Andere Hundehalter: Wieso du dich nicht vergleichen solltest

Der akute Leistungsdruck in unserer Gesellschaft spiegelt sich mittlerweile nicht mehr ausschließlich in unseren beruflichen Wegen wider, sondern hat längst seinen Platz in einer ganz anderen Disziplin gefunden: der Hundeerziehung. Nicht selten sieht man verzweifelte Hundehalter auf dem Hundeplatz oder auf dem Spaziergang, die einfach nicht verstehen können, warum der eigene Hund das gewünschte Verhalten nicht so zuverlässig ausführen kann, wie der Hund des entgegenkommenden Halters. Dabei neigen wir schnell dazu, uns unter Druck zu setzen, nehmen eine pessimistische Grundhaltung ein und fragen uns anschließend, warum das Training nicht erfolgreich war.

Im Folgenden möchten wir dir als Halter diesen Druck nehmen, dich dazu ermutigen, nicht nach links und rechts zu schauen und dir einige Tipps mit auf den Weg geben, wie du dich wieder auf dich und deinen Hund als Team konzentrieren kannst.

Den richtigen Fokus setzen

Zuallererst solltest du dir bewusst machen, dass jedes Mensch-Hund-Team individuell ist. Jeder Mensch, jeder Hund und jedes Tier ist einzigartig, hat andere Stärken und Talente, die jeweils gefördert werden sollten. Dein Hund ist super aktiv und ständig aufgedreht? Dann kann er sich beim Dog-Frisbee auspowern. Dein Vierbeiner ist eher von ruhiger Natur? Bestimmt kann er sich dann bei kognitiven Arbeiten sehr gut konzentrieren und dich mit seinem klugen Kopf beeindrucken. Wie du siehst, ergibt sich kein Vorteil dadurch, ein anderes Mensch-Hund-Team zu kopieren. Auf der einen Seite ist dies gar nicht möglich, da das andere Team womöglich andere Interessen, Stärken und Schwächen mitbringt, als man selbst veranlagt hat. Auf der anderen Seite verpasst du so die Chance, die Themen zu nutzen, die dein Hund auf ganz natürliche Weise durch seinen ganz eigenen, persönlichen Charakter mitbringt.

Zudem stellt sich die Frage: Wer sagt eigentlich, dass andere Hunde und Hundehalter keine Probleme im Alltag haben? Beim Gassigehen oder auf dem Hundeplatz siehst du immer nur einen kleinen Ausschnitt aus dem Leben anderer. Wenn der Rückruf und die Leinenführigkeit für dieses Team wunderbar funktionieren, ist der Auftritt draußen natürlich ein Heimspiel. Doch wie sieht es zu Hause aus? Sind die Möbel vielleicht schon alle angenagt, weil der Hund Probleme mit dem Alleinebleiben hat? Oder kann der Halter vielleicht keinen Besuch empfangen, ohne dass sein Hund unaufhörlich bellt? Man kann es durch einen Blick auf ein anderes Mensch-Hund-Team nicht sagen. Was man aber sagen kann, ist dass jeder auf gewisse Art und Weise sein eigenes Päckchen zu tragen hat.

Für den Fortschritt in deinem Training ist es kontraproduktiv, den Fokus auf andere Hunde und ihre Halter zu legen. Wenn du dich beispielsweise auf dem Hundeplatz nur ärgerst, weil du die tollen Leistungen der anderen bestaunst, die bei dir nicht funktionieren, dann bist du negativ gestimmt. Frust- und Mangelgefühle sind wie Gift für dein Training und verhindern, dass du selbst deine Ziele erreichst. Erfolgsversprechender ist es, wenn du mit deinen Gedanken und deiner Konzentration bei dir und deinem Hund bleibst und jeden Fortschritt – auch wenn er noch so klein ist – an dir und deinem Hund misst, unabhängig davon, wie die Fortschritte in anderen Teams aussehen mögen.

