Das Gehen an lockerer Leine, die Leinenführigkeit, ist für entspannte Gassi-Runden unheimlich wichtig. Ein 30 kg schwerer Hund, der durchweg an der Leine zieht – das macht einfach keinen Spaß. Die gemeinsamen Spaziergänge mit dem Vierbeiner sollen doch Freude und Entspannung bringen!
Wieso Leinenführigkeit?
Aus diesem Grund erklärt sich von selbst, warum die Leinenführigkeit sinnvoll ist. Ganz egal, ob der Hund klein oder groß ist – ein Hund, der an lockerer Leine laufen kann, macht seinem Halter und sich selber das Leben sehr viel angenehmer. Generell sollten also alle Hunde die Leinenführigkeit erlernen, um sich selbst und natürlich auch ihrem Menschen den Stress eines jeden Spaziergangs zu nehmen. Schließlich geht es auch darum, gemeinsam unterwegs zu sein und die Gassi-Runden zu genießen.
Vor dem Training
Um mit dem Training zu beginnen, empfiehlt es sich, ein Geschirr und ein Halsband zu verwenden, um für den Hund hier anfänglich einen Unterschied machen zu können.
Da du besonders zu Beginn des Trainings wahrscheinlich nicht durchgehend konsequent üben möchtest und kannst, ist es wichtig, deinem Hund zu signalisieren, wann gerade Leinenführigkeit angesagt ist und wann die Regeln der Leinenführigkeit nicht zu hundert Prozent gelten. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn der Karabiner am Geschirr befestigt ist, wohingegen am Halsband leinenführig gelaufen werden soll. So kannst du dir und deinem Hund optimale Trainingsbedingungen schaffen und dort üben, wo ihr erfolgreich sein könnt. Außerdem hast du die Möglichkeit, an bestimmten Orten und in bestimmten Situationen, die ihr momentan noch nicht leinenführig meistern könnt, umzuleinen. Dies verhindert Rückschritte im Training, da ihr so euren leinenführigen Kontext (Halsband) weithin rein erhalten könnt.
Die Anforderungen lassen sich, angepasst an euren Trainingstand, nach und nach steigern, ohne zu überfordern.
Das gibt dir die Möglichkeit, die Leinenführigkeit nicht wirkungslos werden zu lassen, wenn du einmal keine Lust auf das Training hast und nach einem langen Arbeitstag einfach mal gedankenversunken mit deinem Vierbeiner bummeln möchtest, statt ihn penibel zu korrigieren. Auch deinem Hund tun die Pausen zwischendurch gut, schließlich ist das Training für ihn ebenfalls anstrengend.
Klickst du den Karabiner am Halsband ein, bedeutet das: akkurate Leinenführigkeit. Wie genau diese für dich und deinen Hund aussieht, solltest du dir vorher überlegen und am besten schriftlich festhalten. Bestimme zuvor, inwieweit dein Hund sich während der Leinenführigkeit an dir orientieren soll. Soll er Tempo- und Richtungswechsel eigenständig mitbekommen und sich anpassen oder sagst du ihm diese an? Das gleiche gilt für Stopps und das Weitergehen nach einer Pause. Auch ist es wichtig zu bestimmten, in welchem Bereich innerhalb des Leinenradius dein Hund sich aufhalten soll:
- Soll er auf einer bestimmten Seite laufen oder darf er beide Seiten nutzen?
- Darf er vor dir kreuzen oder nur hinter dir?
- Wie weit darf er vor und hinter dir laufen?
- Inwieweit darf dein Hund die Leine spannen?
Diese solltest du vor dem Training ebenfalls festlegen. Soll die Leine deutlich durchhängen oder möchtest du sie mit nur zwei Fingern halten können?
Sei bei der Bestimmung der Leinenführigkeit für dich und deinen Hund so genau wie möglich. So kannst du später optimal trainieren und gerätst nicht so leicht in Grauzonen.
Einstieg ins Training
Am einfachsten ist der Einstieg in die Leinenführigkeit über die Orientierung des Hundes. Ein Hund, der sich optimal an dir orientiert, wird viel weniger in den Bereich kommen, dass er an der Leine zieht. Ziel des Trainings ist es, dass Dein Hund lernt, dass es eine gute Idee ist, dir seine Aufmerksamkeit zu widmen und deinen Bewegungen zu folgen.
