Tiere als Weihnachtsgeschenk: Interview

Gerade in der Vorweihnachtszeit werden vermehrt Haustiere gekauft. Leider landen viele von ihnen nach Weihnachten im Tierheim. Der Grund: die Tiere werden zu Weihnachten verschenkt und was gut gemeint ist, nimmt oft kein gutes Ende. Oftmals sind die Beschenkten der Verantwortung für ein Lebewesen nicht gewachsen. Nach der ersten Freude folgt schnell die Ernüchterung: ein Tier macht neben viel Freude auch viel Arbeit, Dreck und verursacht einige Kosten. Nicht jeder ist bereit, sich dieser Verantwortung zu stellen. Die einfachste Lösung ist dann leider in vielen Fällen die Abgabe im Tierheim. Bevor du einen Hund oder eine Katze unter den geschmückten Baum setzt, solltest du dir also die Frage stellen: Sind Tiere als Weihnachtsgeschenk wirklich geeignet? Wir möchten aufklären und haben mit Timo Franzen, dem Leiter des Tierheims Düsseldorf gesprochen.

Vermitteln Sie in der Vorweihnachtszeit noch Tiere?

Timo Franzen: Ja. Unsere Mitarbeiter führen ausführliche Gespräche und gehen natürlich auch auf dieses Thema ein. Sollte es Zweifel an der „Geschichte“ der Interessenten geben, wird die Vermittlung entsprechend abgelehnt.

Worauf achten Sie besonders in der Vorweihnachtszeit, wenn Sie Ihre Tiere vermitteln?

Timo Franzen:Die meisten Leute verplappern sich schon am Telefon, bzw. fragen ganz offen nach einem Geschenk für Mutti. Dann versuchen wir die Leute weniger mit erhobenem Zeigefinger, sondern mit Geduld und Vernunft davon zu überzeugen lieber einen Gutschein (Besuch im Tierheim, Übernahme der Schutzgebühr), vielleicht in Verbindung mit einem entsprechenden Buch, zu verschenken.

Wie viele Tiere werden in der Zeit nach Weihnachten bei Ihnen abgegeben?

Timo Franzen: Nicht mehr als in der übrigen Zeit. Die erste tatsächliche „Welle“ kommt erfahrungsgemäß zu den Osterferien (wenn es „normal“ läuft), wenn die Leute feststellen, dass auch der Hund, die Katze, oder die Meerschweine anständig versorgt werden müssen, wenn man sich auf Sardinien Land und Leute anschauen möchte. Oder wenn die junge Katze sich beim Toben in den Vorhängen verheddert hat, der Oberschenkel gebrochen ist, und die angefahrene Tierklinik 800 Euro für die notwendige Operation haben möchte…

Alles andere, was nicht unter Zeitdruck „weg muss“, jung, hübsch und gesund ist, wird noch über Kleinanzeigenportale verkauft. Da ist es kein Unterschied ob es um die Playstation geht, oder den jungen Golden Retriever – solange noch ein Euro zu kriegen ist, wird der mitgenommen.

Was raten Sie allen Leuten, die sich ein Tier anschaffen möchten?

Timo Franzen: Informieren Sie sich gut, checken Sie ganz genau die persönliche Bereitschaft viel Zeit und Geld zu investieren. Sie übernehmen die Verantwortung für ein oder mehrere Lebewesen. Es kann immer ein unvorhergesehenes Ereignis eintreten, wer zahlt Tierarztrechnungen oder kümmert sich, wenn man selbst verhindert ist? Ist es realistisch nach einem 10 Stunden Arbeitstag, notwendigen Einkäufen, Terminen, Fahrtzeiten und „Sozialkontakten“ sich noch zwei Stunden mit der Pflege und Versorgung der Kleintiergehege zu verbringen? Passt ein Tier auch noch in drei oder vier Jahren in meine aktuelle Lebensplanung?

Lassen Sie sich von Fachleuten beraten, nicht von Verkäufern. Die Mitarbeiter in Tierheimen stellen nicht einen Haufen blöde Fragen um Sie zu ärgern, sondern weil sie das Beste für Mensch und Tier wollen.

Wir bedanken uns herzlich bei Herrn Franzen für das Interview!


Timo Franzen und seine 32 Mitarbeiter kümmern sich im Tierheim Düsseldorf liebevoll um zahlreiche Tiere. Vor der Corona-Krise konnten sie noch alle gemeinsam mit den Hunden Gassi gehen. Mittlerweile sind die Pfleger in Teams aufgeteilt und haben untereinander keinen Kontakt mehr. Wer das Tierheim Düsseldorf mit einer Spende unterstützen möchte, kann dafür die folgenden Konten nutzen: DE11.3015.0200.0001.0409.30 oder per Paypal: info@tierheim-duesseldorf.de