Perfektion braucht es nicht

Wenn du zur Perfektion neigst, versuche diese für einen Moment auszublenden. Jeder Mensch und jeder Hund macht Fehler. Sie helfen dir dabei, aus deinen Handlungen zu lernen, an ihnen zu wachsen und es beim nächsten Mal besser zu machen.

Frage dich also, worauf du wirklich Wert legst. Ist es die Leinenführigkeit, der Rückruf oder das entspannte Alleinebleiben? Gibt es Signale, die du nur lernst, weil man dir in der Hundeschule oder in Foren erzählt hat, dass sie jeder Hund beherrschen müsse? Lasse dich nicht von deinem Ziel abbringen und konzentriere dich auf das Wesentliche. Versuche nicht, an verschiedenen Baustellen gleichzeitig zu arbeiten. Diese kannst du auch Schritt für Schritt nacheinander angehen.

Mit Positivität zum Erfolg

Du siehst in allen anderen Mensch-Hund-Teams immer nur, wie glücklich sie sind und wie gut alles läuft? Versuche auch, das Positive in dir und deinem Hund zu entdecken! Konzentriere dich auf das, was dein Hund schon kann und erinnere dich auch im Training oder in stressigen Situationen daran. Das gibt dir ein gutes Gefühl und erfüllt dich mit Stolz. Wenn negative Gedanken oder Zweifel auftauchen, nimm diese bewusst wahr und frage dich: Bringen mich diese Ansichten weiter? Es ist nicht schlimm, wenn dein innerer Kritiker hin und wieder auftaucht. Du bist schon auf dem richtigen Weg, wenn du ihn wahrnimmst und erkennst, dass du wieder in negative Gedanken abschweifst. Wichtig ist nur, dass du zuerst dein Inneres, deine Denkweise, änderst, denn nur dann können sich äußere Umstände, wie Erfolge im Training und Alltag, ergeben.

Der Umgang miteinander

Statt dich mit anderen Hundehaltern zu vergleichen, solltest du andere Mensch-Hund-Teams für sich betrachten und dich für ihre Erfolge mit erfreuen. Tausche dich mit ihnen aus. Vielleicht hast du sogar ein lobendes Wort übrig, kannst den einen oder andern Tipp weitergeben oder auch selbst ein paar nützliche Ratschläge erhalten. Der respektvolle Austausch mit anderen Hundehaltern kann einem unheimlich viel Kraft und Zuspruch für die eigenen Themen verleihen. Man fühlt sich nicht alleine gelassen, sondern stark und wird noch dazu motiviert, am Ball zu bleiben.
Statt die Aufmerksamkeit gegen andere Mensch-Hund-teams zu richten, lohnt es sich also, in den Austausch zu gehen und die Stärken der anderen für statt gegen sich zu nutzen.

Dein persönliches Hundeglück

Zu guter Letzt möchten wir dich dazu anhalten, dich daran zu erinnern, warum du dir einen Hund in dein Leben geholt hast. Wahrscheinlich liegen die Gründe woanders, als anderen Mensch-Hund-Teams zu imponieren oder auf dem Hundeplatz der Beste und Schnellste zu sein. Dein Hund ist bei dir, um dein Leben zu bereichern, dir zu zeigen, dass du im Hier und Jetzt leben, glücklich sein und das Leben manchmal auch nicht zu ernst nehmen solltest.


Lisa Gunzenheimer und Kirsten Mahne (Lisa und Kiki) haben ihre Vision von einer eigenen Online-Hundeschule “Pawsitive Life Coaching” im Jahr 2017 in die Tat umgesetzt.
Als ausgebildete Hundetrainer und Hundepsychologen haben sie es sich zur Aufgabe gemacht, Mensch-Hund-Teams professionell darin zu unterstützen, eine gesunde und harmonische Bindung zueinander aufzubauen und das Leben mit Hund – weit weg von allen gesellschaftlichen Zwängen – zu genießen.
Dabei ist es ihnen besonders wichtig, ganzheitlich zu arbeiten und sowohl Hund als auch Mensch in unterschiedlichen Lebensbereichen zu coachen.