Anti Giftköder Training für einen sicheren Alltag

Leider lesen und hören wir immer wieder von ausgelegten Giftködern oder ähnlichem auf den typischen Gassirunden in Parks und Wäldern. Als Hundehalter machen wir uns große Sorgen, aber wirkliche Vorsorge-Möglichkeiten haben wir leider nur wenige, da wir als Halter auch nicht immer mitbekommen, wenn der Hund etwas aufgenommen hat. Weiterhin können wir nicht immer auf den ersten Blick erkennen, ob es sich um ein giftiges oder anderweitig gefährliches Stück handelt und zudem wirken Gifte auch nicht immer sofort, sondern der Hund kann auch erst nach einigen Tagen erste Vergiftungsanzeichen zeigen. Aber dennoch stehen dir und deinem Hund zwei Möglichkeiten zur Verfügung, wie du deinen Alltag stressfreier erleben kannst.

Entweder du benutzt einen Maulkorb oder du machst ein Anti Giftköder Training, um deinen Hund zu schützen. Ein Maulkorb sollte jedoch in lockerer Atmosphäre antrainiert werden. Dein Hund sollte ihn gerne tragen. Ein Maulkorb lohnt sich vor allem in Gebieten, die durch die Köder stark frequentiert sind. Und auch dann, wenn die Trainingseinheit noch nicht vollendet wurde, nämlich das Anti Giftköder Training.

Anti Giftköder Training – So geht’s

Das Training funktioniert ähnlich wie ein Jagd-Kontrolltraining. Der Hund soll anzeigen, wenn er etwas gefunden hat, dafür erhält er eine Belohnung. Diese Variante ist straffrei und es besteht keinerlei Risiko, den Hund dabei zu verängstigen oder gar zu traumatisieren. Der Grundgedanke dieser Methode ist, dass dein Hund gefundenes Fressen nicht mehr für das Nonplusultra hält. Dafür musst du ihm natürlich eine tolle Alternative bieten, für die du im ersten Schritt herausfinden musst, was sein absolutes Lieblingsfutter ist. Jetzt heißt es shoppen gehen! Besorge dir die unterschiedlichsten Sachen, die deinem Liebling sehr gut schmecken könnten,- die er natürlich aber auch verträgt. Das kann alles Mögliche sein, wie beispielsweise Leberwurst, Gouda, Fleischwurst und, und, und…
Nun präsentiere ihm nacheinander immer zwei Leckereien gleichzeitig und beobachte, welche er jeweils zuerst nimmt. Entscheidet er sich zwischen Leberwurst und Gouda oder zuerst für die Leberwurst? Dann vergleiche als nächstes Leberwurst mit Fleischwurst. Hier wählt dein Hund zuerst die Fleischwurst? Dann ergibt sich also folgende Reihenfolge:

  1. Fleischwurst
  2. Leberwurst
  3. Gouda

Die Hitliste steht.

Nun kann im nächsten Schritt ein Markerwort eingeführt werden. Nenne ein Wort wie beispielsweise „Jep!“ und gib deinem Hund sofort etwas Leberwurst (Geschmacksklasse 2). Das wiederhole einige Male und beginne dann mit dem eigentlichen Training. Gehe dafür mit deinem Hund an einem auf dem Boden liegenden Stück Gouda vorbei, so dass er dieses nicht erreichen kann. Nimmt dein Hund den Käse wahr, sagst du sofort „Jep!“ und gibst ihm etwas Leberwurst – das hatte er ja zuvor gelernt. Als Belohnung erhält er danach aber auch noch ein Stück Gouda, um zu lernen, dass er nichts verpassen wird und sich bei gefundenem Fressen gleich an dich wenden kann. Auch lernt er, dass du ihm nichts hektisch wegnehmen möchtest, sondern du dich auch interessierst. Ein „gemeinsames Hobby“ quasi.

Im späteren Training folgt die „Anzeige“, d. h. dein Hund zeigt, dass er etwas gefunden hat. Dieses könnte so aussehen, dass dein Hund sich ins „Sitz“ begeben soll, sobald er etwas zu Fressen gefunden hat. So verweilt er, bis du ihn aus dem Sitz entlässt und belohnst. Der schwierige Part ist der, dass dein Hund das gefundene Fressen nicht mehr fressen soll. Dazu ist womöglich ein Zwischenschritt nötig, für den dein Hund das „Sitz“ absolut zuverlässig beherrschen sollte. Auf Zuruf muss er sich aus dem Freilauf hinsetzen können. Klappt das nicht, solltest du das parallel zu diesem Training noch üben. Das Training ist recht anspruchsvoll und eine Empfehlung wäre, dass ein Hundetrainer dich, deinen Hund und das Training begleitet. Da hier der Schwerpunkt darauf liegt, dass der Hund zuverlässig anzeigt, ist ein Feedback durch einen Fachmann eine große Unterstützung.

 


Info
Hat mein Hund etwas Schädliches aufgenommen? Wann sollte ich zum Tierarzt? Wie gehe ich vor?
• Alarmzeichen: starkes Hecheln, starker Durst, auffälliges Speicheln, Würgen, Erbrechen, Zittern, Durchfall, Atemnot, Koordinationsstörungen, Blutungen und Unruhe.
• dein Hund verhält sich generell nicht so wie sonst
• Nimm Erbrochenes unbedingt mit in die Klinik. Das könnte helfen, um die Art der Vergiftung schneller festzustellen. Da jedes Gift nicht nur anders auf den Organismus wirkt, sondern auch zeitlich zu unterschiedlichen Momenten auftreten kann, hilft eine Einschätzung durch den Tierarzt.

Generell: Suche unverzüglich einen Tierarzt auf, wenn dein Hund Schädliches gefressen hat, um schlimmeres zu verhindern. Treten erst Symptome auf, ist es in einigen Fällen bereits zu spät.


 

Findest du bei einem Spaziergang einen Köder, melde diesen sofort. Das Auslegen von Giftködern ist eine Straftat und nur, wenn die Köder der Polizei oder dem Ordnungsamt gemeldet und vorgelegt werden, gibt es eine reelle Chance, dass die Täter gefunden werden. Solltest du Würstchen oder bunt-gefärbte Krümel im Gebüsch oder am Wegesrand sehen, könnte es sich dabei um präparierte Giftköder handeln, die für den nächsten Hund zu einer großen Gefahr werden können! Bitte sammle den Fund auf jeden Fall ein, gib ihn ab und merke dir auch den Fundort!

 


Zusammenfassung
Vorgehen bei Giftköder-Fund

1. Köder mitnehmen z. B. in einem Kotbeutel
2. Fundort merken oder gleich notieren
3. Bei der Polizei oder beim Ordnungsamt melden und abgeben


Kristina Ziemer-Falke ist zertifizierte Hundetrainerin und Verhaltensberaterin durch die Tierärztekammer Schleswig-Holstein und das Messerli Forschungsinstitut der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Darüber hinaus verfügt sie über viele Zusatzausbildungen und Schwerpunkte und ist im Prüfungsausschuss der Tierärztekammer Niedersachsen für die Hundetrainerzertifizierungen.
Mit ihrem Mann Jörg Ziemer gründete sie das Schulungszentrum Ziemer & Falke, in dem sie seit vielen Jahren mit viel Herz, Leidenschaft und Kompetenz Hundetrainer in ganz Deutschland ausbilden und viele Weiterbildungsangebote anbieten. Viele kennen Kristina außerdem als erfolgreiche Autorin von Fachbüchern für Hundetrainer und Hundehalter sowie aus Artikeln beliebter Hundezeitschriften.