf dem Markt viele angeboten. Schau, dass du eine Sorte findest, die an die Bedürfnisse deines Hundes genau angepasst ist. Hält dein Hund ein gutes Gewicht, so werden Gelenke, Herz und Kreislauf wesentlich weniger belastet. Viele Fachleute raten, ältere Hunde besser mit mehreren kleinen Portionen zu füttern, als täglich einmalig eine große Ration anzubieten.

Gemeinsame Urlaube

Gewohnte Umgebung, Gerüche und Abläufe wirken beruhigend und geben deinem Oldie Sicherheit. Daher stellt für ältere Hunde das Verreisen eine Herausforderung dar. Das heißt aber nicht, dass ihr nicht mehr zusammen wegfahren könnt! Stimme den Urlaub aber auf den Hund ab. Große Wanderungen sollten an das Laufniveau des Hundes angepasst werden. Packe deinem Hund ein paar Geborgenheitsreize ein. Sein Futter, Körbchen, Spielzeuge, usw. Bekanntes tut ihm speziell an einem fremden Ort gut.

Das eine oder andere Zipperlein

Sehr alte Hunde können – wie auch wir Menschen – an Demenz leiden. Man spricht bei Hunden von kognitiver Dysfunktion. Diese Hunde werden ruhiger, wirken desorientiert und verhalten sich anders als früher. Sie wandern ruhelos herum oder bleiben mit dem Kopf zur Wand einfach stehen. Der Schlafrhythmus verändert sich, teilweise auch das Fressverhalten. Sei geduldig und konsultiere einen Tierarzt, der dich und deinen Hund beraten und unterstützen kann.

Auch ist Inkontinenz ein häufiges Thema.

Heutzutage gibt es im Fachhandel spezielles Zubehör wie wasserdichte Unterlagen, heiß waschbare Betten oder auch Windeln.

Sei für ihn da…

Wir können den Alterungsprozess eines Hundes nicht aufhalten, aber wir können für unsere Hunde da sein! Dazu gehört auch das wachsam sein und dafür Sorge zu tragen, dass es unseren Hunden an nichts fehlt. Ein stressfreies und entspanntes Leben steigert die Lebensqualität ungemein.

 


Kristina Ziemer-Falke ist zertifizierte Hundetrainerin und Verhaltensberaterin durch die Tierärztekammer Schleswig-Holstein und das Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Darüber hinaus verfügt sie über viele Zusatzausbildungen und Schwerpunkte und ist im Prüfungsausschuss der Tierärztekammer Niedersachsen für die Hundetrainerzertifizierungen.
Mit ihrem Mann Jörg Ziemer gründete sie das Schulungszentrum Ziemer & Falke, in dem sie seit vielen Jahren mit viel Herz, Leidenschaft und Kompetenz Hundetrainer in ganz Deutschland ausbilden und viele Weiterbildungsangebote anbieten. Viele kennen Kristina außerdem als erfolgreiche Autorin von Fachbüchern für Hundetrainer und Hundehalter sowie aus Artikeln beliebter Hundezeitschriften.