Schritt 1
Beginne das Training draußen an einem ablenkungsarmen Ort, zum Beispiel im Garten. Du brauchst außerdem ein paar Leckerchen. Du darfst gerne mit dem Clicker oder einem Markerwort trainieren. Starte zunächst im Stehen. Leine deinen Hund am Halsband an und signalisiere ihm damit, dass nun die Leinenführigkeit folgt. Füttere Deinen Hund zwei- bis dreimal mit einem Futterstücken an, um eine positive Stimmung bei ihm zu erzeugen. Du gibst deinem Hund also ca. dreimal nacheinander einfach so einen Keks, ohne dass er dafür etwas tun muss.
Schritt 2
Danach wartest du ab. Dein Hund, der gerne noch mehr Futter bekommen möchte, wird nun aus der geweckten Erwartungshaltung heraus zu dir schauen. Super! Diesen Blick belohnst du sofort mit einem weiteren Futterstück. Wiederhole diesen Vorgang so lange, bis dein Hund kaum noch von dir wegschaut.
Schritt 3
Nun kommt die Bewegung ist Spiel. Laufe aber nicht sofort schnurgerade los, sondern beginne zunächst, dich auf der Stelle leicht von deinem Hund wegzudrehen, sodass er dir ein klein wenig folgen muss, um wieder den Blickkontakt zu dir herzustellen. Schafft er das, wird das natürlich wieder belohnt. Gehe dann ein paar Schritte weiter. Folgt dir dein Hund, belohne dies wieder. Dabei muss er dir nun nicht mehr unbedingt ins Gesicht schauen. Es reichen auch andere Zeichen der Orientierung, z. B. den Kopf oder die Ohren in deine Richtung zu wenden, näher zu dir zu kommen, dir zu folgen, neben dir zu laufen etc. Nach und nach bringst du immer mehr Bewegung ins Spiel. Natürlich werden die Leckerchen auch wieder ausgeschlichen, je besser das Training läuft. Achte darauf, nicht zu lange am Stück mit deinem Hund zu üben und plane Pausen ein.
Das Verhalten festigen
Hat dein Hund das Grundprinzip der Orientierung in der Leinenführigkeit verstanden, solltest du das Training nicht schleifen lassen, ganz im Gegenteil! Leine deinen Hund bei jedem Spaziergang für etwa zwei bis fünf Minuten um, in denen du mit deinem Hund die Orientierung in der Leinenführigkeit weiter trainierst. Übe an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Zeiten und später auch unter Ablenkungen. Achte aber darauf, dass der Moment passt und sich nicht etwa ein anderes Mensch-Hund-Team nähert, wenn ihr noch ganz am Trainingsanfang steht. Hier musst du etwas Geduld aufbringen und viel Zeit investieren. Leinenführig einen fremden Hund zu passieren ist quasi die Königsdisziplin.
Auflösen
Wie weiter oben schon kurz erwähnt, ist das Signal für die Leinenführigkeit das Anleinen am Halsband. Auch das Auflösen wird bei der Leinenführigkeit, anders als bei anderen Signalen, nicht mit einem verbalen Signal (wie „okay“) umgesetzt, sondern durch den Kontext: entweder wird der Hund in den Freilauf entlassen, d. h. abgeleint oder auf das Geschirr umgeleint.
Übrigens: Wenn du ungern deinen Hund am Halsband führen möchtest, kannst du die Kontextveränderung auch anders erzeugen. Verwende z. B. zwei sehr unterschiedliche Leinen, unterschiedliche Ringe am Geschirr usw. Wichtig ist nur, dass dein Hund die beiden Kontexte „leinenführig“ und „nicht-leinenführig“ gut wahrnehmen und unterscheiden kann. Schaue einfach, was am besten zu dir und deinem Hund passt.
Mit ihrem Mann Jörg Ziemer gründete sie das Schulungszentrum Ziemer & Falke, in dem sie seit vielen Jahren mit viel Herz, Leidenschaft und Kompetenz Hundetrainer in ganz Deutschland ausbilden und viele Weiterbildungsangebote anbieten. Viele kennen Kristina außerdem als erfolgreiche Autorin von Fachbüchern für Hundetrainer und Hundehalter sowie aus Artikeln beliebter Hundezeitschriften.