Der Familienhund: Mehr als nur ein Haustier

Die meisten unserer Hunde Zuhause üben diesen Job aus, ohne dass wir ihn auch als richtigen Job anerkennen: Der Familienhund. Hunde sind eine große Bereicherung und bringen Freude und Wärme ins Haus. Kein Wunder, dass immer mehr Familien auf den Hund kommen und sich besonders freuen, ihre Kinder gemeinsam mit einem Vierbeiner aufwachsen zu sehen.

Inwiefern ist „Familienhund“ ein Job?

Aus Menschensicht scheint der Familienhund das ganz große Los gezogen zu haben, er darf die meiste Zeit des Tages verschlafen, bekommt ständig von einem Familienmitglied Aufmerksamkeit und ist meist mittendrin im Geschehen. Aber ist das auch aus Hundesicht so wunderbar? Pauschal kann man das kaum beantworten, denn jeder Hund ist anders und hat andere Bedürfnisse. Mancher Vierbeiner würde sich schnell eine unerwünschte Alternativbeschäftigung suchen, würde er kaum geistig ausgelastet und keine Aufgabe erhalten. Ein anderer Charakter ist glücklich, solange er in seinem geliebten, vertrauten Zuhause inmitten seiner Familie liegt.

Familienhund sein ist also nicht für jeden Hund etwas. Ein Familienhund muss genauso eine Aufgabe erfüllen und Eigenschaften für diese mitbringen, ähnlich wie ein Drogenspürhund oder ein Blindenführhund es tun muss. Klar, unsere Fellnase daheim musste keine anspruchsvolle Ausbildung durchlaufen und auch keine Prüfung ablegen, aber dennoch muss sich unser Vierbeiner jeden Tag auf eine ganz besondere Art und Weise beweisen und sich an unseren häufig turbulenten Alltag anpassen.

Der Alltag eines Familienhundes

Je nach Familienkonstellation kann der Alltag sehr unterschiedlich aussehen. Meist gibt es aber ziemlich viel „Action“. Die Kinder haben Spielbesuch, es werden Geburtstage gefeiert oder Herrchen/Frauchen ist arbeiten. Über den Tag verteilt herrscht ein reges Kommen und Gehen und oftmals kommt für den Hund unbekannter Besuch ins Haus. Der Vierbeiner wird tagtäglich mit einer Vielzahl von Reizen konfrontiert, mit denen er sich von Anfang an arrangieren muss.

Das zukünftige Familienmitglied

Möchtest du einen Hund in eure liebende Familie aufnehmen, dann sollte dieser einige Eigenschaften mitbringen, die das spätere Zusammenleben für beide Seiten einfacher gestalten. Zunächst solltest du überlegen, wieviel Auslastung und auch geistige Beschäftigung du deinem Hund bieten kannst. Es ist nicht schlimm, wenn du einschätzen kannst, dass du nicht mehrere Stunden mit deinem Vierbeiner im Hundesportverein aktiv sein oder täglich ausdauernde Spaziergänge unternehmen kannst. Das macht überhaupt nichts, solange du ehrlich zu dir selber bist und dir keinen Arbeitshund wünschst, welcher eine Aufgabe benötigt, um nicht vor Langeweile „einzugehen“.

Es gibt viele Rassen und bunte Mixe, die sich über einen für sie ruhigen Tagesablauf freuen. Das bedeutet aber, dass du natürlich immer noch genug Zeit für die Grunderziehung und „normale“ die Beschäftigung deines Hundes neben dem Familienalltag einplanen musst, um diesem gerecht zu werden. Ein Familienhund sollte gut sozialisiert, freundlich und geduldig sein. Ein sehr wachsamer, territorialer Hund könnte problematisch werden, wenn sich Besuch ankündigt und ein Hund mit niedriger Hemmschwelle kann schnell explosiv mit Kindern werden. Oberste Regel für das Zusammenleben von Hund und Kind bleibt aber immer, egal wie kinderlieb der Vierbeiner ist: Hund und Kind bleiben niemals unbeaufsichtigt alleine!

Möchtest du generell möglichen Spannungen entgegenwirken, sollte dein Hund auf jeden Fall einen Rückzugsort bekommen, an dem er nicht gestört wird. Am besten stellst du ein Körbchen in eine ruhigere Ecke des Raums und erklärst auch deinen Kindern, dass sie es respektieren müssen, wenn dein Vierbeiner in seinem Körbchen eine kleine Auszeit vom Familiengeschehen sucht. Stellt die kleine Regel auf: Wenn der Hund in diesem Körbchen liegt, wird er von niemandem gestört und einfach ignoriert.

Das Leben mit Hund ist etwas Wunderbares und mithilfe solch kleiner Regeln, wird es eine absolute Bereicherung für alle Familienmitglieder. Gerade Kinder profitieren von dem Zusammenleben mit Tieren – Hunde lehren sie Loyalität, Verantwortungsbewusstsein und Liebe auf eine ganz natürliche Art und Weise. Schon früh können sie ganz ungezwungen kleinere Aufgaben übernehmen und dabei lernen, dass es auch dazugehört, Verantwortung zu übernehmen.


Kristina Ziemer-Falke ist zertifizierte Hundetrainerin und Verhaltensberaterin durch die Tierärztekammer Schleswig-Holstein und das Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Darüber hinaus verfügt sie über viele Zusatzausbildungen und Schwerpunkte und ist im Prüfungsausschuss der Tierärztekammer Niedersachsen für die Hundetrainerzertifizierungen.
Mit ihrem Mann Jörg Ziemer gründete sie das Schulungszentrum Ziemer & Falke, in dem sie seit vielen Jahren mit viel Herz, Leidenschaft und Kompetenz Hundetrainer in ganz Deutschland ausbilden und viele Weiterbildungsangebote anbieten. Viele kennen Kristina außerdem als erfolgreiche Autorin von Fachbüchern für Hundetrainer und Hundehalter sowie aus Artikeln beliebter Hundezeitschriften.