Schlaganfallwarnhund

Der Hund als bester Freund des Menschen kommt in so vielen unterschiedlichen Bereichen zum Einsatz. Er erstaunt uns mit seinen Leistungen, wie beispielsweise Sprengstoff zu erschnüffeln, vermisste Personen zu lokalisieren oder einem im Rollstuhl sitzenden Menschen einen Gegenstand zu bringen. Überall hat er einen Fulltime-Job und rettet auf seine ganz eigene Art unser tägliches Leben. Dabei dient der Vierbeiner in vielen Haushalten als enorme Entlastung. Gerade für solche Menschen, die sowohl durch Krankheit oder Behinderung eingeschränkt sind. Er kann nicht nur im Haus unterstützend einwirken, vielmehr ist er ein treuer Begleiter, ein Seelentröster und Schutzengel zugleich. Hier stellen wir euch den Schlaganfallwarnhund vor.

Schlaganfall – eine nicht zu unterschätzende Gefahr

Der Schlaganfall ist leider eine recht häufige Erkrankung. Jedoch umfasst dieser Begriff eine Reihe von Erscheinungsformen, die unterschiedliche Ursachen haben. Somit können die entsprechenden Therapien auch unterschiedlich ausfallen. Alles in allem durchleben jährlich ungefähr 270.000 Menschen einen Schlaganfall. Dabei werden manche Areale im Gehirn plötzlich nicht mehr richtig durchblutet und mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Dies hat zur Folge, dass nicht nur beispielsweise Seh- oder Sprachstörungen auftreten können. Auch Lähmungserscheinungen oder Taubheitsgefühle können vorkommen. Oft feststellbar ist das Hängen von Mundwinkeln oder gar der ganzen Gesichtshälfte. Meist sind älteren Menschen betroffen. Jedoch sind auch jüngere Personen oder auch Kinder und Säuglinge nicht vor einem Schlaganfall gefeit.

Unterschieden werden zum einen der Hirninfarkt und die Hirnblutung. Beides fällt unter den Begriff des Schlaganfalls. Jedoch haben beide Formen verschiedene Ursachen.

Was macht ein Schlaganfallwarnhund?

Ein Schlaganfallwarnhund unterstützt seinen Halter nicht nur im Alltag, sondern vielmehr schenkt er ihm mehr Lebensqualität und auch Lebensfreude. Schließlich spielt im Leben von Schlaganfallpatienten die Sorge vor einem (erneuten) Anfall eine sehr große Rolle. Vielleicht gab es schon bei dem jeweiligen Menschen einen Schlaganfall und der Hund hilft mögliche weitere Anfälle anzuzeigen. Aber auch die starke Befürchtung vor dem ersten Schlaganfall kann natürlich einen Schlaganfallwarnhund einziehen lassen.

Der Hund begleitet seinen Menschen 24 Stunden am Tag. Bei Ausflügen, wie beispielsweise ins Einkaufszentrum, zum Arzt oder zu anderen Außer-Haus-Aktivitäten ist der Schlaganfallwarnhund immer dabei. Er achtet auf seinen Menschen und spürt jede noch so kleine Veränderung im Verhalten oder in der Atmung. Durch antrainierte Verhaltensweisen kann er seinem Halter zeigen, dass dieser kurz vor einem Anfall steht. Dies gibt dem Betroffenen noch die Möglichkeit entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. So kann er sich beispielsweise hinsetzen oder legen, um einen möglichen Sturz zu vermeiden und rechtzeitig medizinische Hilfe zu rufen. Passiert dies Zuhause und ist es dem betroffenen Patienten nicht möglich Hilfe zu verständigen, kann der Schlaganfallwarnhund dazu ausgebildet werden. Er kann beispielsweise lernen, das Handy zu holen oder ein Notfallknopf zu betätigen.

Aber auch bei diesem Job braucht der Hund einmal Pause, um einfach Hund sein zu können. Das bedeutet, er darf rennen und toben, mit anderen Artgenossen zusammen sein, und soviel und ausgelassen schnüffeln, wie er will. Dies ist wichtig für den Hund. So kann eine Überforderung vermieden werden.

Was muss ein Schlaganfallwarnhund mitbringen?

Egal um welchen Assistenzhund es sich letztlich handelt, so muss auch ein Schlaganfallwarnhund einige bestimmte Wesenszüge mitbringen. Schließlich arbeitet der Hund in seinen Job rund um die Uhr und das erfordert neben einer gewissen Fitness auch viel Souveränität und Freundlichkeit. Denn ein Schlaganfallwarnhund besucht mit seinem Besitzer Orte, die nicht jedem Hund unbedingt gefallen. So könnte die Arztpraxis, gefüllt von fremden Menschen und vielen Gerüchen, auf den Hund negativ einwirken. Ebenfalls die Begegnung mit Artgenossen oder auch mit anderen Tieren muss ein Schlaganfallwarnhund selbstsicher meistern können. Das beinhaltet ebenso einen nicht stark ausgeprägtes Jagdverhalten. Schließlich muss er im Ernstfall bei seinem Halter bleiben und darf nicht einfach losrennen und einer Katze oder Wild hinterherjagen. Auch sollte sich sein Wachverhalten im angemessenen Rahmen halten. Schließlich müssen Sanitäter oder Ersthelfer dem Patienten helfen können, wenn Hilfe benötigt wird. Ein ruhiges und ausgeglichenes Wesen ist daher sehr entscheidend.

Was lernt ein Schlaganfallwarnhund?

Hunde, die als Schlaganfallwarnhunde arbeiten sollen, müssen einiges lernen. Neben einer guten Sozialisierung gehören auch gewisse Basics des Grundgehorsams dazu. Was allerdings an Signalen genau benötigt wird, hängt vom jeweiligen Patienten und seinen individuellen Bedürfnissen ab.

Zudem muss der Hund an die unbelebte Umwelt gewöhnt werden. Verschiedene Alltagsgegenstände, Straßenverkehr, Lärm und andere Geräusche und vieles mehr aus dem Alltag steht auf der To Do-Liste. Natürlich erfolgt das Training Schritt für Schritt und mit viel Vertrauen und positiven Erlebnissen.

 


Kristina Ziemer-Falke ist zertifizierte Hundetrainerin und Verhaltensberaterin durch die Tierärztekammer Schleswig-Holstein und das Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Darüber hinaus verfügt sie über viele Zusatzausbildungen und Schwerpunkte und ist im Prüfungsausschuss der Tierärztekammer Niedersachsen für die Hundetrainerzertifizierungen.
Mit ihrem Mann Jörg Ziemer gründete sie das Schulungszentrum Ziemer & Falke, in dem sie seit vielen Jahren mit viel Herz, Leidenschaft und Kompetenz Hundetrainer in ganz Deutschland ausbilden und viele Weiterbildungsangebote anbieten. Viele kennen Kristina außerdem als erfolgreiche Autorin von Fachbüchern für Hundetrainer und Hundehalter sowie aus Artikeln beliebter Hundezeitschriften. Als Dozentin ist Kristina Ziemer-Falke sehr gefragt und deutschlandweit auf Seminaren und Vorträgen zu Themen rund um den Hund anzutreffen.