Entspannung für den Hund: Tipps gegen Stress

Wenn man sich mit dem Thema „Entspannung“ auseinandersetzt, stößt man auch unweigerlich auf das Thema „Stress“. Auch Hunde sind heute vermehrt gestresst durch teilweise höhere Anforderungen, der Zunahme von äußeren Reizen und der allgemeinen Schnelllebigkeit, die auch uns Menschen immer mehr erfasst. Vielen Hunden fällt es dadurch immer schwerer, sich zu entspannen und sie sind öfter nervös und unruhig. Eine hohe Erregungslage ist jedoch häufig gekoppelt mit auffälligem Verhalten, Unansprechbarkeit und anderen Problemen. Daher ist es wichtig im Alltag und im Training auf genügend Entspannung für den Hund zu achten. Doch wie genau kann man als Halter seinem Hund zu mehr Entspannung verhelfen?

Für genügend Ruhephasen sorgen

Einer der wichtigsten Faktoren für einen entspannten Hund ist ausreichend Schlaf. Doch wieviel Schlaf braucht denn ein Hund eigentlich? In der Regel wird davon ausgegangen, dass ein erwachsener und gesunder Hund circa 18 bis 20 Stunden Schlaf pro Tag braucht. Bei Welpen oder kranken Hunden darf es auch mehr sein. Diese Stundenzahl bezieht sich jedoch nicht auf die reinen Tiefschlafphasen, sondern beinhaltet alle Phasen, in denen der Hund ruht, döst und entspannt liegt. Der Tiefschlaf, der ungefähr vier bis fünf Stunden ausmacht, spielt aber eine besondere Rolle. Nur dann werden die Ereignisse des Tages wirklich verarbeitet und sortiert, Trainingsinhalte ins Langzeitgedächtnis überführt. Besonders auffällig ist zu wenig Schlaf bei Welpen. Vielleicht kennst du auch die sogenannten wilden fünf Minuten, in denen der Welpe scheinbar wie von der Tarantel gestochen umherrast, über Tische und Bänke geht und kaum zu beruhigen ist. Dieses Verhalten ist oft ein Zeichen dafür, dass der Welpe über den Tag verteilt mit zu vielen Reizen und zu wenig Schlaf zurechtkommen musste. Wie bei kleinen Kindern fehlt dem Welpen die Fähigkeit, selber zu erkennen, wann er Ruhe braucht und diese bewusst zu suchen.

Dauerhaft zu wenig Schlaf führt, wie beim Menschen auch, zu gravierenden Problemen: von Überdrehtheit, Gereiztheit, unangemessenem nervösen oder aggressiven Verhalten, Depressionen bis hin zu körperlichen Erkrankungen. Deswegen ist es wichtig dafür zu sorgen, dass der Hund ausreichend Ruhe- und Schlafphasen bekommt. Oft gehen Halter davon aus, dass der Hund ja, während sie z.B. arbeiten oder unterwegs sind, schön schlafen kann. Das kann durchaus sein. Bei vielen Hunden ist es jedoch so, dass die Schlafqualität deutlich leidet, wenn die Bezugspersonen fehlen. Hunde sind eben sehr sozial und können oft erst richtig entspannen, wenn alle Familienmitglieder da sind.

Der richtige Liegeplatz

Wie genau der perfekte Liegeplatz für einen Hund aussieht, kann sehr unterschiedlich und individuell sein. Manche Hunde entspannen sich am besten in sehr weichen, kuschligen und anschmiegsamen Körbchen. Andere liegen lieber nur auf einer dünnen Decke oder gar dem nackten Fußboden. Wieder andere können am besten in einer höhlenartigen, geöffneten Hundebox runterfahren. Hier solltest du gucken, was für Vorlieben dein Hund hat und diese in der Auswahl der Liegeplätze berücksichtigen. Achte darauf, dass der Platz so ruhig gelegen ist, dass dein Hund nicht durch zu viele Außenreize gestört wird. Er sollte aber auch nicht zu abgelegen sein, damit er sich nicht sozial ausgeschlossen fühlt. Auch hier spielen wieder die individuellen Vorlieben eine große Rolle. So gibt es Hunde, die sich gerne von selber an einen ruhigen Ort zurückziehen und dort dann richtig entspannen. Andere Hunde kommen am besten zur Ruhe, wenn sie sehr dicht an ihrer Bezugsperson liegen dürfen. Gut ist es, dem Hund mehrere Liegeplätze zur Verfügung zu stellen, die er je nach Tageszeit, Situation und momentanen Bedürfnis wechseln kann.

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Entspannung für den Hund und dich

Eine tolle Variante, um gemeinsam mit dem Hund Stress abzubauen und zu entspannen, ist das Kuscheln. Der innige Körperkontakt zwischen Menschen und Hund beim Streicheln, Kuscheln oder Massieren setzt bei beiden das Hormon Oxytocin – umgangssprachlich auch Kuschelhormon genannt – frei. Oxytocin hat viele positive Wirkungen: es stärkt die Bindung, wirkt angstlösend und beruhigend und senkt Stress. Nimm dir also gerne die Zeit mit deinem Hund kleine Kuscheleinheiten in den Tag einzubinden. Achte dabei auf eine ruhige Stimmung und genügend Zeit. Nutze Berührungen, die dein Hund wirklich als angenehm empfindet. Sanfte und sehr langsame Massagen an Körperstellen, die dein Hund besonders mag, haben sich häufig bewährt. Manche Hunde mögen es auch einfach, eng am Menschen zu liegen, wollen aber nicht unbedingt gestreichelt werden. Das ist natürlich auch vollkommen in Ordnung und tut der Oxytocin-Produktion keinen Abbruch. Finde heraus, was deinem Hund und dir guttut. Viel Spaß beim Kuscheln!


Kristina Ziemer-Falke ist zertifizierte Hundetrainerin und Verhaltensberaterin durch die Tierärztekammer Schleswig-Holstein und das Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Darüber hinaus verfügt sie über viele Zusatzausbildungen und Schwerpunkte und ist im Prüfungsausschuss der Tierärztekammer Niedersachsen für die Hundetrainerzertifizierungen.
Mit ihrem Mann Jörg Ziemer gründete sie das Schulungszentrum Ziemer & Falke, in dem sie seit vielen Jahren mit viel Herz, Leidenschaft und Kompetenz Hundetrainer in ganz Deutschland ausbilden und viele Weiterbildungsangebote anbieten. Viele kennen Kristina außerdem als erfolgreiche Autorin von Fachbüchern für Hundetrainer und Hundehalter sowie aus Artikeln beliebter Hundezeitschriften. Als Dozentin ist Kristina Ziemer-Falke sehr gefragt und deutschlandweit auf Seminaren und Vorträgen zu Themen rund um den Hund anzutreffen